Tanz der Sinne
anderen jungen Leuten aus der
Nachbarschaft Stücke aufgeführt. Sie hatten ganz besonderen Erfolg mit Wie es euch gefällt und Was ihr wollt.«
Lucien lächelte bei der Vorstellung. »Man sieht diese Stücke selten mit echten Zwillingen. Kristine war vermutlich der Sebastian zu Kathryns Viola?«
»Ja, und sie war ein sehr flotter junger Kavalier.
Man konnte Olivia keinen Vorwurf machen.« Die Herzogin nippte nachdenklich an ihrem Tee. »Wo immer Kristine jetzt sein mag, ich bin sicher, daß sie irgendeinen Unfug anstellt. Das Mädchen braucht einen starken Mann in ihrem Leben.« Sie überlegte einen Augenblick und fügte hinzu: »Und in ihrem Bett.«
Lucien grinste. »Glaub nicht, daß du mich mit deinen Anzüglichkeiten schockieren kannst, Tante Josie – ich bin vollkommen immun. Weißt du, wo die Zwillinge jetzt sind?«
»Nachdem ihr Vater gestorben und das Haus verkauft war, haben sie Westmoreland verlassen.
Das muß ungefähr fünf Jahre her sein. Sie sind zu ihrer Tante nach London gezogen.« Lady Steed schürzte die Lippen. »Markland hat sie vollkommen mittellos zurückgelassen. Selbst aller Charme der Welt könnte einen derart schockierenden Mangel an Verantwortungsgefühl nicht ausgleichen.«
»Hat eine von beiden noch einen zweiten Vornamen -Jane?«
»Beide. Kathryn Jane Anne und Kristine Jane Alice, glaube ich. Anscheinend hat Markland seine Schwester gebeten, Taufpatin für sein erstes Kind zu sein, und er sah keinen Grund, das zu ändern, nur weil seine Frau ihm Zwillinge geboren hatte.«
Sie zuckte die Achseln. »Oder vielleicht fanden die Eltern, daß die Mädchen auch dieselben Initialen haben sollten, wenn sie sich schon so ähnlich waren.«
Er erinnerte sich daran, wie »Cassie James«
geschworen hatte, daß Jane ihr wirklicher Name war. Dies eine Mal wenigstens hatte sie nicht gelogen. Die kleine Hexe war schlau. Aber das hatte er bereits gewußt.
Während er vor sich hin brütete, sagte Lady Steed: »Ein faszinierendes Phänomen, Zwillinge.
Oft haben sie eine gemeinsame Geheimsprache, schon von frühester Kindheit an.« Als sie Luciens Gesicht sah, senkte sie den Blick. »Aber das weißt du natürlich. Wie dem auch sei, die Traversmädchen hatten besondere Namen füreinander. Ich hab’ sie einmal gehört, als sie miteinander schwatzten.«
»Erinnerst du dich an die Namen?«
»Ich glaube, es war Kit und Kara.« Die Herzogin biß sich auf die Lippen. »Nein, das stimmt nicht.
Kira, das war’s. Kit und Kira.«
Luciens Interesse erwachte. »Und wer war wer?
Beide klingen ähnlich genug, daß man Namen und Spitzname11 beliebig kombinieren kann.«
»Kit ist gewöhnlich die Kurzform für Kathryn.«
Seine Tante legte ihre Stirn in Falten. »Aber das kann nicht stimmen – Kit hat die meiste Zeit geredet, das muß also wohl Kristine gewesen sein.«
»Kit ist auch eine Kurzform für Kristine«, sagte Lucien. Als er sie das erstemal getroffen hatte, auf Rafes Jagdpartie, hatte sie ihren Namen mit Kitty angegeben. Eigentlich waren das ihre genauen Worte gewesen: »Kit… Kitty«, als ob sie sich nachträglich korrigiert hätte. »Dann ist Kathryn also Kira.«
Nachdem dieser Punkt geklärt war, kam er zu einer wichtigeren Frage. »Hatten die Mädchen Verehrer?«
»Nicht wirklich. Jeder in Westmoreland wußte, daß sie keinen Penny hatten, deswegen kamen sie nicht ernsthaft in Frage. Oh, viele junge Männer haben mit Kristine geflirtet, und sie hat mitgespielt. Und einmal hat Anne Milton etwas von einem Witwer erwähnt, der Kathryn als eine geeignete Stiefmutter für seine fünf Kinder betrachtete, aber ich habe nie etwas wirklich Wichtiges gehört.«
Er grinste sie liebevoll an. »Wenn du nichts gehört hast, ist nichts gewesen. Ich staune immer wieder, wieviel du weißt.«
Sie legte den Kopf schief wie ein Spatz. »Ich habe all deine Fragen beantwortet, aber vermutlich wirst du mir eine Antwort schuldig bleiben, wenn ich dich frage, was du diesmal im Schilde führst.«
»Belassen wir es dabei: ich habe mich gefragt, ob ich es mit einer Frau zu tun habe oder zweien.« Er stand auf. »Ich danke dir. Du hast mir bestätigt, daß die Damen Travers wirklich Zwillinge sind. Ich stehe in deiner Schuld.«
»Du kannst sie einlösen, indem du ihnen bestellst, daß sie mich besuchen sollen, wenn sie in London sind«, sagte sie prompt. »Allein oder zu zweit. Ich wäre entzückt unsere Bekanntschaft zu erneuern.«
»Das werde ich tun«, versprach er. Die Einladung seiner Tante lieferte
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