Tanz der Sinne
sie entsprechend erwidert wurde. Trotz ihrer spröden Art war Kathryn eine Verletzlichkeit eigen, die den Wunsch in ihm weckte, sie zu beschützen – selbst wenn er immer noch nicht davon überzeugt war, daß sie ihn nicht einfach anlog.
»Schauspielerinnen gibt es in den besten Familien, aber ich begreife, warum Lady Jane die Verbindung lieber geheimhalten möchte. Da Sie beide eineiige Zwillinge sind, erscheint es mir allerdings ausnehmend sinnlos, die Verwandtschaft leugnen zu wollen.«
Sie zuckte die Achseln. »Nicht unbedingt. Wir gelten zwar allgemein als attraktiv, aber wir haben keinen auffälligen Zug wie rotes Haar oder ungewöhnliche Größe. Wenn Kristine auf der Bühne steht, trägt sie Kostüme und Schminke, so daß sie kaum aussieht wie sie selber schon gar nicht wie ich. Da mein Bekanntenkreis klein ist, gibt es nur wenige Menschen, die in der Lage wären, die Ähnlichkeit festzustellen. Bis jetzt hat noch niemand eine Verbindung hergestellt.«
Er lächelte. »Ich begreife, aber Sie tun sich und Ihrer Schwester Unrecht. Ihre Erscheinung mag nicht eben dramatisch sein, aber der allgemeine Effekt ist… bemerkenswert.« Sein Blick blieb an dem schweren Haarknoten in ihrem Nacken haften. »Ihr Haar zum Beispiel könnte man schlicht als braun bezeichnen, aber es ist trotzdem hinreißend. Dicht, schimmernd und voll goldenem Glanz.«
Sie berührte verlegen ihr Haar. »Ich hätte eher daran denken sollen – unser Haar ist der eine offensichtliche Unterschied zwischen meiner Schwester und mir. Meines ist nie geschnitten worden, aber Kristine hat ihres abgeschnitten, damit es besser unter ihre Perücken paßt.« Ihre Augen blitzten triumphierend. »Selbst die beste Schauspielerin wäre außerstande, ihr Haar so wachsen zu lassen, seit Sie meine Schwester zum letztenmal gesehen haben, Lord Strathmore.
Überzeugt Sie das, daß wir zwei verschiedene Frauen sind?«
Die lebhafte Erinnerung an weiches, schulterlanges Haar huschte ihm durch den Kopf.
Er fluchte insgeheim. Verwünscht, sein Verstand ließ ihn im Stich. Er hätte selber darauf kommen können. Eine scheinbar unterschiedliche Haarlänge war kein unumstößlicher Beweis, daß er es mit zwei verschiedenen Frauen zu tun hatte, aber immerhin. »Sie könnten natürlich ein Haarteil tragen.«
Sie verdrehte die Augen. »Sie sind ein mißtrauischer Mann, aber selbst Sie müssen zugeben, daß das Haarteil, falls ich wirklich eins trage, genau mit meinem natürlichen Haar übereinstimmt.«
Wieder hatte sie recht, ihre leuchtendbraunen, goldgetupften Locken hatten durchgängig dieselbe Farbe. Halb im Scherz sagte er: »Um sicherzugehen, müßte ich die Haarnadeln aus ihrem Haar ziehen, so daß es offen ist.«
Ihre Augen wurden schmal wie bei einer beleidigten Katze. »Genug jetzt, Lord Stathmore.
Ich sehe Ihnen einiges nach, weil Sie mich mit meiner Schwester verwechselt haben, aber ich dulde keine weiteren Übergriffe auf meine Person.
Selbst ein Mann von Ihrem Ruf dürfte wissen, daß für Schauspielerinnen und Damen verschiedene Regeln gelten.«
Er mußte lachen. »Ich gebe mich geschlagen, Lady Kathryn. Eine letzte Frage, bevor ich mich verabschiede. Schreibt Ihre Schwester politische Artikel unter dem Namen L.J. Knight?«
Kathryn hob erstaunt die Brauen.
»Selbstverständlich nicht. Sie ist eine ausgezeichnete Schauspielerin, aber ganz sicher keine Schriftstellerin. Wer hat Sie auf diese absurde Idee gebracht?«
»Kristine.«
»Sie muß eine erstklassige Vorstellung geliefert haben, wenn sie Ihnen weisgemacht hat, daß ein vierundzwanzig-jähriges Mädchen mit derselben Hellsichtigkeit schreiben kann wie L.J. Knight.«
»Sie ist eine sehr überzeugende junge Frau.«
Einem vagen Verdacht folgend fragte er: »Kennen Sie Mr. Knight?«
»Nicht persönlich, aber Tante Jane. Ihr zufolge ist er ein alternder Invalide mit einer scharfen Zunge und wenig Geduld für menschliche Schwächen.
Sie kommen hervorragend miteinander aus.«
Was Kathryn über L.J. Knight wußte, wußte sicherlich auch Kristine, und das erklärte, warum sie keine Scheu gehabt hatte, sich seine Identität anzueignen.
Luden stand auf. »Sie waren sehr hilfsbereit, Lady Kathryn. Ich bedaure, daß ich Ihnen vorhin solche Unannehmlichkeiten bereitet habe.«
»Das ist nicht gerade eine untertänige Entschuldigung aber ich nehme sie trotzdem an.«
Sie warf ihm einen nüchternen Blick zu. »Sie werden Kristine nichts antun, wenn Sie sie finden?«
»Nein.« Er lächelte
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