Tanz der Sterne - Unter dem Weltenbaum 03
mußte, die in der Weissagung erwähnt wurden. Aber zu seinem Verdruß kam er nie nahe genug an Faraday oder ihre Zofe heran, denn Bornhelds Männer behielten sie ständig im Auge. Aber eines Tages würde es ihm doch gelingen. Doch warum demütigte der Herzog seine Gemahlin so oft, da es sich bei ihr doch so offensichtlich um ein Geschöpf der Weissagung handelte? Das konnte Ho’Demi einfach nicht verstehen.
Faraday wandte den Blick vom Häuptling ab, ehe ihr Gemahl noch mißtrauisch wurde und den Mann fortan mit seinem Zorn verfolgte. Jetzt bemerkte sie, daß Timozel sie ansah.
In seinem Blick fanden sich weder Mitgefühl noch Unterstützung. In den vergangenen Monaten hatte der Jüngling sich leider immer mehr auf Bornhelds Seite geschlagen. Timozel bezeichnete sich zwar immer noch als ihr Ritter und legte Wert auf seinen Schwur, nur ihrem Wohlergehen zu dienen. Aber irgendwann in der letzten Zeit schien er wohl zu dem Schluß gelangt zu sein, daß er seiner Herrin am ehesten diente, wenn er sich ihrem Gemahl nützlich machte. Der junge Mann bewunderte und achtete den Herzog sehr, und das verstand Faraday absolut nicht.
Timozel hatte Bornheld von seinen Visionen berichtet, ihr gegenüber aber kein Wort darüber verloren.
Faraday mied seinen Blick. Wenn sie früher gewußt hätte, daß sich dieser lebenslustige Jüngling in einen finsteren, brütenden und erschreckenden Mann verwandeln würde, hätte sie niemals seinem Wunsch entsprochen, ihr Ritter zu werden.
Und nun starrte Timozel sie in einer Weise an, die nur einen Schluß zuließ: Er stand in der Frage des Thronfolgers vollkommen auf der Seite Bornhelds.
Aus ihrer im Dämmerlicht liegenden Ecke heraus verfolgte die Katzenfrau genau, wie Faraday etwas Selbstwertgefühl zurückfand, als Ho’Demi sie freundlich anlächelte. Und sie nahm auch wahr, wie die Edle die Schultern wieder hängen ließ, als Timozel sie vorwurfsvoll anstarrte. Yr fragte sich schon seit längerem, ob sie und die drei anderen Wächter damals richtig gehandelt hatten, als sie Faraday mit aller Macht dazu drängten, ihre Liebe zu Axis zu verbergen und statt dessen Bornheld zu heiraten. Wir glaubten zu jener Zeit, damit könne sie dem Krieger das Leben retten, dachte die Katzenfrau bitter. Deswegen haben wir auf das arme Mädchen eingeredet, bis sie sich dem Herzog hingab. Was bewog uns nur zu glauben, es könne der Prophezeiung nützlich sein, wenn sie sich zu diesem groben Kerl ins Bett legte?
Ich kann nur für sie hoffen, daß sie irgendwann Liebe und Erfüllung in den Armen Axis’ findet, betete Yr in Gedanken. Daß der Krieger sie ebenfalls liebte, daran konnte kein Zweifel bestehen. Jeder, der in Gorken zugegen gewesen war, hatte das deutlich sehen können. Und Yr glaubte auch zu wissen, daß Axis sich durch das ganze Reich kämpfen würde, um Faraday aus ihrem Elend mit Bornheld zu befreien. Nein, sie durfte nicht daran zweifeln, denn die Vorstellung erschien ihr zu furchtbar, daß das Herzeleid der jungen Frau vergebens sein sollte.
Die Wächterin warf einen Seitenblick auf Timozel. Er und sie hatten vor Zeiten das Bett miteinander geteilt. Aber die Vorlieben des Jünglings waren für Yrs Geschmack eindeutig zu düster und bizarr geworden, deswegen hatte sie die Beziehung beendet. So weit es die Katzenfrau betraf, hatten Faraday und sie nur noch einander. Und die beiden Frauen mußten zusammenstehen, wenn sie hier überleben wollten.
Hoffentlich kam Axis rasch, hoffentlich kam er bald, um sie beide hier herauszuholen.
»Guter Mann«, erregte sich Gilbert, »ich bin der persönliche Gesandte des Bruderführers des Seneschalls. Ich verlange, sofort ins Privatquartier des Herzogs Bornheld vorgelassen zu werden.«
Der Wächter schnaubte nur und betrachtete den pickligen und dürren Mönch von oben bis unten. Wenn ich der Bruderführer wäre, dachte er, würde ich einen Gesandten schicken, der mehr Würde hat und meine Autorität wahrhaft repräsentiert.
»Ich habe Beglaubigungsschreiben bei mir, die meine Stellung bestätigen!« rief Gilbert, der jetzt endgültig die Geduld verlor. Die Eltern dieses Tölpels mußten beide von Hirnpocken befallen gewesen sein, als sie einen solchen Tropf in die Welt gesetzt hatten. Der Bruder hatte eine harte und furchtbar kalte Reise hinter sich, in der er sich kaum eine Pause gegönnt hatte. Von Karlon über den Nordra bis nach Jervois. Je eher er ein Kaminfeuer vor sich sah – und eines, vor dem auch noch, bitteschön, Bornheld stehen
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