Tanz des Lebens
Worte brannten sich für immer wie ein brennender Stachel in sein Herz. Seufzend legte Luke die Bananenschale neben sich, als er einen Wagen hörte, der ihre Auffahrt hochgefahren kam.
»Habe ich nicht mal einen einzigen Tag vor dir Ruhe? Sag nicht, dass du wegen unseres Trainings gekommen bist. Das kannst du vergessen, Liam. Heute habe ich keine Lust.«
Bei dem Klang seines Namens zuckte Liam zusammen. »Hast du mich an meinem Schritt erkannt?«, stotterte er und sah Luke überrascht an.
»Du sagst es. Aber wo du schon mal hier bist, kannst du mir Gesellschaft leisten. Es wird noch eine Weile dauern, bis Faye zurückkommt.«
»Wo ist sie denn hin? Geht es ihr nicht gut?«
»Doch, sie wollte nur eine Weile alleine sein. Was ihr nicht zu verdenken ist, so wie Quin sie behandelt. Aber du scheinst meine Schwester zu mögen.«
»Eh…ja.« Vorsichtig setzte Liam sich neben ihn, zog seine Schuhe aus und krempelte umständlich die Hosenbeine hoch.
»Sag mal…«, druckste er verlegen herum, »denkst du, ich bin … Also … Meinst du, ich bin ihr vielleicht auch ein bisschen wichtig?«
Ein Wasserschwall traf ihn ins Gesicht, als Luke mit den Füßen im Teich planschte. »Das musst du sie schon selber fragen, Buddy!«
Stille. »Oh. Ok.«
Die nächsten Stunden verbrachten sie, indem beide Jungen mit ihren Beinen im Teich plantschten und jeder seinen eigenen Gedanken nachhing und vor sich hinbrütete. Gegen Mittag ging Liam ins Haus und bereitete einen kleinen Imbiss für sie vor. Danach aßen sie schweigend und sonnten sich anschließend träge am Steg bis, bis ein Motorengeräusch ihre faule Stille durchbrach.
»Hi, ich dachte, ich sehe mal nach euch Schlafmützen.«
Erstaunt hob Luke beim Klang von Melissas belustigter Stimme den Kopf. Seit der Moongadawnacht hatte sie sich nicht mehr blicken lassen. Trotzdem hatte er manchmal an sie gedacht. Ihm gefiel ihre Stimme und beim Einschlafen fragte er sich in letzter Zeit öfters, wie wohl das Gesicht zu dieser Stimme aussah.
»Woher weißt du, dass wir hier sind?«
Liam hatte sich jetzt auch aufgerichtet und sah sie erstaunt an. Melissa wirkte in keinster Weise verlegen. Mit einem Ächzen quetschte sie sich zwischen die Jungs auf den Steg, schleuderte ihre Flipflops weg und tauchte mit einem freudigen Schrei ihre Beine ins kühle Nass.
»Meine Tante hat es mir verraten, bevor sie vor einer Stunde an den Strand ging, um sich mit Faye zu treffen. Und da dachte ich mir, dass es eine super Idee ist, um euch mal alle wiederzusehen.«
Damit schloss sie ihren Prolog, ließ sich nach hinten auf die Holzplanken fallen und genoss die Sonne auf ihrem Gesicht.
Zwei Stunden später fuhr Faye müde und geschafft die leicht ansteigende Auffahrt hoch. Sie wünschte sich nichts sehnlicher, als ins Bett zu krabbeln und nie mehr aufzuwachen. Beim Aussteigen griff sie auf dem Beifahrersitz nach ihrem kleinen Rucksack. Daraufhin löste sich die Kordel und der Inhalt flog in hohem Bogen heraus und ergoss sich auf den staubigen Sandboden. Frustriert stöhnte Faye auf. Wenn jetzt noch was passiert, dann schreie ich , murmelte sie vor sich hin.
Ergeben ging sie in die Hocke und begann, die Sachen wieder einzusammeln. Es dauerte eine ganze Weile. Aufstöhnend fischte sie nach dem Schlüsselbund und kam dann wieder in die Höhe. Genervt schmiss sie die Wagentür zu und strich sich eine verschwitze Haarsträhne aus der Stirn. Danach ging sie auf das Haus zu. Als sie kurz darauf Gelächter aus dem Garten hörte, wusste sie, dass sie Besuch hatten. Unwillig schloss sie kurz die Augen. Dann öffnete sie sie wieder und ging mit einem schiefen Lächeln über den Kiesweg um das Haus herum.
Liam sah sie als Erster und erhob sich hastig. »Hi. Ich bin nur kurz vorbeigekommen, um mich für Quins Verhalten gestern Morgen zu entschuldigen. Er ist manchmal ein ziemliches Arschloch und nicht sehr gewandt darin, Gefühle zu zeigen, aber er meinte das nicht so. Ich will auf jeden Fall nicht, dass du sauer bist.«
Ein zartes Lachen zuckte um ihre Mundwinkel.
»Aber ich bin doch nicht auf dich sauer. Also lass es gut sein, okay.«
Sie schmiss ihren Rucksack ins Gras und kurz darauf flogen ihre Sandalen auf den Schuhstapel, der schon am Teichrand lag. Mit einer liebevollen Geste strich sie über Lukes Haare, setzte sich hinter ihren Bruder und lehnte ihren Rücken gegen seinen. Gedankenverloren spielte Liam mit einem langen Grashalm und beobachtete die Geschwister aus halbgeschlossenen Augen.
Weitere Kostenlose Bücher