Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tanz des Lebens

Tanz des Lebens

Titel: Tanz des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bianca Balcaen
Vom Netzwerk:
Shiva aus den Augenwinkeln beobachtete. Und Faye erkannte Angst, Frustration und eine tiefe Besorgnis in ihrem Gesicht, als sie leise ergänzte: »Du solltest dich in Acht nehmen, wenn du mit den Noyee-Geschwistern zusammen bist. Leg keine Gefühle hinein. Manche Menschen sind nicht das, was sie vorgeben zu sein.«
    »Was … ich, äh nein. Oh bitte, Shiva. Liam ist ganz in Ordnung, aber mehr auch nicht. Und Quin – dieser Typ ist mir sowas von egal. In seiner Nähe herrschen konstant Temperaturen um den Gefrierpunkt. Er ist ein wandelnder Alptraum, ein … ein Eisberg.«
    »Auch Eisberge können Dinge mit ihrer tödlichen Umklammerung zerdrücken«, erwiderte Shiva leise. Nach diesen Worten fühlte Faye, wie Angst ihren Körper lähmte und sie blass wurde. Mit ernster Miene fasste Shiva nach ihren nervösen Händen und hielt sie beruhigend in den ihren.
    »Ich will dir keine Angst machen, Faye, ich habe dich ja selbst zu ihnen geschickt. Ich möchte nur, dass du vorsichtig bist. Aber ich habe dir das mit den Fischen auch noch aus einem anderen Grund erzählt. Denn zu den wenigen Lebewesen, die mit dem Lebensrhythmus der Mondgezeiten verbunden sind, gehören auch die Medusen des Wasser-Zirkels. Yeidevis – wie ich eine bin.«
    »Das … das ist nicht wahr!« Keuchend holte Faye Luft und glaubte, den Boden unter den Füssen zu verlieren. Auf einmal löste sich vor ihren Augen alles auf – nichts schien mehr so, wie es war. Alle Menschen in ihrem Umkreis, die ihr etwas bedeuteten, veränderten sich und waren auf eine ihrer Welt fremden Art miteinander verbunden.
    »Du hast mir immer erzählt, dass du nur eine weiße Hexe bist, die die helle Macht benutzt, um Gutes zu tun«, stieß sie verstört hervor.
    Shiva umarmte sie und streichelte ihr besänftigend über den Rücken. »Ja, mein Kind, weil das der einfachste Weg war, um deinen Vater zu beruhigen, als er sah, wie ich dich als Baby mit meinen Kräutern gesund machte, als du so schwer erkrankt warst. Damit konnte er sich besser arrangieren, als wenn ich ihn mit der Wahrheit konfrontiert hätte. Du weißt doch, dass dein Vater nicht an übernatürliche Wesen glaubt. Aber Hexen kann selbst er nicht leugnen. Dafür sind die meisten Menschen noch am ehesten offen.«
    »Darum kanntest du auch Page, als ich dich von Los Angeles aus angerufen habe«, hauchte Faye kraftlos.
    »Ja. Page ist meine Schwester. Wir sehen uns nicht besonders ähnlich, aber wir sind zweieiige Zwillinge.«
    Wie ein Donnerschlag hallte ihre Aussage in Faye nach. Mittlerweile hatte sie jegliches Gefühl für die Realität verloren. Irritiert starrte sie in den Abendimmel. Die untergehende Sonne war gerade im Begriff, den Horizont mit ihrem Strahlenkranz in rotgoldenes Licht zu tauchen. Ein langsam sterbender Tag ohne Hoffnung, dass sie die Normalität ihres Lebens jemals wieder zurückgewinnen würde.
    Der Atem der Seelöwenkolonie auf der Sandbank verflüchtigte sich in der kälter werdenden Abendluft und der Schrei einer einzelnen Möwe echote von den Bergwänden wider und verband sich mit dem orangen Schleier über den nebelverhangenen Bergen. Tief atmete Faye die kalte Luft ein, sie wusste nicht mehr, was sie denken sollte.
    All das, von dem sie immer gedacht hatte, dass es nur in Fantasy-Romanen existierte, schlug jetzt gnadenlos über ihr zusammen. Vor ihren Augen sah Faye die beschützende Festung, die ihr gewohntes Leben umgab, in tausend Steine zerbröckeln, für ein Lebens, das ab jetzt von einem grausamen Wettkampf gegen tödliche Nätdämonen geprägt war. All ihre normalen Träume, all ihre Wünsche wurden ins Meer geschwemmt und von der Flut weggespült. Lange Zeit stand sie unbeweglich und wie erstarrt im seichten Wasser, bis Shiva sie aus ihrer Versunkenheit holte.
    »Ich weiß, wie du dich jetzt fühlen musst. Aber es gibt viele Wesen zwischen Himmel und Erde, die wir nicht sehen, und doch existieren sie. Du und Luke, ihr habt nur das Unglück gehabt, als Erstes den dämonischen Nats zu begegnen. Es gibt aber auch andere Wesen, die menschliche Züge besitzen, weil sie Menschen sind – so wie ich oder Jhonfran. Oder auch die Nat-Charmer und Zoe mit ihren hellseherischen Fähigkeiten. Wenn man die Geister beschwört und sie dir etwas erzählen, dann passiert das nur, weil sie es wollen. Aber es ist eine gefährliche Macht. Als ich eine Yeidevi wurde, hat sich auch mein Leben total verändert.«
    Seufzend bückte Faye sich, um den feuchten Sand von ihren Füssen zu wischen. Danach

Weitere Kostenlose Bücher