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Tanz des Lebens

Tanz des Lebens

Titel: Tanz des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bianca Balcaen
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Steinbeck aus dem Jahr 1945.

24

    Dimension der Begegnungen
     
    D er Deckenventilator surrte leise und vermischte die warme Morgenluft mit den Blumendüften, die vom Garten heraufwehten. Unter halbgeöffneten Augen verfolgte Quin die Bewegungen der rotierenden Lamellenblätter. Mit verschränkten Armen unter seinem Kopf lag er unbeweglich auf seinem Bett, beziehungsweise auf Liams Bett, das sie sich notgedrungen teilten, seitdem das Mondmädchen mit ihrem Bruder hier eingezogen war. Schon seit Stunden führte er einen einsamen Kampf gegen sich selber.
    Der Blutverlust von der Zugfahrt saß ihm immer noch in den Knochen. Er fühlte sich beschissen, da ihm aber das mitleidige Getue seines Bruders auf die Nerven ging, hatte er geschauspielert, was er bis in Perfektion konnte, sodass Liam vor Stunden mit gutem Gewissen das Haus verlassen konnte, um zu seiner geliebten Faye zu eilen, wie Quin kopfschmerzlastig vermutete. Heute Morgen konnte er sich komischerweise an die vorletzte Nacht im Schlafabteil des Zugs ganz genau erinnern. Sie war süß und vor allem aufrichtig gewesen.
    Das schätzte er, mehr als ihm lieb war. Denn im Gegensatz zu Liams Mitleid packte sie ihn mit ihrer Aufrichtigkeit und ihrem unsentimentalen Ton richtig an. Mit ihren klaren Anweisungen konnte er eher etwas anfangen, als mit Liams gefühlsduseligem Mitleid, obwohl er wusste, dass sein Bruder es nur gut mit ihm meinte. Frustriert glitt sein Blick zum Himmel, an dem sich wattierte Schäfchenwolken tummelten, die die Sonne immer mehr mit ihren heißen Strahlen beiseiteschob. Heute würde es wieder warm werden.
    Seine Laune war mittlerweile auf dem Tiefpunkt angelangt. Weder hatte er es geschafft, sich bei Faye für sein ruppiges Verhalten zu entschuldigen, noch waren neue Erkenntnisse zu dem Schwarzmagier, der das Portal beschworen hatte, aufgetaucht. Missmutig griff Quin nach seinem Silberdolch auf dem Nachttisch. Nachdenklich warf er ihn in die Luft und fing ihn mit geschlossenen Augen wieder auf. Ein Geräusch ließ ihn aufhorchen.
    »Liam?«
    Dann fiel ihm wieder ein, dass dieser ja zum Mondmädchen gefahren war. Komisch, wer machte dann so einen Krach? Hastig schwang er seine Beine aus dem Bett und stand auf. Mit lang ausholenden Bewegungen legte er die wenigen Meter zum Schlafzimmer seines Vaters zurück. Doch dieser lag wie immer bewegungslos in seinem Bett und schaute durch ihn hindurch, als wäre er unsichtbar. Wie immer, wenn Quin das Zimmer betrat.
    Die perfekte Allianz, dachte er sarkastisch. Schon seit seiner Geburt lebten sie in dieser lockeren Form einer Symbiose: Beide Arten ziehen zwar einen Vorteil aus dem Zusammenleben, sind aber ohne einander gleichwohl lebensfähig. Die Invalidenrente seines Vaters sicherte ihre Existenz; im Gegensatz versorgten sie ihren Vater. Liam erntete dafür Bewunderung – er selber wurde durch Missachtung bestraft.
    Klack … klack …
    Da, jetzt hörte er schon wieder das Geräusch und diesmal kam es eindeutig aus dem unteren Stockwerk. Barfuß lief Quin die Stufen zum Erdgeschoss hinunter. Kurz bevor er die Küchentür erreichte, lag seine Hand schon auf der Türklinke. Schwer atmend riss er sie auf. Dabei fiel sein Blick auf einen dunklen Schatten, der neben dem Kühlschrank im Schutz der bodenlangenVorhänge lauerte.
    Ohne zu zögern sprang Quin auf den Schatten zu und zog den Stoff mit einem reißenden Geräusch zur Seite – und dann wurde er hinterrücks angegriffen und es wurde dunkel um ihn, noch bevor er leblos auf dem gekachelten Fliesenboden zusammenbrach.
     

     
    Als sie auf dem Pier vom Fisherman’s Wharf ankamen, gingen gerade die bunten Lampions an, die in unzähligen Lichterketten über den ganzen Steg gespannt waren. Am Tisch waren die anderen schon versammelt. Neugierig beäugte Zoe die Neuzugänge. Faye sah ihr an, dass es in ihrem Kopf ratterte, als ihr Blick an Liam hängenblieb und dann vielsagend zu ihr zurückglitt. Bevor Zoe jedoch einen spitzen Kommentar abgeben konnte, der ihr eine flammende Röte ins Gesicht steigen lassen würde, sprang Faye erklärend ein.
    »Tut mir leid, dass wir zu spät sind, Leute. Das ist Melissa McCormick. Sie ist die Nichte von Shiva und verbringt die Semesterferien in Monterey. Und das hier ist Liam, ein Freund von Luke und mir. Und das«, sie zeigte auf die Tischrunde, »sind Randy, Zoe, Holly und Jhonfran«
    »Hi.« Mit einem offenen Lächeln winkte Melissa in die Runde, während sich Liam sein Haar aus der Stirn strich, ihnen ernst

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