Tanz des Lebens
aber nicht mit so einem hirnrissigen, abgestumpften Idioten wie dir.«
Quin glitt mit einer beängstigen Geschwindigkeit auf sie zu und umfasste hart ihr Kinn. »Willkommen im Land der Realität. Jetzt hör mir mal gut zu, kleine Mondfee. Da draußen sind ungefähr zwei Dutzend übernatürliche dämonische Kreaturen, die nur darauf warten, dich in Stücke zu reißen. Der Geruch des Todes liegt schon in der Luft. Also nimm jetzt das verfluchte Schwert und lerne verdammt noch mal, es richtig zu führen. Du kannst keinen Zauber bewirken und auch nicht das Jademana werfen. Also lerne, mit dem Schwert zu kämpfen. Das ist deine einzige Überlebenschance.« »Ich soll damit töten? Das kann ich nicht! Das verstößt gegen alle irdischen Prinzipien.«
»Scheiß drauf, Lunababe. Komm mir jetzt nicht mit Moral. Du bist mit einem Dämonensiegel geprägt, du hast keine Prinzipien mehr . Du bist so gut wie tot, wenn du dich nicht gegen sie wehrst – und dein Bruder auch.«
»Du bist gemein.«
»Nein.» Quin zog sie hart an seinen nackten Oberkörper und sah sie mit seinen gefährlich funkelnden samtschwarzen Augen an. »Nein, ich erzähle dir nur die Wahrheit.«
Oh Gott, Luke, diesmal schaffe ich es vielleicht nicht, dich zu beschützen .
Matt hob Faye ihren Arm und bedeutete Quin, endlich abzuhauen und sie in ihrem seelischen Schmerz alleine zu lassen. Ausdruckslos ignorierte er ihre abwehrende Bewegung. »Komm schon, Lunababe. Du gibst doch jetzt nicht schon auf, oder?«, provozierte er sie. »Es bringt dir auch nichts, mich zu beleidigen. Ich schlafe normalerweise nur mit Mädchen, die mich nicht nach meinen Gefühlen fragen. Das erleichtert die Sache für so einen emotionslosen Menschen wie mich«, informierte er sie zynisch. »Wenn du mich also ins Bett bekommen willst, solltest du dir daran ein Beispiel nehmen.«
Wie zur Salzsäule erstarrt stierte Faye ihn an. Als wenn sie je die Absicht gehegt hätte, sich mit ihm einzulassen. Mit seiner unmenschlichen Art, die Regentropfen in Sekunden an den Rand zum Gefrierpunkt zu bringen, war das das Letzte, woran sie in diesem Moment dachte. Zwischen dem Schwinden ihre Kräfte verspürte sie eine rohe, animalische Wut, ihm sein arrogantes Grinsen aus seinem Gesicht zu schlagen. Schwankend stützte sie sich am Pfeiler ab und fixierte ihn mit zusammengekniffenen Augen. »Quinton Noyee. Du bist ein Schwein – ich hasse dich und hoffe, dass du bald verreckst.«
»Dann komm … Beweis es mir!« Kampflustig stand er vor ihr und grinste sie herausfordernd an. Mit einem erstickten Aufschrei mobilisierte sie ihre allerletzten Kräfte und stürzte sich auf ihn. Es war nur eine kurze Kampfhandlung. Aber mit all ihrer aufgestauten Angst, Wut, dem Hass und der Traurigkeit erwachten Kräfte in ihr, die sie niemals für möglich gehalten hatte.
Mit einem eisenharten, gezielten Handgriff führte sie das schwere Schwert und befördertet ihn wutschreiend auf die Trainingsmatte. Bevor er jedoch hintenüber fiel, packte Quin sie am Handgelenk und zog sie mit. Als sie auf dem Boden lagen, streichelte er ihr Haar.
»Siehst du«, flüsterte er ihr ins Ohr, »du kannst es doch! Du musst deine gesamten Emotionen in den Kampf legen, nur so wird es dir heute Nacht gelingen, gegen die dämonische Macht zu gewinnen, oder auch nur den Hauch einer Chance zu haben, deinem Bruder zu helfen.«
»Du kannst mich mal kreuzweise«, murmelte Faye kraftlos. Total erschöpft fühlte sie, wie Quins Arme sie fester umschlangen, und spürte dabei sein leises Lachen, das seinen Körper schüttelte. »Sieh es einfach positiv, Lunababe, ist es nicht Sinn und Zweck, die Lebenden vor den Untoten zu beschützen?«
28
Das Siegel der Zwillinge
S ie fuhren mit zwei Autos. Faye saß auf dem Beifahrersitz neben Liam, im Fond saßen Luke und Shiva Moon. Im hinteren Geländewagen fuhren Quin, Jhonfran, Zoe und Mike Conners. Keiner war sehr redselig. Quin war kurz vor ihrer Abfahrt zu einem kompletten Eisberg gefroren und zog es vor, überhaupt nicht mehr zu sprechen.
Kurz vor dem Ruben Cliff parkten sie im Schatten eines knorrigen Mammutbaumes. Der Geruch von etwas Verbrannten stieg ihnen in die Nase. Beschützend umklammerte Faye mit eisernem Griff den Arm ihres Bruders und flüsterte ihm leise die Ausweichmanöver ins Ohr. Faye lauschte auf die Geräusche. Sie hörte den Wind. Das Rascheln der Blätter. Die Brecher des Pazifiks, die sich tosend am Cliff brachen. Das Trommeln der harten Regentropfen auf ihren
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