Tanz des Lebens
völlig abstrusen Dämonengeschichte und irgendwelchen tödlichen Siegeln berichtet.
Mike hatte kein einziges Wort davon verstanden, nur so viel, dass seine Kinder in Lebensgefahr schwebten. Mit Tempo einhundertachtzig war er durch die Straßen von Monterey gejagt und nun befand er sich in einem Haus, in dem er vorher noch nie war, und verstand überhaupt nichts von dem, was Faye ihm mit stockender Stimme berichtete.
Auch Liams gefühlvolle Erklärungen drangen nicht zu ihm durch. Quin hatte sich bis dahin im Hintergrund gehalten. Doch Fayes verstörter Blick berührte ihn. Also drängte er sich vor, setzte sich auf den Stuhl neben ihn und brachte seinen Bruder mit einer Handbewegung zum Schweigen.
»Mr Conners! Ihre Kinder sind keine normalen Kinder mehr. Sie sind beide mit einem Siegel geprägt und wenn wir den Schwarzmagier, der die Dämonen beschworen hat, morgen Nacht nicht aufhalten, dann werden die von ihnen so innig geliebten beiden Kinder morgen tot sein. Sie glauben, Sie wissen alles. Sie wissen nichts! Sie leben als Universitätsprofessor in Ihrer kleinbürgerlichen, abgeschirmten heilen Welt und haben keinen Blick für die Dinge, die um Sie herum passieren. Als Archäologe buddeln Sie ein bisschen im Sand herum und freuen sich wie ein Kind über die zu Tage beförderten Phiolen und exotische Pagodenrelikte. Doch das hinter Ihren "Fundsachen" eine dunkle, dämonische Macht schlummert, daran glaubt Ihr Gelehrtenghirn nicht. Aber es gibt sie, die Macht des Bösen. Die Natdämonen haben Burma beherrscht, bis sie durch den Gründerrat in einer unterirdischen Gruft gebannt wurden. Seitdem warten sie auf ihre Wiederkehr in die irdische Welt. Bis jetzt schien das versiegelte Portal unzerstörbar. Niemand war in der Lage, es zu öffnen. Doch Dank Ihnen, Professor Conners«, sagte Quin und beugte sich dicht zu seinem Gesicht vor, »hat sich das ja geändert.«
Alle im Raum hielten erschrocken die Luft an.
Mike Conners sackte in sich zusammen. Eine unendliche Zeit verstrich. Keiner wagte mehr zu sprechen. Dann hob er den Kopf und sagte ruhig: »Also gut, ich lasse es euch versuchen. Aber nur unter einer Bedingung: Ich komme mit!«
Am nächsten Morgen hatten alle Schatten unter den Augen, keiner von ihnen hatte nach dem Vorfall noch ein Auge zugetan. Professor Conners war in einen tranceähnlichen, verzweifelten Zustand abgeglitten und rührte seinen Teller nicht an. Nach dem schweigsamen Frühstück wiederholte Liam seine Anweisung von gestern mit energischer Stimme. Wortlos stand Quin auf, schob geräuschvoll seinen Stuhl zur Seite und rannte kommentarlos in den Garten. Beklommen ging Faye ihm nach. Unsinnig, ihn in eine Unterhaltung zu verwickeln oder ihm, schlimmer noch, ihren Trost anzubieten.
Sein wie in Marmor gemeißeltes Gesicht ließ keine Gefühle zu. Statt etwas zu sagen, führte er sie wie ein Taubstummer auf den Rasen und machte eine schnippische Handbewegung, der sie mal vorsichtig entnahm, dass sie seine Übungen, die er machte, wie ein Schattenkabinett nachmachen sollte.
»Beweg deinen Arsch!« Der gebogene Dolch traf Faye hart an der linken Schulter. Unsanft fiel sie zu Boden und blieb geflasht liegen. Mit der dick wattierten Schutzweste fühlte sie sich wie ein aufgeblasener Marienkäfer, der hilflos auf seinem Rücken lag und mit den Beinen in der Luft zappelte. Doch ohne die schützende Weste hätte sie mittlerweile selbst die sieben Leben einer Katze ausgehaucht. Sie hasste ihn mit jeder Sekunde mehr.
»So wirst du es nie lernen. Reiß dich verdammt nochmal zusammen, Lunababe. Das war eine erbärmliche Vorstellung.«
Faye blieb bewegungslos liegen. Sie war am Ende ihrer körperlichen Kraft und Quin hatte es mit seinen Kommentaren geschafft, das sie auch psychisch am Ende war. Zitternd setzte sie sich auf.
»Scheiße nochmal, Quinton«, keuchte sie, während ihr die Tränen der Wut übers Gesicht liefen. »Ich habe Tennis gespielt und habe für die Monterey High zweimal eine Silbermedaille bei Wettkämpfen gewonnen, ich war bis jetzt immer ein guter Mensch, aber ich habe es nie gelernt, gegen Natdämonen zu kämpfen. Gegen deine abgestumpfte, emotionslose Welt komme ich einfach nicht an. Genauso wenig wie gegen diese verfluchten künstlichen Manabälle, die du mir aufgezwungen hast. Und es ist mir scheißegal, ob man sie aus dem Handgelenk, mit dem Fuß oder mir den Zähnen bewegt. Ich kann es einfach nicht, okay?! Ich nehme es gerne gegen eine Armee von Menschen auf,
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