Tanz im Feuer
auszusprechen. Schließlich hielt sie eine fest: »Wieso musst du weg?«
»Ich habe einen Auftrag«, antwortete er knapp und kam hinter dem Couchtisch hervor.
»Einen Auftrag? Aber … so dringend?«
»Es ist ein Notfall.« Er nahm seinen Mantel von der Sessellehne. »Bitte entschuldige, dass er mich hier angerufen hat«, sagte er, während er ihn überzog. »Ich musste deine Nummer angeben.« Er kam auf sie zu. Zitternd und vollkommen aufgelöst stand sie vor ihm. Ihr Haar war zerzaust. Die Bänder an ihrem Kaftan hingen lose herunter, und ihre nackten Brüste waren zu sehen. Sie hatte die Arme um sich geschlungen, als müsste sie sich an sich selbst festhalten. Plötzlich hatte sie Angst. In diesem Moment war ihr wieder bewusst geworden, wie wenig sie über diesen Mann wusste, mit dem sie beinahe geschlafen hätte. Denn ohne den störenden Anruf hätten sie miteinander geschlafen, daran gab es keinen Zweifel. Er legte ihr die Hände auf die Schultern und sah ihr halb reuevoll, halb traurig in die Augen. Dann zog er sie an sich. »Der ist für Sarah.« Er küsste sie leicht auf dieWange. »Ich habe sie heute gar nicht zu sehen bekommen.«
»Chad …«
»Und der ist für dich.« Seine Arme schlossen sich ganz um sie und zogen sie an seine Brust. Er küsste sie mit der ihr vertrauten Mischung aus Zärtlichkeit und Ungestüm. Dann lockerte er seinen Griff und lächelte schelmisch. »Und das ist für mich.« Eine warme, große Hand schob sich langsam über ihren R ücken nach unten, schloss sich um eine Pobacke, hob Leigh leicht an und presste ihren Unterleib gegen seinen. Sie spürte sein erigiertes Glied an ihrer Scham, und Hitze stieg in ihr auf. Atemlos und mit offenem Mund schaute sie zu ihm auf, dann versiegelte er ihre Lippen wieder mit seinen. Gierig drängte sich seine Zunge zwischen ihre Zähne, fuhr über die Innenseite ihrerWangen, ihren Gaumen, als könnte er nicht genug von ihr bekommen.Wie ein knausriger Geldzähler registrierte er jede Eigenheit und sammelte er Empfindung um Empfindung, als wollte er sich die Erinnerung an diesen Kuss einverleiben, ohne auch nur die kleinste Einzelheit dabei zu verlieren.
Seine Umarmung war so fest, dass sie kaum Luft bekam. Unverrückbar wie Baumstämme standen seine Beine vor ihren, so dicht, dass Leigh beinahe das Gleichgewicht verlor. Sein Brustkorb presste sich gegen ihren Busen. Er umschloss sie so innig, so verzweifelt, dass Leigh Angst bekam.
Als er sie wieder freigab und ihr in die Augen sah, fühlte sie sich leer und ausgebrannt, als hätte er alle Lebenskraft aus ihr gesogen. Sein Blick tastete ihr Gesicht ab, als wollte er den Augenblick für alle Zeit in sein Gedächtnis meißeln.
Ihre Lippen zitterten. »Chad …?« Sie wusste nicht einmal mehr, was sie ihn fragen sollte.
»Ich rufe dich an, sobald ich kann.Wenn ich wieder hier bin.Vielleicht komme ich schon …« Er verstummte plötzlich und senkte den Blick, als hätte er sich in letzter Sekunde eine Lüge verkniffen. »Ich weiß nicht, wann ich wieder zurück bin. Aber ich komme so schnell wie möglich zurück«, versprach er. Sein Blick flehte sie an, ihm zu glauben. Er trat einen Schritt zurück, drehte sich um und ging ohne ein weiteresWort.
Einen Augenblick später fiel dieTür hinter ihm ins Schloss. Sie hörte ihn über den Bürgersteig laufen, dann schlug eine Autotür zu, ein Motor sprang an, und einWagen fuhr weg. Dann war alles ruhig.
Vollkommen verwirrt drehte sie sich um. Mit großen Augen starrte sie ihrWohnzimmer an, als hätte sie es noch nie gesehen. Da war die Couch, auf der sie noch vor wenigen Minuten mit Chad gesessen hatte. Jetzt war sie leer. Das ganze Zimmer war leer.Wie ihr Herz.
Tagelang gab sich Leigh alle Mühe, nicht mehr an Chad zu denken, aber ohne Erfolg. Er ließ sich einfach nicht vertreiben. Er war bei ihr, wenn sie zu arbeiten versuchte, wenn sie zerstreut mit Sarah spielte oder wenn sie allein in ihremWohnzimmer saß und blind auf den Fernseher starrte. Am hartnäckigsten aber verfolgte er sie, wenn sie allein im Bett lag und zu schlafen versuchte.
Je öfter sie sich mit Chad traf, desto rätselhafter wurde er ihr.War er vielleicht gar kein Mechaniker, sondern Arzt?Wer sonst wurde mitten in der Nacht zu einem Notfall gerufen?Wieso hätte er sonst angegeben, unter welcherTelefonnummer er zu erreichen war? Aber Chad war kein Arzt, korrigierte sich Leigh sofort. Er hatte ihr zwar bei Sarahs Geburt geholfen, aber obwohl er ihr und ihrem Kind womöglich das
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