Tanz im Feuer
unbewohnte Kinderzimmer, um Chad zu holen.
Aber anstatt hoheitsvoll zu verkünden, dass das Essen fertig sei, wie sie es eigentlich vorgehabt hatte, blieb sie wie angewurzelt in derTür stehen. Staunend betrachtete sie das Bild, das sich ihr bot, und begann dann schallend zu lachen. Chad hockte, umgeben von unzähligen Bolzen und Schrauben, Gitterstäben und Sprungfedern, im Schneidersitz auf dem Boden und studierte eine hieroglyphisch anmutende Gebrauchsanweisung.
»Was gibt’s da zu lachen?«, beschwerte er sich missmutig und streckte ihr anklagend die Gebrauchsanweisung entgegen. »Was für ein krankes Hirn hat sich dieses Zeug ausgedacht? Um das hier zu verstehen, muss man entweder ein Genie oder einVollidiot sein. Und ich bin nicht sicher, was besser ist.«
»Vielleicht würde ein Sandwich dein Gehirn wieder aufTouren bringen«, schlug sie vor.
»Eine fantastische Idee«, verkündete er begeistert und sprang auf.
»Erwarte nicht zu viel«, warnte sie ihn abweisend, während sie ihm voran zur Essecke ging. »Ich hatte ja keine Ahnung, dass ich heute Abend noch Besuch bekommen würde«, stichelte sie. Er sollte nur merken, dass er ihr nicht willkommen war.
Seine Hand packte Leigh so plötzlich am Gürtel und brachte sie so ruckartig zum Stehen, dass sie überrascht aufschrie. Dann zerrte er sie an seine Brust und hauchte ihr direkt ins Ohr: »Wenn du mich lässt, wirst du dich noch darüber freuen, dass du heute Abend Besuch gekriegt hast.« Sie spürte seine kurzen Bartstoppeln an ihrem Ohrläppchen und bekam eine Gänsehaut.
Wütend auf ihn und auf sich selbst riss sie sich los, funkelte ihn zornig an und eilte in die Essecke. Doch ihreVersuche, gleichgültig und abweisend zu wirken, waren vergeblich. Ihre Brust hob und senkte sich verräterisch vor innerem Aufruhr. Als ihr endlich eine passende Erwiderung auf seine anzügliche Bemerkung eingefallen war, hatte er längst ein Sandwich verschlungen.
Er vertilgte zwei Sandwiches, eineTüte Kartoffelchips, zahllose Gürkchen und Oliven und sechs Kekse, während Leigh immer noch mit ihrem ersten Sandwich beschäftigt war. Nach jedem Bissen hatte sie Sarah, die auf ihrem Schoß saß, mit einem Löffel Brei gefüttert.
»Ich kann sie ja weiterfüttern, während du isst«, bot Chad ihr an. Lächelnd streckte er eine Hand nach dem kleinen Plastiklöffel aus, den Leigh eben wieder in denWärmeteller tunkte.
»Nein danke«, lehnte sie kühl ab und versuchte, Sarah den vollen Löffel in den Mund zu schieben.
»Ich hab dir zugeschaut. Ich glaube, ich kann das auch.« Seine Hand schloss sich um ihre, dann zog Chad den Löffel zwischen ihren Fingern hervor und machte Leigh auf dieseWeise deutlich, dass er sich von seinemVorhaben nicht abbringen ließ.
Unwillig, aber insgeheim doch erleichtert reichte sie ihm Sarah, die er auf seinen Schenkel setzte. Dann schob sie ihm denTeller hinüber und schaute ihm beim Füttern zu, während sie lustlos ihr Sandwich aß.
Er stellte sich erstaunlich geschickt an. Ein einziger dicker Klecks passierter roter Bete fiel Sarahs wirbelnden Fäusten zum Opfer und landete auf dem Innenrist seines Stiefels.
»Ich kann’s dir nicht verdenken, Sarah«, bemerkte er gutmütig, während er sich unter denTisch beugte und den Fleck mit einem Küchentuch von der R olle abwischte, die Leigh sicherheitshalber auf dem Stuhl neben sich deponiert hatte. »Ich würde das auch nicht essen wollen.«
Seine warmherzige, humorvolle und geduldige R eaktion ärgerte Leigh. Alles wäre viel einfacher gewesen, wenn er das Baby und die rote Bete verflucht hätte, wenn er ihr das Kind zurückgegeben oder sich über den Fleck auf seinen Stiefeln beschwert hätte.
Seufzend schob sie ihren Stuhl zurück und stand auf. Es irritierte sie, dass ihr seine Anwesenheit in ihrer Küche so angenehm war. Sie machte sich daran, das Geschirr abzuwaschen und wegzuräumen.Warum musste Sarah ihn auch so liebevoll angurgeln und ihn zudem mit dem fröhlich krähenden Lachen beschenken, das sie erst vor kurzem gelernt hatte? Aus unerfindlichen Gründen nahm sie es ihrerTochter übel, dass sie Chad so gernhatte.
»So, dann mache ich mich wieder an die Arbeit«, erklärte er, als Leigh alles aufgeräumt und die Anrichte mit einem feuchten Lappen abgewischt hatte. Er legte Sarah in Leighs Arme und verschwand wieder im Kinderzimmer, wo er sich erneut mit dem Zusammenbau des Kinderbettchens befasste. Sarah beschwerte sich mit einem klagendenWimmern.
»Verräterin«, murmelte
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