Tanz im Feuer
aber sie musste ihr ins Auge sehen. Mit jederTräne, die ihr über dieWange rollte, wurde es deutlicher: Sie hatte sich in Chad verliebt.
Er brauchte nur ihre verkniffene, angespannte Miene zu sehen und wusste: »Du hast es herausgefunden!«
»Ja.« Sie hatte eineWoche Zeit gehabt, um sich an den Gedanken zu gewöhnen, dass Chad als Ölfeuerwehrmann arbeitete, aber sie war immer noch genauso wütend und entsetzt wie damals nach der Besprechung mit dem Eigentümerkomitee.
Er atmete tief durch. »Darf ich reinkommen?«, fragte er ruhig.
»Nein.« Sie stand in derTüröffnung und hielt sich krampfhaft amTürrahmen fest, um keinesfalls in dieVersuchung zu kommen, ihn hereinzubitten.
Seine Lippen wurden schmal. Betreten schaute er auf den Cowboyhut, den er langsam in seinen Fingern drehte. »Das habe ich befürchtet. Ich hatte gehofft, dass du es nicht herausfindest, ehe ich Gelegenheit hätte, es dir selbst zu sagen.« Seine strahlend blauen Augen sahen sie flehend an. »Ich wollte es dir sagen, Leigh. Ehrlich.«
»Ach ja? Und wann?« Sie zog ironisch eine Braue hoch.
»Verdammt, ich wusste doch genau, wie du reagieren würdest, wenn ich dir erzähle, was für einen gefährlichen Job ich habe …«
»Und damit hast du recht gehabt«, fiel sie ihm kühl insWort. »Deshalb möchte ich auch, dass du jetzt gehst.« Sie versuchte, dieTür zuzuschieben.
Er stemmte sich mit einer Hand dagegen. »Nicht, ehe wir uns unterhalten haben«, widersprach er.
»Damit du mir noch mehr vorlügen kannst?«, fuhr sie ihn wütend an.
»Ich habe dich nicht angelogen.«
»Aber du hast mir auch nicht dieWahrheit gesagt.«
»Lass mich bitte rein, Leigh«. Er nahm die Hand von derTür und stellte es ihr damit frei, ihn einzulassen oder auszusperren.
Widerwillig und theatralisch trat sie beiseite und zog dieTür auf, so dass er eintreten konnte. Irgendwie schaffte sie es, ihre Erleichterung darüber zu verbergen, dass ihm offenbar nichts passiert war. Er sah so gut aus wie eh und je. Sein Haar war ein bisschen zu lang, aber frisch gewaschen und gekämmt. Seine Haut glänzte braun wie poliertes Kupfer. Man sah ihm die mexikanische Sonne an. Er trug Freizeitkleidung, aber seine Jeans waren sauber, sein Hemd war ordentlich gebügelt, und die Schuhe glänzten.
Auch Leigh trug Jeans, aber auf ihrer waren Farbkleckse. Sie war eben dabei gewesen, Sarahs Kinderzimmer anzumalen, und hatte dazu ihre alte, ausgebleichte Hose angezogen, die ihr nach unzähligenWäschen ein bisschen zu eng geworden war. Außerdem war sie barfuss und hatte, sobald sie nach Hause gekommen war, den Haarknoten gelöst. Jetzt hingen ihr die Haare zerzaust und in wirren Locken auf die Schultern des alten, grauen Sweatshirts.Trotzdem würde sie sich keinesfalls für ihr Aussehen entschuldigen. Er war derjenige, der sich entschuldigen musste, nicht sie.
»Wo ist Sarah?«, fragte Chad. Er war kurz hinter ihr stehengeblieben.
»Sie schläft«, teilte sie ihm knapp mit.
»Jetzt schon? Es ist doch noch nicht mal fünf Uhr!« Er war verblüfft.
»Nur ein Nachmittagsschläfchen vor dem Abendessen«, erklärte sie ihm. »Sie ist in letzter Zeit ein bisschen quengelig. Mutter meint, sie zahnt.«
»Hab ich dich gestört?« Er warf einen vielsagenden Blick auf ihre Jeans.
»Ja«, antwortete sie, ohne weiter auszuholen. Sie durchquerte das Zimmer und ließ sich auf die Couch fallen. Er ließ sich unsicher auf einer Sessellehne nieder und begann wieder, verlegen den Hut in den Händen zu drehen. »Ich habe letztesWochenende dein Haus dekoriert«, erklärte sie ihm zuckersüß. »Es ist wirklich sehr nett.«
»Die Dekoration auch«, antwortete er gepresst. Zum ersten Mal, seit sie ihn kennengelernt hatte, hörte Leigh Ärger in seiner Stimme.
»Danke.« Sie musste sich beherrschen, um nicht laut loszubrüllen. »Es war sehr nett von dir, den Schlüssel bei deinen Nachbarn zu hinterlegen, damit die Handwerker ins Haus können.«
»Warst du auch im Haus?« Er zog sich die Jacke aus, und sie überlegte einen Augenblick, ob sie ihn bitten sollte, das nicht zu tun. Aber sie wusste, dass sie ihn unmöglich vor dieTür setzen konnte, bevor sie ihm erklärt hatte, wie sie sich fühlte.
»Nein«, antwortete sie nur.
Er starrte den Hut in seinen Händen an, als hätte er ihn noch nie gesehen. »Ich wünschte, du wärst reingegangen. Ich wollte, dass du dir das Haus anschaust.«
»Warum hast du mich dann nicht eingeladen?«, entfuhr es ihr. Sie konnte sich nicht länger
Weitere Kostenlose Bücher