Tanz im Feuer
hatte. Harve Jackson rutschte unruhig in seinem Sessel herum. Lois saß hölzern auf dem Sofa und funkelte Leigh zornig an, als sie hereinkam.
»Setzt du dich wie ein braves Mädchen in deineWippe, bis Chad kommt?«, fragte Leigh Sarah, ohne sich um den strafenden Blick ihrer Mutter zu kümmern.
»Ich halte nichts von diesen modernen Gerätschaften, Leigh«, tönte es postwendend vom Sofa her. Leigh begriff, dass im Moment keine Hoffnung auf Versöhnung bestand. »Als du noch ein Baby warst, habe ich dich immer im Arm gehalten. Ihr modernen Müttter denkt zu viel an euch und zu wenig an eure Kinder.«
Leigh biss sich auf die Lippe, um ihrer Mutter nicht über den Mund zu fahren und ihr zu erklären, dass niemand sein Kind mehr lieben konnte, als sie Sarah liebte. Schweigend setzte sie Sarah in die Wippe ab, befestigte die Haltegurte, damit das Kind nicht herausrutschen konnte, und drückte ihr eine Rassel zum Spielen in die kleine Hand. Dann richtete sie sich wieder auf und antwortete scheinbar gelassen: »Ich weiß, wie wichtig es ist, ein Baby zu halten und zu liebkosen, Mutter. Glaub mir, ich verbringe mehrere Stunden am Tag damit, Sarah zu wiegen und mit ihr zu spielen, aber ich tue das dann, wenn ich es für richtig halte, und nicht, wenn sie es sich in den Kopf gesetzt hat. Auf diese Weise verwöhne ich sie nicht allzu sehr. Sie soll nicht glauben, dass ich alles stehen- und liegenlasse, um sie herumzutragen, sobald sie auch nur einen Mucks macht.«
Ihre Mutter kniff indigniert die Lippen zusammen. »Es kann nie schaden, wenn …«
Noch nie hatte Leigh sich so über das Läuten derTürklingel gefreut. »Das ist Chad«, erklärte sie sofort, ging zurTür und öffnete ihm. Sie musste sich beherrschen, um sich nicht augenblicklich an seine Brust zu werfen. Lange hätte sie diesen Kampf ohneVerstärkung nicht mehr durchgestanden.
»Hallo«, sagte er. Er umarmte sie und gab ihr, ohne sich darum zu kümmern, dass ihre Eltern ihm mit großen Augen zuschauten, einen innigen Kuss.
»Hallo«, erwiderte sie, als er sie schließlich losließ. Mit einem kurzen, warnenden Blick verriet sie ihm, dass er sich auf einiges gefasst machen sollte.Vollkommen unbeeindruckt zwinkerte er ihr aufmunternd zu. Sie nahm seinen Arm, zog ihn ins Zimmer und schob ihn auf ihre Eltern zu. »Mutter,Vater, das ist Chad Dillon. Chad, meine Eltern, Lois und Harve Jackson.«
Er wandte sich Lois zu und nickte kurz mit dem Kopf. Leighs Mutter hatte ihre Hände fest im Schoß gefaltet, als wollte sie auf keinen Fall inVersuchung geraten, sie zur Begrüßung auszustrecken. »Mrs. Jackson, ich freue mich, Sie kennenzulernen. Ich hoffe, Leigh hat Sie um Ihr Kartoffelsalat- R ezept gebeten. Ich hatte einmal Gelegenheit, welchen zu essen, den Sie gemacht hatten.« Er beugte sich verschwörerisch zu Leighs Mutter hinab und raunte ihr zu: »Um ehrlich zu sein, er ist besser als der meiner Mutter, aber das dürfen Sie ihr nie verraten.«
Vollkommen überrumpelt und ausnahmsweise um eine Antwort verlegen, stotterte Lois Jackson: »Also … ja … vielen Dank. – Ich freue mich ebenfalls, Sie kennenzulernen«, erwiderte sie dann höflich, aber ohne jede Herzlichkeit.
Chad wandte sich Harve zu. LeighsVater hatte sich aus seinem Sessel hochgestemmt und musterte mit leisem Lächeln den jungen Mann, der dasWunder vollbracht hatte, Lois Jackson sprachlos zu machen. »Sir«, sagte Chad nur und schüttelte Harves ausgestreckte Hand. Nachdem er die Eltern begrüßt hatte, kniete Chad nieder und kitzelte Sarah mit dem Zeigefinger, die, seit sie seine Stimme gehört hatte, aufgeregt mit den Beinchen strampelte und nun fröhlich glucksend auf Chads freundliche Koseworte reagierte.
Leigh merkte, wie ihre Mutter Chad taxierte, als wäre er ein zu Schrott gefahrenerWagen und sie ein Sachverständiger, der einenVersicherungsbetrug vermutet.Was sein Benehmen und seine Kleidung betraf, war an Chad beim bestenWillen nichts auszusetzen.Wie außergewöhnlich gut er aussah, war auf den ersten Blick zu erkennen, und dass er sich elegant zu kleiden verstand, merkte man fast genauso schnell. Seine kamelhaarfarbenen Hosen passten ihm so perfekt, wie nur maßgeschneiderte Sachen passen können, und der Schnitt seines dunkelbraunen Mantels deutete auf einen berühmten französischen Modeschöpfer hin. Unter dem Mantel trug er einen cremefarbenen R ollkragenpullover, der sein dunkles Haar vorteilhaft zur Geltung brachte.
Er stand auf, drehte sich zu ihnen um und rieb sich in
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