Tanz im Feuer
hielt.
Chad führte Leighs Eltern durch dieVordertür ins Haus. Leigh beobachtete mit leisem Schmunzeln, wie ihre Mutter mit offenem Mund die Einrichtung des Hauses bestaunte. Freundlich und höflich plaudernd, geleitete Chad Leighs Eltern in den offenenWohnbereich, wo er ihnen die Mäntel abnahm und ihnen dann einen Aperitif anbot. Leigh befreite währenddessen Sarah aus ihrem Kindersitz und reichte sie dann Chad, der das Kind sichtlich gern entgegennahm.
Wenig später begleitete er die ganze Familie ins Esszimmer, wo derTisch gedeckt worden war. Alles, von den feinen Porzellantellern angefangen bis zu der Blumenvase mit frischen Chrysanthemen und Ringelblumen, bewies Liebe zum Detail. Leigh half Chad beim Servieren.
»Haben Sie die Quiche selbst gemacht?«, erkundigte sich Lois höflich, ehe sie ein damenhaft winziges Stück mit der Gabel abteilte.
Chad lachte und wischte sich den Mund mit seiner blütenweißen Stoffserviette ab. »Nein, Madam. Das war meine Haushälterin. Ich brauchte die Quiche heute Morgen nur noch in den Ofen zu schieben.« Er grinste gewinnend. »Und so viel bringe selbst ich noch zustande.«
Ungläubig hatte Leigh das Menü bestaunt, das Chad zu diesem Anlass zusammengestellt hatte. Da sie seinen Appetit kannte, hatte sie Steaks mit Kartoffeln oder vielleicht Chili con Carne erwartet, jedenfalls etwas Herz- und vor allem Nahrhaftes. Stattdessen hatte Chad Mrs. De Leon überredet, alsVorspeise kalten Braten mit Backpflaumenkompott zu machen und als Hauptgang eine delikate Pilz- und Speckquiche vorzubereiten, zu der es Spinatsalat mit Mandarinen und Mandeln gab. Den Abschluss bildete ein Eisparfait, das in eleganten, langstieligen Gläsern serviert wurde. Alles war höchst delikat und liebevoll angerichtet, aber trotzdem musste sich Leigh jedes Mal das Lachen verkneifen, wenn sie sah, wie Chad sich einen winzigen Bissen Quiche in den Mund schob.
Lois bestand darauf, dass sie und Leigh nach dem Essen denTisch abräumten. Leigh war damit einverstanden, erklärte aber, erst Sarah füttern und ins Bett bringen zu wollen. Die Kleine hatte das ganze Essen über friedlich in ihrerWippe gesessen; erst während des Nachtisches hatte sie zu maunzen und zu quengeln begonnen. Nachdem sie Sarah mit aufgewärmtem Gemüsebrei gefüttert hatte, legte Leigh sie in das Kinderbett, das Chad bereits in einem der vier kleinen Zimmer hatte aufstellen lassen.Während sie wartete, bis Sarah eingeschlafen war, gingen Chad und Harve in den Garten, um auf dem kleinen Putting Green hinter dem Swimmingpool probeweise ein paar Golfbälle einzulochen.
»Ich finde, du hättest mich vorwarnen sollen«, erklärte ihre Mutter ein paar Minuten später vorwurfsvoll, während sie dieTeller einsammelte und aufeinanderstapelte.
»Wovor?«, fragte Leigh mit Unschuldsmiene. Scheinbar vollkommen vertieft, tupfte sie mit einem feuchten Haushaltschwamm die Brotkrumen von dem weißen, gestärkten Damasttischtuch.
»Vor … vor alldem hier«, antwortete ihre Mutter mit einer ausgreifenden Geste, die Chads ganzen Besitz umschrieb. »Du hast uns glauben lassen, Chad Dillon würde am Hungertuch nagen.«
Leigh richtete sich auf und legte den Schwamm auf demTisch ab. »Als ich ihn kennengelernt habe, Mutter, habe ich genau das gedacht. Und ich will Chad nicht heiraten, weil ich weiß, wie reich er ist. Ich liebe ihn, weil er ein wunderbarer Mensch ist. Ich hatte gehofft, Daddy und du würdet ihn auch mögen.«
»O Leigh«, erwiderte ihre Mutter vorwurfsvoll, »ich weiß genau, dass du mich für geldgierig hältst, aber du hast keine Ahnung, wie es ist, arm zu sein – ich dagegen weiß das nur zu gut.« Sie stellte denTellerstapel auf denTisch zurück, ließ sich auf einen Stuhl sinken, stützte die Ellbogen auf dieTischplatte und sah traurig zu ihrerTochter auf. »Ich habe als Kind mit ansehen müssen, wie die Ehe meiner Eltern daran zerbrochen ist, weil es einfach unmöglich war, mit dem kärglichen Gehalt meinesVaters vier Kinder durchzubringen.« Sie schüttelte in schmerzlicher Erinnerung den Kopf. »Natürlich macht Geld allein nicht glücklich, Leigh, aber ohne Geld ist es sehr viel schwerer, glücklich zu werden. Stell dir doch mal vor, wie du dich fühlen würdest, wenn du Sarah nichts zu ihrem Geburtstag oder zuWeihnachten schenken könntest, wenn du ihr immer nur Sachen aus zweiter Hand anziehen müsstest, wenn du sie später nicht aufs College schicken könntest, weil du das Geld für die Studiengebühren nicht
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