Tanz im Feuer
Punkt, an dem ich zum Einsatz komme. Ich muss mich mit einem Mehrfachventil an das Leck heranarbeiten und es abdichten, ehe ein neuer Funken …« Er spürte, wie Leigh unter seinem Arm erschauderte, und hielt unvermittelt inne. Verstohlen drückte er ihr die Schulter und lächelte sie aufmunternd an. Sie weigerte sich, ihm in die Augen zu sehen, und starrte weiter auf seine Schuhe.
»Ein sehr gefährlicher Job, würde ich sagen«, erklärte ihrVater rundheraus.
»Ja, Sir, aber wir gehen äußerst vorsichtig vor«, schränkte Chad ein. Leigh spürte, wie er seinen Blick von ihr weg und wieder auf ihrenVater richtete. »Jeder von uns weiß genau, was er zu tun hat.Wir gehen kein unnötiges Risiko ein. Es gibt keine zwei gleichen Feuer, deshalb stellen wir jedes Mal gründliche Untersuchungen an, bevor wir uns an die Arbeit machen.«
»Wie lange arbeiten Sie schon für Flameco?«, fragte Harve weiter. Stumm wie Fische lauschten Lois und Leigh der Konversation der beiden Männer.
»Seit ich das College abgeschlossen habe, Sir. Das heißt seit zwölf Jahren.« Chad hielt einen Augenblick inne. Leigh glaubte zu spüren, dass sich die blauen Augen in ihre Schädeldecke bohrten, aber sie hielt den Kopf weiter gesenkt. »Vielleicht ist das lang genug«, erklärte er vollkommen unerwartet, nachdem ein paar Sekunden lang bleiernes Schweigen über allen vieren gelastet hatte. »Ich spiele mit dem Gedanken aufzuhören.«
Leigh riss so plötzlich den Kopf hoch, dass sie ihr Genick knacken hörte. »Was?«, fragte sie noch beim Einatmen. »Was hast du gesagt?«
Die Hand, die ihr die Schulter gestreichelt hatte, strich jetzt über ihr langes, glänzendes Haar. Er sah ihr in die Augen. »Ich möchte dir nichts versprechen, was ich nicht halten kann, Leigh, aber vielleicht musst du dir nicht mehr lange Sorgen um mich machen.«
So hartnäckig sie es auch versuchte, mehr war nicht aus ihm herauszubringen. Er stellte sich allen Bitten und allem Flehen gegenüber taub. Auch wenn Leigh die Neugier noch so plagte, sie musste sich mit dieser leisen Andeutung zufriedengeben. Dass er ihre Abneigung gegen seine Arbeit nicht auf die leichte Schulter nahm und sich in Gedanken mit diesem Problem auseinandersetzte, sprach für ihn. Der liebende Blick, mit dem er sie jetzt ansah, machte ihr Hoffnung, dass er bereit war, auch die letzte Barriere, die sie von ihrem Glück trennte, zu beseitigen.
Danach steuerte die Unterhaltung in flachere Gewässer, bis Jackson schließlich darüber einnickte. Er schrak merklich zusammen, als seine Frau ihn anfauchte. »Oh, das tut mir schrecklich leid«, gähnte er. Er rieb sich seelenruhig die Augen, ohne sich um die strafenden Blicke seiner Frau zu scheren, und schlug dann vor: »Warum geht ihr beide nicht ins Kino oder so? Lois und ich können solange ja auf Sarah aufpassen.« Er sah seine Frau an, die ihn mit offenem Mund anstarrte. »Ein junges Paar hat so kurz vor der Hochzeit bestimmt etwas Besseres zu tun, als mit alten Leuten Kaffee zu trinken. Ich finde, ihr solltet auch ein bisschen Zeit allein miteinander verbringen.« Er lächelte nachsichtig. »Und ich bezweifle, dass Sarah euch viel davon zugesteht.« Er zwinkerte Chad verschwörerisch zu.
»Das ist ein äußerst großzügiges Angebot«, bedankte sich Chad ernst bei ihm, aber als er Leigh ansah, strahlten seine Augen schelmisch. »Leigh, was meinst du dazu? Können wir es wagen, die beiden ein, zwei Stunden lang Sarahs Gnade auszuliefern?«
Ein paar Minuten später waren sie schon unterwegs. Leigh hatte ihren Eltern genau erklärt, wann Sarah gewickelt werden sollte, wo das Essen und der Kräutertee standen und ihnen einen ungefähren Zeitpunkt, zu dem sie zurückkommen würden, genannt.
»Man könnte meinen, du würdest glauben, ich hätte noch nie ein Kind versorgt«, kommentierte Lois Jackson Leighs Anweisungen mit hochgezogenen Brauen. »Und jetzt macht, dass ihr fortkommt, sonst könnt ihr euch den Ausflug bald sparen«, kam sie allen weiteren Erklärungen zuvor.
»Vielen Dank noch mal«, rief Chad von der Haustür aus LeighsVater zu. Harve Jackson hob abwehrend die Hand, dann zog Chad dieTür hinter ihnen ins Schloss. Er hielt Leigh dieWagentür auf, setzte sich dann hinters Steuer und trommelte wie ein übermütigerTeenager mit beiden Fäusten aufs Lenkrad. »Ich kann es einfach nicht glauben! Ein paar Stunden mit dir allein!«
Leigh legte spöttisch den Kopf schief. »Du bist dir hoffentlich im Klaren darüber, dass meine Mutter
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