Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tanz im Mondlicht

Tanz im Mondlicht

Titel: Tanz im Mondlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
Vom Netzwerk:
lehnte sich ans Auto, den Blick auf eine Frau gerichtet, die allein am Fenster des zweiten Stockwerks stand und die Kirschbäume betrachtete.
    »Ein was?«
    »Jemand, der niemandem mehr etwas bedeutet. Den man abschiebt – aus den Augen, aus dem Sinn …« Ihr Blick ruhte immer noch auf der Frau. Bekam sie jemals Besuch von ihrer Familie? Fühlte sie sich im Stich gelassen?
    »Ob Mom es so sehen wird?«
    Sylvie schien darüber nachzudenken, fand aber keine Antwort. Sie stiegen ein, und Jane fuhr los. Von den beiden Heimen gefiel ihnen Cherry Vale besser, aber Jane hatte keine Lust, Sylvie ihren Grund zu erklären: Es befand sich am anderen Ende von Crofton, und Chadwick Orchards lag auf dem Weg, wenn sie ihre Mutter besuchen wollte. Jane bog nun in ebendiesen Weg ein, und Sylvie versteifte sich.
    »Wohin fahren wir?«
    Jane antwortete nicht. Die Äste in den Kronen der Ahornbäume waren miteinander verflochten, bildeten ein grünes schattiges Dach über der Straße. Hirsche grasten am Straßenrand, ungeachtet des Verkehrs. Hier begann die Plantage, Apfelbäume bedeckten die Hügel, und Janes Herz schlug schneller. Als sie sich dem Stand näherten, sah Jane, dass Chloe neue Schilder hinzugefügt hatte: Wie Äpfel geformt und rot angestrichen, waren sie im Abstand von ungefähr fünfzehn Metern aufgestellt. Wenn man sie fortlaufend las, bildeten sie einen Werbespruch:
     
    Ein Apfel
    Am Tag
    Ersetzt den Doktor
    Genau wie
    Apfelpasteten
    Von Calamity Jane
     
    Sylvie beugte sich vor, um die Schilder zu lesen.
    »Großer Gott.«
    »Sind sie nicht hübsch?«
    »Wir sind dabei, die wichtigste Entscheidung im Leben unserer Mutter zu treffen, und du hängst der
Vergangenheit
nach
?
«
    »Sie gehört nicht zur Vergangenheit.«
    »Tu es nicht«, sagte Sylvie, als der Stand in Sicht kam und Jane zu hupen begann. Chloe und Mona sprangen vom Hocker, winkten wie verrückt. Jane ging das Herz über vor Stolz, selbst als sich Sylvie an den Autositz klammerte – als befände sie sich auf dem höchsten Punkt einer angsteinflößenden Achterbahnfahrt und könnte jeden Moment in die Tiefe stürzen.
    »Zu spät«, sagte Jane. »Sie haben uns gesehen.«
    Sylvie saß reglos da und starrte Chloe an, als wäre sie vom Scheinwerferlicht geblendet. »Sie sieht genauso aus wie du«, flüsterte sie. Einen Moment lang hatte Jane das Gefühl, dass ihre Schwester das Mädchen nicht zum ersten Mal sah.
    »Komm, ich stell dir deine Nichte vor«, sagte Jane.
    Chloe und Mona liefen um den Stand herum, lächelten strahlend wie ein Empfangskomitee.
    »Hast du die neuen Schilder gesehen?«, fragte Chloe.
    »Sie sind phantastisch«, sagte Jane. Sie blickte zu dem blauen Transparent mit dem verwandelten Delfin empor. »Und der Hai gefällt mir.«
    »Du bist die Einzige, die weiß, was es damit auf sich hat – außer Mona natürlich.«
    »Ja, Zeke ist ein Hai, der sich als Delfin getarnt hat«, lachte Mona.
    »Ich würde ihn mir gerne vorknöpfen«, meinte Jane.
    Sie standen dicht beisammen, ein eingeschworenes, lächelndes Trio. Jane drehte sich um, stolz und glücklich. Sylvie stand am Rand, betrachtete Chloe. Jane ergriff ihre Hand und zog sie in den Kreis.
    »Mädels, das ist meine Schwester Sylvie. Sylvie, darf ich dir Chloe und Mona vorstellen?«
    »Oh, deine Schwester macht die besten Apfelpasteten der Welt«, sagte Chloe.
    Sylvie stand steif da, als sei sie dazu verurteilt, eine Rolle zu spielen, ohne den Text zu kennen. Sie lächelte schwach, während sie Jane einen flüchtigen Blick zuwarf. »Stimmt.«
    »Bis zum Labor Day im September werden wir beide massiv übergewichtig sein«, sagte Mona und deutete auf eine leere Pastetenhülle auf dem Verkaufstresen.
    »Ja, wir konnten nicht widerstehen«, meinte Chloe. »Jane, wir verschlingen den ganzen Gewinn.«
    »Zerbrecht euch darüber nicht den Kopf. Bei der nächsten Lieferung bekommt ihr zwei zusätzliche Pasteten, mit euren Namen darauf.«
    »Das kann sie wirklich«, erklärte Sylvie. »Den Namen der Kunden aus Pastetenteig formen.«
    »Oder Symbole finden, die perfekt passen und nur sie versteht«, fügte Chloe hinzu. »Vor ein paar Wochen, als wir dachten, Zeke sei in Ordnung, hat sie eine Pastete mit einem Delfin verziert. Normalerweise besteht unsere Dekoration aus Äpfeln und Apfelblüten … aber letzte Woche waren es plötzlich ein Haufen Sterne.«
    »Am besten gefiel mir die Pastete mit dem Haus«, sagte Mona. »Und dem Stern im Giebelfenster.«
    »Ein Stern auf dem Dachboden?«,

Weitere Kostenlose Bücher