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Tanz im Mondlicht

Tanz im Mondlicht

Titel: Tanz im Mondlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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Garten verwandelt. Sie war ein Geschenk des Himmels. Sie hatten um Kinder gebetet und Chloe erhalten. Im Lauf der Jahre hatten sie Freud und Leid der Kindererziehung kennengelernt. In guten Zeiten beglückwünschten sie sich. In schwierigen Zeiten fragten sie sich – wie Sharon nun beschämt dachte –, ob es mit einem eigenen Kind anders gelaufen wäre. Ob Chloes Ungestüm, ihr leidenschaftliches, ungezähmtes Naturell das Resultat ihres genetischen Erbes waren.
    Sie hatten versucht, sie zu formen, eine Chadwick aus ihr zu machen, sie nach bestem Wissen erzogen, aber tief in ihrem Inneren verbargen sich die Erbanlagen ihrer leiblichen Eltern. Und da sie von Emotionen geprägt war, weit stärker als Sharon und Eli, hatte sich in jeder Zelle ihres Seins eine wahrhaftige, unzerstörbare Liebe zu der Frau verankert, die ihr das Leben geschenkt hatte.
    »Ich glaube, ich habe falsch reagiert«, sagte Sharon und starrte zu Chloes Licht hinauf.
    »Was soll das heißen?«
    »Als Dylan mich über die wahre Identität von Jane Porter aufklärte … und sie mit Chloe in die Einfahrt bog …«
    »Wie hättest du sonst reagieren sollen? Sie hatte praktisch unsere Tochter entführt.«
    »Nein, hat sie nicht«, erwiderte Sharon sanft. Sie schloss die Augen. Obwohl sie nie ein Kind geboren hatte, wusste sie mit jeder Faser ihres Herzens, was es bedeutete, ein Kind zu lieben. Sie hatte Chloe die ganze Zeit gehabt; Jane hatte sie Tag für Tag vermisst. Und obwohl der Gedanke schmerzlich war, wusste Sharon, dass Chloe Jane vermisst hatte.
    »Weißt du noch, wie Chloe mit meinen hochhackigen Schuhen und einem unechten Ehering zum Familiengericht gefahren ist, um sich Einblick in ihre Akten zu verschaffen?«
    »Erinnere mich bloß nicht daran!«, sagte Eli.
    »Das war sehr mutig von ihr.«
    »Sharon.« Eli ergriff ihre Hand. »Es war töricht. Sie hat den Ärger geradezu herausgefordert, schließlich war sie ja noch nicht volljährig. Und schau dir doch an, was in diesem Sommer passiert ist! Hat es Chloe glücklich gemacht, ihre leibliche Mutter
kennenzulernen?
Nein, hat es nicht. Es war eine traumatische Erfahrung. Sie hat geweint und drei Tage kein Wort über die Lippen gebracht. Erst jetzt geht es ihr allmählich besser.«
    »Sie war schockiert, das ist alles.«
    »Schockiert von den Lügen.«
    »Was hätte Jane denn tun sollen? Hier hereinspazieren und lauthals verkünden, wer sie ist? Glaubst du, wir hätten sie mit offenen Armen empfangen?«
    »Sie hätte sich unserer Familie fernhalten sollen. Statt herzukommen und Ärger zu machen. Sie hätte Chloes Wohl über ihr eigenes selbstsüchtiges Bedürfnis stellen sollen, Mutter zu sein – eine Rabenmutter, nebenbei bemerkt. Sie wollte ihr Kind nicht – sie hat diese Wahl vor annähernd sechzehn Jahren getroffen. Sie hat der Adoption zugestimmt!«
    Sharon hielt Elis Hand und sah, wie sich sein Gesicht zunehmend rötete. Sie liebte ihn für den Eifer, den er an den Tag legte. Er steigerte sich in einen Wutanfall hinein, fühlte sich wie Papa Bär. Er versuchte seine Familie zu beschützen. Ob er sich daran erinnerte, dass er gegen die Adoption gewesen war? Er war der Auffassung gewesen, dass sie nicht an Gottes weisem Ratschluss zweifeln sollten, wenn er ihnen den Kindersegen versagte …
    Offenbar hatte er das vergessen. Ein Leben ohne Chloe war für sie nicht mehr vorstellbar. Sie gehörte untrennbar zu ihnen. Die Plantagenkatzen umringten sie, miauten auf den Zaunpfosten, im Gebüsch, tief im Inneren der Apfelplantage. Die Plantagenkatzen verdankten ihr Leben Chloe. Sharon sah Eli an, der unerwünschten Tieren gegenüber die nüchterne Einstellung eines Menschen hatte, der auf einer Farm aufgewachsen war.
    Chloe war Bestandteil ihres Lebens, morgens, mittags und abends. Sie war Bestandteil aller Pläne, die sie schmiedeten, aller Träume, die sie hatten, aller Wünsche, die sie beim Anblick einer Sternschnuppe hegten. Alles, was sie taten, war für sie. Jane Porter hatte sie zur Welt gebracht, und sie war ihre Tochter geworden. Dafür war ihr Sharon auf ewig dankbar.
    Als sie zu Chloes Fenster hinaufsah, plagte sie die Erinnerung an das, was sich vor kurzem in dieser Einfahrt abgespielt hatte. Sharon war wütend gewesen – wütender als je zuvor in ihrem Leben. Dylans Anblick hatte sie aus der Bahn geworfen. Sie würde nie den Schmerz in seinen Augen und seine brüchige Stimme vergessen, als er ihr eröffnete, was er über Jane herausgefunden hatte.
    Rückblickend war

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