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Tanz im Mondlicht

Tanz im Mondlicht

Titel: Tanz im Mondlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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ging.
    »Verstehst du, wie schwerwiegend dieses Delikt ist, Chloe?«
    »Ja, voll und ganz.«
    »Ich bin froh, das zu hören. Es kann keine Rede davon sein, dich weiterhin zu beschäftigen, aber ich hoffe, dass dir das eine Lehre für dein späteres Leben ist. Möchtest du mir sagen, welche?«
    Chloe räusperte sich und blickte ihm unerschrocken in die Augen. »Sie haben recht. Es handelt sich wirklich um ein schwerwiegendes Delikt«, entgegnete sie ruhig. »Tiermütter werden von ihren Jungen getrennt – haben Sie jemals ein Kälbchen weinen gehört, Mr. Fontaine? Das ist herzzerreißend – und wozu das Ganze? Damit die Leute Cheeseburger essen können?«
    »Chloe!« Er erbleichte und schlug mit beiden Händen auf seinen Schreibtisch. »Ich könnte die Polizei einschalten, aber davon will ich noch einmal absehen. Pack deine Sachen und verschwinde, auf der Stelle. Ich erteile dir Hausverbot; solltest du dich jemals wieder hier blicken lassen, werde ich die Polizei holen.«
    Sie nickte, händigte ihm ihren Kittel aus und holte ihre Jacke und ihre Büchertasche. Er war geladen und wutentbrannt; wenn sich ihr Vater in einem solchen Zustand befand, pflegte sie schleunigst das Weite zu suchen. Als sie verstohlen zu ihm hinüberblickte, konnte sie sehen, wie er buchstäblich zitterte. Sie hielt inne, hätte ihn gerne nach ihrem ausstehenden Lohn gefragt, brachte es gleichwohl nicht fertig: Er sah aus, als würde er sie hassen.
    Als sie den Laden durchquerte, spürte sie die Blicke der anderen Jugendlichen, die hier als Aushilfen arbeiteten. Adrian Blocker füllte die Milchregale auf; er grinste hämisch, als sie den Gang entlangging. Sie blieb am Münzfernsprecher neben dem Eingang stehen, um ihre Mutter anzurufen, damit sie abgeholt wurde. Jenny West saß an der Kasse; Mark Vibbert packte die Lebensmittel ein.
    »Muh, muh«, rief Mark, als Chloe in ihren Taschen nach einem Vierteldollar suchte.
    Jenny lachte.
    Chloe blickte beide unverblümt an. Sie überlegte, was sie sagen könnte, damit sie begriffen, um was es ging. Doch je länger sie dort stand, desto stärker wurde das Gefühl, eine Ausgestoßene zu sein, und desto mehr rötete sich ihr Gesicht. Sie fand kein Kleingeld, deshalb beschloss sie, zu Fuß zu gehen.
    Ihre Mutter würde ein Mordsgeschrei machen, so oder so.
     
    Dylan fuhr mit seinem Pick-up die Lambs Road entlang nach Norden und blickte hin und wieder in den Rückspiegel, um sich zu vergewissern, dass nichts von der Ladefläche fiel. Er hatte eine gute Baumschule in Kingston gefunden und ein paar Schösslinge gekauft, Bäumchen von etwa einem Meter. Virginiahirsche huschten über die Straße, Schatten im Zwielicht. Die Landstraße war holperig nach dem harten Winter, übersät mit Frostaufbrüchen, und er fuhr langsam, weil er nicht riskieren wollte, mit Wild zusammenzuprallen oder seine Wurzelstöcke zu verlieren.
    Die Apfelplantage der Familie weiterzuführen verschlang jede Minute seiner Zeit, und das war gut so. Sein Vater hatte ihm einen Anteil des Landbesitzes vermacht, nebst Elwangers Klassiker
Die Kultivierung von Apfelbäumen
. Nachdem Dylan tagsüber hart gearbeitet und abends ein paar Seiten des Standardwerkes gelesen hatte, war er zu müde, um an Isabel und Amanda zu denken.
    Er war vollauf damit beschäftigt, zu lernen, wie die Qualität der Wurzelstöcke, die Fruchtbarkeit der Erde und das Beschneiden die Größe eines Baumes beeinflussten. Er erfuhr, dass alle im Handel erhältlichen Apfelbäume veredelt waren, das hieß aus zwei Teilen bestanden, die durch Aufpfropfen zu einem Gewächs wurden; der Steckling oder »Pfröpfling« – der obere Abschnitt, der Triebe entwickelte und Früchte trug – wurde als sogenannter Vorspann mit dem unteren Teil, dem Wurzelstock oder Standbaum, verbunden, wodurch die jeweilige Größe des Baumes bestimmt wurde. Bei so viel trockener Theorie wäre Dylan vor zehn Jahren eingeschlafen.
    In Gedanken an die Möglichkeit einer Befruchtung durch Fremdbestäubung vertieft, wäre er um ein Haar an seiner Nichte vorbeigefahren, die am Straßenrand entlangtrottete. Er trat voll auf die Bremse und spürte, wie die Setzlinge auf der Ladefläche mit voller Wucht nach vorn rutschten.
    »Mist«, fluchte er. Er hatte unlängst wieder mit dem Rauchen begonnen, deshalb warf er die Zigarette weg, schlang seinen Arm über den Sitz, blickte über die Schulter und fuhr ein Stück zurück.
    »Onkel Dylan«, rief Chloe. Erschöpft unter dem Gewicht ihres Rucksacks,

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