Tanz ins Glück
"Es ist schön heute Abend", begann sie
unsicher.
"Ja.
Sehr schön."
Sie
bemerkte, dass er dem Meer überhaupt keine Beachtung schenkte,
sondern sie ansah. Er betrachtete nachdenklich ihren Mund, dann ließ
er den Blick zu ihren Brüsten gleiten und dort verweilen, als
würde er in Erinnerungen schwelgen. Ihr wurde heiß. Sie
erinnerte sich auch, allzu gut. An das erregende Spiel seiner Finger
auf ihrer nackten Haut. Daran, wie sie sich gewünscht hatte,
dass er ihre hart gewordenen Brustspitzen mit den Lippen liebkoste.
Tu
mir das nicht an, dachte Chellie. Sie musste den Zauber brechen. "Ich
… ich sollte den Tisch abräumen."
"Das
machen Laurent und ich. Schon deine Kräfte für später."
"Später?"
fragte sie scharf, dann hätte sie sich auf die Zunge beißen
können.
"Für
das Singen. Ich habe gehört, es erfordert viel Atemtechnik?"
"Oh."
Chellie kam sich dumm vor. "Ja."
Ash
zog an seinem Zigarillo. "Dieses leuchtende Rot steht dir gut.
Aber das weißt du sicher schon."
"Mein
erstes und letztes Abendessen auf der Yacht. Ich dachte, ich sollte
mich ein bisschen fein machen." Sie zögerte. "Ein
Glück, dass mir … diese Sachen … ihre
Kleidungsstücke … passen."
"Großes
Glück." Ash beugte sich vor und drückte den Zigarillo
aus.
"Warum
rauchst du?"
"Ich
tue es sehr selten, hauptsächlich, wenn ich unter Druck stehe.
Eine schlechte Angewohnheit, die ich bald aufgeben will."
"Fühlst
du dich jetzt unter Druck gesetzt?"
"Natürlich.
Ich muss eine teure Yacht nach St. Hilaire bringen. Unter anderem."
Diesmal
beiße ich nicht an, dachte Chellie. Dankbar hörte sie
Laurent zurückkehren.
"Also?
Was möchten Sie singen?" fragte er.
"Spielen
Sie etwas, und ich singe mit, wenn ich den Text kenne."
Laurent
überlegte einen Moment, dann spielte er einige Akkorde.
"'Plaisir d' Amour' kennen Sie, stimmt's?"
Ja,
sie kannte das Lied über Verrat und verlorene Liebe, und sie war
in Versuchung, ihn zu bitten, ein anderes zu wählen. Aber das
wäre unklug. Es könnte die Aufmerksamkeit auf ihre labile
Gemütsverfassung lenken. Das durfte sie nicht riskieren.
Chellie
ließ Laurent die Melodie spielen und setzte mit der Reprise
ein. Sie sang das ganze Lied auf Französisch, dann wiederholte
sie den melancholischen Refrain ein letztes Mal auf Englisch: "Die
Freuden der Liebe währen nur einen Moment, der Liebeskummer
dauert das ganze Leben an." Eine Mahnung, die es wert ist,
wiederholt zu werden, dachte sie.
"Das
war wundervoll", sagte Laurent. "Findest du nicht auch, mon
ami? "
Ash
sah Chellie an. "Schön. Auch wenn es nicht ganz das war,
was ich im Sinn hatte. Das ist eine ziemlich negative Einstellung."
"Oder
eine realistische", erklärte Chellie. "Jeder muss den
Text für sich selbst auslegen."
"Und
auf welches Pferd setzt du?" fragte Ash lässig.
Aber
sein angespannter, verlangender Blick warnte sie, dass er eigentlich
viel mehr fragte. Mit ihrer Antwort würde sie entscheiden, ob
sie die Nacht in seinen Armen verbringen würde oder nicht.
Wie
leidenschaftlich und wunderbar es auch mit Ash sein mochte, es würde
nicht von Dauer sein, und ewige Einsamkeit könnte folgen.
Chellie hob das Kinn. "Das ist einfach. Ich ziehe es vor, nicht
für den Rest meines Lebens unglücklich zu sein." Sie
rang sich ein Lächeln ab. "Gute Nacht." Ohne sich zu
beeilen oder zurückzublicken, ging sie davon, aber am Fuß
der Treppe blieb sie stehen und lehnte sich zittrig an die Wand. "Wie
lange werde ich mich noch verstellen können?" flüsterte
sie.
Oben
im Steuerhaus brach Laurent schließlich das drückende
Schweigen. "Du hast ein echtes Problem, mon ami ."
Ash
wurde rot. "Nichts, mit dem ich nicht umgehen kann."
"Geh
erst mit Victor um", sagte Laurent kurz angebunden. "Erklär
ihm, warum du die junge Frau auf St. Hilaire behalten willst, anstatt
sie nach England zu bringen. Und überleg dir, wie nah du der
Wahrheit kommen kannst."
Ash
erledigte Victor und dessen Sorgen mit einem prägnanten Wort.
"Ich habe von Anfang an klargemacht, dass die Schlussphase auf
meinem Territorium stattfindet."
"Leider
will Sir Clive Greer nicht um die halbe Welt reisen, um zu bezahlen
und seine Tochter abzuholen. Und er ist ein Mann, der es nicht
gewohnt ist, dass seine Wünsche missachtet werden. Ich verstehe
dich nicht. Du hast behauptet, es gehe immer nur darum, den Auftrag
zu erledigen und das Geld zu kassieren."
"Natürlich.
Worum sonst?" erwiderte Ash.
"Warum
nimmst du dann nicht den nächsten Flug von St. Vincent
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