Tanz ins Glück
Momente in Ashs Armen,
spürte wieder seinen berauschenden Kuss.
Verzweifelt
schüttelte sie den Kopf, um sich wieder auf den Boden der
Tatsachen zu bringen. Wach auf und sei realistisch, sagte sie sich,
wiederhol zehnmal am Tag den Satz: "Du hast keine Zukunft mit
Ash Brennan", bis du zur Vernunft kommst.
Und
sie versuchte die innere Stimme zu ignorieren, die ihr einflüsterte,
dass es schon viel zu spät sein könnte.
6.
Kapitel
Ash
durfte natürlich niemals erfahren, was sie empfand.
Das
sagte sich Chellie immer wieder, während sich dieser scheinbar
endlose Tag dem Ende zuneigte und sie in ihre Kabine ging, um sich
fürs Abendessen umzuziehen. Sie musste ebenso kühl und
gleichgültig sein wie Ash, wenn sie den Rest der Reise überleben
und ihren Stolz retten wollte. Und sobald sie St. Hilaire erreichten,
musste sie gehen, ohne zurückzublicken. Dankbar, aber lässig.
Kein Bedauern. Auch wenn das noch so schwer sein würde. Weil
vielleicht ihr Stolz heil bleiben würde, nicht jedoch ihr Herz.
Oh
nein, was tue ich mir an? dachte Chellie.
Erst
Ramon und jetzt diese … diese Katastrophe. Lernte sie niemals
dazu? Wollte sie wirklich ihr ganzes Leben lang eine Verliererin
sein, weil sie sich immer wieder nach den falschen Männern
sehnte?
Und
machte sie nicht ohnehin viel zu viel aus der Sache? Eigentlich war
ja nichts passiert, genau, wie Ash gesagt hatte. Er hatte es
versucht, war abgewiesen worden und hatte es mit einem Schulterzucken
abgetan. Womit er ziemlich verletzend gezeigt hatte, wie unwichtig
die Begegnung für ihn gewesen war. Was ihn anbelangte, war der
Punkt, von dem es kein Zurück mehr gab, keineswegs erreicht
worden. Während sie in Flammen aufgegangen war, sobald er sie
geküsst hatte. Und es war kein großer Trost, dass sie sich
als Erste zurückgezogen hatte. Weil es überhaupt nicht
hätte passieren dürfen.
Um
Himmels willen, du kennst ihn kaum! schalt sich Chellie. Er war
gerade erst vor vierundzwanzig Stunden in ihr Leben getreten. Das war
keine Basis für eine Beziehung. Und auch nicht für einen
One-Night-Stand. Sie war mehr wert als das. Außerdem lief es
all ihren Prinzipien zuwider. Sie hatte geglaubt, Ramon würde
sie ernsthaft umwerben, und dennoch hatte sie ihn hingehalten.
Chellie
blickte in den Spiegel und fuhr sich durch das stoppelkurze schwarze
Haar. Sie schien sich selbst fremd geworden zu sein. Aber
andererseits war Überleben in den vergangenen Wochen das
Wichtigste gewesen. Und in absehbarer Zeit würde es so bleiben.
Jetzt
musste sie erst einmal diesen Abend überstehen. Sie durfte sich
nicht in ihrer Kabine verstecken, als hätte sie Angst, Ash
gegenüberzutreten. Damit würde sie sich sofort verraten.
Sie musste lächeln und völlig unbekümmert sein, ihm
vormachen, dass sie über die verheerenden Momente in seinen
Armen schulterzuckend hinweggegangen war.
Chellie
hatte ein dezentes Outfit aus dem Kleiderschrank genommen, doch
plötzlich entschied sie sich anders. Sie wählte einen
knöchellangen Wickelrock mit karmesinroten tropischen Blumen auf
cremefarbenem Hintergrund und eine kurzärmelige Bluse in
demselben leuchtenden Rot wie die Blumen.
Stilvoll
gehen, sagte sich Chellie. Ob Ash am Ende auch etwas bedauern würde?
Sie versuchte, den Gedanken zu verdrängen. Weil er die Worte
"wenn doch nur" wohl selten oder überhaupt nicht
gebrauchte. Sie wäre eine Närrin, sich etwas anderes zu
erhoffen.
Also
bin ich eine Närrin, dachte sie seufzend.
Das
Schmorgericht war köstlich. Dazu servierte Chellie lockeren Reis
und Prinzessbohnen. Laurent hatte ihr gezeigt, wie man sie in Butter
schwenken musste.
"Erstaunlich",
sagte Ash, als er die Gabel hinlegte. Er lächelte Chellie
flüchtig an. "Anscheinend hast du dein Repertoire seit
heute Morgen vergrößert."
Trotz
ihrer guten Vorsätze fand sie es beunruhigend, mit Ash zusammen
zu essen. Er hatte sich auch umgezogen und trug eine gut geschnittene
dunkle Hose und ein weißes Hemd mit offenem Kragen, das seine
Sonnenbräune betonte. Sein blondes Haar war noch feucht vom
Duschen, und Chellie nahm den schwachen Duft eines teuren Eau de
Cologne war.
Als
sie das Steuerhaus betreten hatte, waren die beiden Männer in
ein Gespräch vertieft gewesen. Ash hatte sofort zu reden
aufgehört und sie völlig gefesselt angeblickt. Nur einen
Moment später hatte er sich wieder Laurent zugewandt, aber
Chellie hatte gesehen, wie seine Augen plötzlich gefunkelt
hatten.
Jetzt
atmete sie tief durch, um sich zu beruhigen.
Weitere Kostenlose Bücher