Tanz ins Glück
Erinnerungen bleiben." Ash machte eine Pause. "Wo
hast du denn so gut Französisch gelernt?"
"Meine
Mutter war Französin", verriet Chellie widerstrebend.
"Ah.
Das erklärt 'Michelle'."
"Nein,
eigentlich nicht. Ich wurde nach meinem Großvater genannt. Er
starb kurz vor meiner Geburt, sonst …"
Ash
warf ihr einen scharfen Blick zu. "Ja?"
Sie
sah starr auf ihren Teller. "Sonst hätte sich mein Vater
niemals damit einverstanden erklärt. Den Namen hat er immer
gehasst. Er hatte gewollt, dass ich Elizabeth getauft werde. Nach dem
Tod meiner Mutter hat er angefangen, mich so zu nennen, bis man ihn
überzeugt hat, dass es nicht gut sei."
"Wer
hat es geschafft, ihn zu überzeugen?"
"Mein
Kindermädchen. Unser Hausarzt. Meine Tante Margaret."
Chellie zuckte die Schultern. "Es ist nicht wichtig. Alles ist
lange her."
"Trotzdem
erinnerst du dich daran."
Oh
ja, und ich erinnere mich an viel mehr, dachte Chellie. Daran, wie
ihr Vater versucht hatte, jede Spur ihrer Mutter aus dem Haus zu
entfernen, als hätte sie niemals existiert oder als hätte
er sich herabgewürdigt, indem er eine Ausländerin
geheiratet hatte, die in Nachtklubs gesungen hatte. Daran, wie er
versucht hatte, das Interesse seiner Tochter für Musik zu
unterdrücken. "Manche Dinge bleiben eben hängen",
sagte Chellie. "Wann kommen wir denn nun nach St. Hilaire?"
"Am
frühen Nachmittag."
"Und
du bist ganz sicher, dass ich den Konsul übers Wochenende nicht
erreichen kann?"
"Versuch
es nicht einmal", riet Ash. "Nicht, wenn du ihn auf deiner
Seite haben willst. Wozu überhaupt die Eile?"
"Offensichtlich
ist dir noch nicht eingefallen, dass ich vielleicht gern mein Leben
weiterführen möchte."
"Nein",
gab er zu. "Ich dachte, du weißt noch nicht einmal, wie es
aussehen soll." Er lehnte sich zurück und blickte sie mit
zusammengekniffenen Augen an. "Und? Was hast du für Pläne?"
"Das
geht dich nichts an."
"Falsch.
Wenn man jemandes Haut rettet, gehört er einem für immer,
wie es im Sprichwort heißt. Deshalb habe ich ein persönliches
Interesse an deiner Zukunft, Sängerin. Ganz zu schweigen von
deiner schönen Haut."
"Jedenfalls,
bis du es satt hast, Galahad zu spielen", sagte Chellie eisig.
"Ich
spiele nicht, Michelle. Tatsächlich meine ich es verdammt ernst.
Können wir also bitte aufhören zu fechten und vernünftig
miteinander reden?"
Sie
wurde rot. "Meinetwegen. Wenn es sein muss."
"Wohin
willst du von St. Hilaire aus? Nach Hause?"
"Ich
habe kein Zuhause, nicht in diesem Sinne. Aber ich fliege wohl nach
London. Ich kenne dort Leute. Bestimmt kann ich bei irgendjemand
bleiben, während ich mich einrichte."
"Du
lieber Himmel", sagte Ash.
Chellie
hob herausfordernd das Kinn. "Bist du nicht einverstanden?"
fragte sie.
"Ich
hatte schon Albträume, die mir besser gefallen haben",
erwiderte er kurz angebunden.
"Ich
bin bei dir geblieben. Und du bist für mich ein völlig
fremder Mann."
"Wie
seltsam, dass du das meinst. Wenn ich doch das Gefühl habe, als
würde ich dich schon mein ganzes Leben lang kennen", sagte
er sanft.
Die
Kehle war ihr wie zugeschnürt. Ihr fiel keine schlagfertige
Antwort ein, und sie konnte nicht einmal seinen Blick erwidern.
Deshalb beschäftigte sie sich damit, das Geschirr einzusammeln.
"Ist
das Sofa eines anderen dein einziger Plan?" fragte Ash
schließlich.
"Im
Moment, ja. Aber bitte mach dir keine Sorgen. Ich würde zu
Freunden gehen."
Er
zog die Augenbrauen hoch. "Sind das dieselben Freunde, die dich
mit dem Hochstapler haben durchbrennen lassen?"
Chellie
stellte das Geschirr aufs Tablett. "Ich habe ihnen nicht
erzählt, was wir vorhaben. Das habe ich niemand gegenüber
erwähnt."
"Warum
die Geheimhaltung?"
Weil
ich Angst hatte, mein Vater würde es erfahren und einen Weg
finden, mich zu stoppen, dachte Chellie. Das hatte er früher
auch immer getan. Sie zuckte die Schultern. "Bis dahin war mein
Leben ein offenes Buch gewesen. Es hat Spaß gemacht, mal etwas
zu verbergen. Außerdem wollte Ramon meine Freunde niemals
kennen lernen. Er hat gesagt, er wolle nur mit mir zusammen sein."
"Wie
liebevoll", spottete Ash.
"Das
dachte ich damals." Chellie trug das Tablett in die Küche.
"Von jetzt an werde ich nicht mehr so naiv sein und mich ständig
ermahnen, dass jeder Hintergedanken hat."
"Das
verspricht nichts Gutes für zukünftige Beziehungen",
sagte er.
Chellie
bemerkte nervös, dass er ihr gefolgt war und mit verschränkten
Armen an der Arbeitsfläche lehnte. "Ich werde keine haben,
weil ich
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