Tanz ins Glück
gefahrlos schwimmen konnte.
Sie
könnte zum Haus zurückgehen und den Badeanzug holen, den
sie mitgebracht hatte. Andererseits … Spontan streifte Chellie
die Schuhe ab, zog Top, Shorts und Slip aus, ging ans Ende des Bretts
und machte einen Kopfsprung. Das Wasser war prickelnd frisch und
kalt. Nach Atem ringend und lachend kam sie an die Oberfläche.
Sie war noch nie nackt geschwommen und genoss das Gefühl fast
schuldbewusst. Schließlich drehte sie sich auf den Rücken,
ließ sich treiben, blickte zum blauen Himmel empor und war zum
ersten Mal seit vielen Wochen wieder mit sich selbst im Reinen.
Langsam schwamm sie zum Wasserfall, zog sich hoch auf den rutschigen
Felsen, stellte sich unter das strömende Wasser und genoss, wie
es kalt auf ihre Brüste, den Bauch und die Oberschenkel
prasselte.
Chellie
war fast wollüstig in die pure Sinnlichkeit des Moments
versunken, aber ein seltsames Gefühl ließ sie über
die Schulter blicken. Ash stand auf der anderen Seite des Beckens und
beobachtete sie. Die Hände in die Hüften gestemmt, schien
er völlig gelassen zu sein, doch seine regungslose Haltung
verriet ihn.
Ihre
Sachen lagen zu seinen Füßen. Unerreichbar. Chellie war
einige Sekunden lang wie erstarrt, dann sprang sie zurück ins
Becken und trat Wasser, so dass nur Kopf und Schultern zu sehen
waren. "Was, zum Teufel, machst du hier?" fragte sie
herausfordernd.
"Ich
habe mich zum Abendessen eingeladen", erwiderte Ash. "Rosalies
geschmorter Fisch ist unwiderstehlich. Wie so vieles andere auf
Arcadie."
Chellie
presste die Lippen zusammen. "Ich meine, warum bist du gerade
jetzt hier beim Wasserfall?"
Er
zuckte die Schultern. "Weil es mein Lieblingsplatz auf dem
Grundstück ist und ich mir gedacht habe, dass du auch den Weg
hierher finden würdest." Er lächelte sie an. "Es
ist eine schöne Stelle, stimmt's?"
"Wundervoll",
erwiderte Chellie. "Aber inzwischen ziemlich kalt. Deshalb würde
ich gern herauskommen und mich anziehen, wenn du nichts dagegen
hast."
"Mir
ist es recht", erwiderte Ash gleichmütig. "Allerdings
wird das eine Kraxelei, weil du nicht daran gewöhnt bist. Du
solltest meine Hand nehmen."
"Ich
denke nicht daran!"
"Hast
du eine Wahl?"
"Ja.
Ich bleibe drin, bis du den Anstand hast, zu gehen."
"Es
ist ein bisschen spät, so tugendhaft zu sein, findest du nicht
auch?" Ash klang belustigt. "Besonders da sich das Bild,
wie du unter dem Wasserfall stehst, unauslöschlich meinem
Gedächtnis eingeprägt hat." Er begann, langsam das
weiße Hemd aufzuknöpfen, das er zu einer dunklen Hose
trug. "Natürlich könnte ich zu dir hineinkommen. Heute
ist es sehr heiß. Eine kleine … Belebung ist vielleicht
angenehm."
"Tu
das ja nicht!"
Ash
lachte. "Meinst du, das Becken ist nicht groß genug für
uns beide? Du könntest Recht haben." Er ging in die Hocke.
"Na los, komm heraus, bevor du schließlich an Unterkühlung
leidest. Ich mache sogar die Augen zu, wenn du dich dann besser
fühlst."
Argwöhnisch
schwamm Chellie ein bisschen näher. "Und danach gehst du?
Bitte?"
"Nein,
aber ich verspreche, dir den Rücken zuzuwenden."
Den
Brunnen zudecken, wenn das Kind hineingefallen ist, dachte Chellie
wütend. Sie könnte bleiben, wo sie war, und es darauf
ankommen lassen. Leider war ihr kalt, sie hatte Hemmungen und war
entsetzlich verlegen. Und den Tränen nahe. Außerdem
bluffte Ash vielleicht nicht.
Sie
schwamm dorthin, wo er wartete, die Augen brav geschlossen. Seine
Hand war warm und stark, und bei seiner Berührung spürte
Chellie eine unwillkommene Lust. Sie fand mit den Zehen Halt unter
Wasser, zog sich hoch und landete atemlos und aufgeregt neben Ash.
"Danke. Jetzt dreh dich bitte um."
"Wie
du wünschst. Als du noch nicht blau vor Kälte warst, hast
du viel schöner ausgesehen, wenn ich das mal sagen darf."
"Tatsächlich?"
erwiderte Chellie mit zusammengebissenen Zähnen. Sie riss ihre
Sachen hoch und drückte sie beschützend an sich. "Tja,
ganz gleich, wie du dich verfärbst, du bleibst immer ein
Mistkerl."
"Na,
na, Miss Greer!" sagte Ash spöttisch. "Wie du dich
aufregst. Jeder würde denken, dass du vorher noch nie nackt
geschwommen bist."
Chellie,
die verzweifelt versuchte, die Shorts über ihre nasse Haut zu
zerren, antwortete nicht.
"Genau
das ist es, stimmt's? Du hattest es noch nie getan. Ich vermute, das
ist nur eine von vielen Erfahrungen, die du verpasst hast."
"Behalt
deine Vermutungen bitte für dich!" fuhr ihn Chellie an. Sie
zog das Top an und stellte erschrocken fest, wie
Weitere Kostenlose Bücher