Tanz ins Glück
eigenes Leben zu
führen? Einem Mann nachlaufen, der sich keinen Gedanken mehr
über dich gemacht hat, seit du aus seinem Bett gestiegen bist?"
"Du
irrst dich", sagte Chellie sanft. "Ash hat sogar viel mehr
getan, als sich Gedanken über mich zu machen. Er hat mir
überhaupt erst ein Leben gegeben." Sie nahm ihren Mantel
und war weg.
11.
Kapitel
"Hier
sind die Ohrringe, die du dir ausleihen wolltest." Jan kam nach
einem flüchtigen Klopfen in Chellies Zimmer und blieb
stirnrunzelnd stehen. "He, erinnere dich, du gehst heute Abend
auf eine Party, nicht zu einer Beerdigung. Was ist denn los?"
"Ich
hatte keinen besonders guten Tag." Chellie biss sich auf die
Lippe. "Ich habe versucht, einen alten Freund ausfindig zu
machen, und bis jetzt hatte ich überhaupt kein Glück."
"Du
hast geweint."
"Du
meine Güte, sieht man das immer noch?" Chellie blickte
gequält in den Spiegel.
"Keine
Sorge, Lorna hat Augentropfen, die Wunder wirken. Du wirst gut
aussehen." Jan musterte sie. "Und das ist ein
sensationelles Kleid. Eine Neuerwerbung, stimmt's?"
"Nein,
ich habe es nur noch nie getragen." Der silbergraue Stoff
schimmerte verführerisch, als sich Chellie bewegte. "Heute
Abend … wollte ich es einfach anziehen."
"Wer
gibt denn diese Party?"
"Eine
junge Frau namens Angela Westlake – oder wohl eher ihre Eltern.
Sie wird einundzwanzig, und sie haben Jordan gebeten, während
des Essens am Klavier zu spielen, und haben ihn gefragt, ob er jemand
kenne, der singen würde."
Jan
lächelte. "Wenn du nicht aufpasst, wirst du noch berühmt.
Vergiss nur nicht, wer dir die Ohrringe für deinen Karrierestart
geliehen hat", sagte sie, bevor sie die Augentropfen holen ging.
Chellie
trug lustlos Rouge auf. Sie hatte wirklich geglaubt, es sei ganz
einfach, Ash zu finden. Dass es nur einen einzigen Anruf erfordern
würde. Aber als sie bei dem Sicherheitsdienst angerufen hatte,
war sie von einer unfreundlichen Frau abgewimmelt worden, die ihr
mitgeteilt hatte, sie würden keine Informationen über
ehemalige oder jetzige Firmenangehörige geben. Arcadie war
Chellies einzige andere Hoffnung gewesen. Vielleicht hatte er sich
dorthin zurückgezogen, während er über seine
Möglichkeiten nachdachte. Und auch seine Wunden leckte. Die
Auslandsauskunft hatte ihr jedoch nicht helfen können. Auf St.
Hilaire war niemand namens Howard verzeichnet.
Sackgasse,
dachte Chellie trübselig. Sie konnte es sich nicht leisten,
einen Privatdetektiv zu engagieren oder in die Karibik zu fliegen und
selbst nach Ash zu suchen. Außerdem wusste sie nicht, was sie
auf Arcadie finden würde. Da war noch immer die ungelöste
Frage, was wohl zwischen ihm und Carol Howard war. Sie könnte
jetzt eine neue Bedeutung in seinem Leben gewonnen haben. Oder ihre
frühere Vormachtstellung wieder geltend gemacht haben.
Chellie
kam in den Sinn, dass sie die Sache mit dem Geld vielleicht falsch
beurteilt hatte. Wer sagte denn, dass er es zurückgegeben hatte,
weil er noch irgendetwas für sie empfand? Wahrscheinlicher war,
dass er so einen Schlussstrich unter eine Episode gezogen hatte, die
er jetzt nur noch vergessen wollte. Ihre Beziehung hatte ihm
schließlich nicht viel Gutes gebracht, also beseitigte er
möglicherweise gerade die Trümmer der Vergangenheit.
Und
vielleicht sollte sie dasselbe tun, weil es klüger –
gesünder – war.
Aber
das war nicht so einfach. Tagsüber dachte sie jede Stunde an
Ash, und nachts warf sie sich schlaflos im Bett hin und her, von
Sehnsucht verzehrt.
Deshalb
wollte sie noch nicht aufgeben. Und natürlich blieb ihr ein
weiterer Weg, den sie einschlagen konnte! Laurent Massim, dachte
Chellie und lächelte. Er war Ashs Freund und musste wissen, wo
er war. Wenn auch das eine Sackgasse war, würde feststehen, dass
Ash wirklich nicht gefunden werden wollte. Und dann würde sie zu
suchen aufhören.
Chellie
sah auf ihre Armbanduhr. An diesem Abend war keine Zeit, die Auskunft
anzurufen. Sie musste einer beruflichen Verpflichtung nachkommen.
Aber am nächsten Tag würde sie das tun. Noch war es nicht
vorbei.
Die
Party fand in einem großen Haus an einem von Bäumen
gesäumten Platz statt und war in vollem Gang, als sie ankamen.
Sie wurden von der Gastgeberin begrüßt, einer großen,
attraktiven jungen Frau.
"Hallo",
sagte sie lächelnd, "Sie sind also Jordan." Sie
musterte Chellie freundlich, aber sehr genau. "Und Sie müssen
dann Chellie sein." Ihr Lächeln wurde noch breiter. "Schön,
Sie kennen zu lernen. Legen Sie Ihre
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