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Tanz mit dem Engel

Tanz mit dem Engel

Titel: Tanz mit dem Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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Lasse.«
    »Ja?«
    »Du weißt, daß wir versuchen, möglichst viel über Pers. Umfeld herauszubekommen, über Freunde und Freundinnen und solche Dinge.«
    »Ja.«
    »Solche Dinge«, wiederholte Winter, als nähme er einen Anlauf. »Wir haben mit seiner Freundin gesprochen, aber das war keine richtige.«
    »Was?«
    »Das war nicht seine Freundin.«
    »Jetzt komme ich nicht ganz mit, Erik.«
    »Du hast gesagt, oder war es Karin, daß dieses Mädchen Pers Freundin war, aber als wir mit ihr sprachen, da war sie das nicht so richtig.«
    »Nein, verdammt, dann hatten sie wohl Schluß gemacht.«
    »Eher waren sie nicht zusammengewesen. nicht richtig.«
    »Bist du es oder bin ich es, der hier ein Brett vorm Hirn hat und dem das Sprechen schwerfällt? Sagst du, daß sie gewissermaßen >nur Freunde< waren oder daß Per nie dazu gekommen ist, diese Kleine zu vögeln?«
    Winter zögerte mit der Antwort.
    »Was? Antworte mir!«
    »Letzteres«, sagte Winter endlich.
    »Er hat sie also nie gevögelt, meinst du das damit, daß du mich auf dem laufenden halten willst?«
    Winter setzte an, um etwas zu sagen, kam aber nicht dazu.
    »Ist das hier so was wie eine ultramoderne Verhörtechnik, Kommissar?«
    »Lasse, wir müssen soviel wie möglich über das Umfeld und so herausbekommen. Das ist für die Arbeit notwendig. Das gibt uns Antworten, mit denen wir weiterarbeiten können.«
    »Was für verdammte Antworten?«
    »Wir müssen soviel wie möglich über Pers. Interessen wissen.«
    »Ob mein Sohn schwul war?«
    »War er das?«
    Lasse Malmström antwortete nicht, wich mit dem Blick aus, zog die Hand über das Bann.
    »Ich möchte, daß du verschwindest«, sagte er.
    »Reiß dich zusammen, Lasse.«
    »Du fragst mich, ob mein Sohn Päderast war, und dann forderst du mich auf, ich soll mich zusammenreißen?«
    »Ich weiß nichts über die sexuelle Orientierung deines Sohns. Deshalb frage ich.«
    Lasse Malmström war still, er hatte sich über den Tisch gebeugt und hob nun den Kopf.
    »Deshalb frage ich«, wiederholte Winter.
    Malmström sagte etwas, aber Winter verstand es nicht.
    »Bitte? Ich habe nicht gehört, was du gesagt hast.«
    »Bei Gott, wenn ich wüßte.«
    Winter wartete auf die Fortsetzung.
    »Ich bin völlig ehrlich, wenn ich sage, daß ich es nicht weiß. Auch wenn es, soweit ich es mitbekommen habe, seit der Pubertät nicht so viele Mädchen waren, habe ich nicht soviel darüber nachgedacht. Ich war selbst recht. spät dran.«
    Der Hund draußen bellte noch immer, als könne er nicht aufhören, bevor Lasse Malmström zu Ende gequält wäre. Es ist nicht sein Hund, aber er empfindet Sympathie für ihn, dachte Winter.
    »Hast du Karin gefragt?« sagte Lasse Malmström.
    »Noch nicht.«
    »Frag sie.«
    Draußen wurde es still, als wäre der Hund erschöpft.
    »Es ist wichtig für uns, das herauszubekommen«, sagte Winter, »es ist sehr wichtig.«
    »Ich lüge nicht, auch wenn ich wüßte, daß mein Junge schwul war, würde ich nicht lügen.«
    Wie hätte er wohl reagiert, wenn Per noch lebte und aufgedeckt hätte, daß er homosexuell ist, dachte Winter und sah Mats vor sich: so mager im letzten Jahr, durchsichtig, voller Fieberträume.
    »Es ist keiner hier, der jemanden verurteilt«, sagte er.
    »Das müßte dann wohl ich sein«, sagte Lasse Malmström.
    »Nein.«
    »Ich bin kein Schwulenhasser, aber das kam ein wenig plötzlich.«
    »Wir wissen nichts, und das ist wahr, aber wir müssen es herausbekommen. Wenn es geht.«
    »Du mußt mit Karin sprechen und mit seinen. Kumpeln. Müßt ihr deswegen noch mal sein Zimmer durchsuchen?«
    »Nein.«
    Als Winter herauskam, blickte er hinüber zu dem Haus, in dem seine Schwester wohnte, wo er zum Teil aufgewachsen war und wohin er manchmal zurückgekehrt war. Lotta hatte sich scheiden lassen und war danach wohl ein wenig zu neurotisch geworden für ihren Beruf als Allgemeinmedizinerin. Es war besser geworden, nachdem sie von Mutter und Vater das Haus gekauft hatte und mit den Kindern dort wieder eingezogen war.
    Niemand zu Hause. Ich rufe heute abend an, dachte er.

14
    Winter ging an dem Jungen unter der Decke vorbei, eine Bewegung unter der Hülle und ein Gesicht, das im Dämmerlicht weiß leuchtete.
    Der Junge saß schon lange da, eine dreisaitige Gitarre lehnte an der Fassade hinter ihm. Winter hatte nie einen Ton gehört An einigen der letzten Abende hatte er oben in der Wohnung gestanden und den Jungen auf der anderen Seite des Parks sitzen sehen, ein kläglicher

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