Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tanz mit dem Engel

Tanz mit dem Engel

Titel: Tanz mit dem Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
Vom Netzwerk:
Espressomaschine aus.
    »Noch Kaffee?«

15
    Es gab mehr als eine Gelegenheit, daß Lars Bergenhem darüber nachdachte, warum sie ihn zur Kripo befördert hatten. Oder verbannt, je nachdem, wie man es betrachtete. Er hatte nicht wählen können, oder wenn er es getan hätte: Die hätten schon gewußt, was er machen wollte. Er wollte nicht zum Rauschgiftdezernat oder zur Ermittlung oder zum technischen Dezernat, auch nicht zu Wirtschaft oder Ausländer. Dank allen Göttern jeglicher Art, daß ich nicht beim Ausländerdezernat gelandet bin, dachte er.
    Was das Fahndungsdezernat anging, hatten sie eine gute Wahl für ihn getroffen, so hätte er selbst gewählt, wenn er die Möglichkeit gehabt hätte. Er landete bei Gewalt, wo er doch auch bei Diebstahl hätte landen können. Gewalt war greifbar und konkret, klar und aufgeklärt, ehe bei den Burschen im Arrest das Nasenbluten gestillt war. Sie war schmutzig, aber meist selbstverständlich, ausgeführt von denen, die in einer Art bizarren Gleichgewichts miteinander fertig wurden.
    Doch wenn die Gewalt von oben nach unten ging, bekam er Probleme mit dem Berufsbild. Wenn die Stärke sich ungleich verteilte. Wenn Kinder auf Bahren gehoben wurden und mit einer lebenslangen Behinderung weggefahren wurden. Und da dachte er nur an die körperlichen Verletzungen, die für immer blieben. Dreijährige Mädchen, die das Sehvermögen verloren, sechsjährige Buben, die am einen Tag Fußball spielten und am andern vom Papa die Beine gebrochen bekamen.
    Er hatte nicht vor, sich ein dickes Fell zuzulegen. Er wollte das genaue Gegenteil, er dachte daran. Er wollte ein
    Ritter werden, aber mit den Vorteilen auf der Gegenseite.
    Sie war wirklich. Die Gewalt war wirklich. Sie war konkret und greifbar, aber er versteckte sein Gesicht so lange in Martinas Haar, daß er kaum noch atmen konnte. Warum können die Menschen nicht nett sein, hatte er zu seiner Frau gesagt. Sie waren ein Jahr verheiratet, und in einem Monat sollte der Murkel kommen, und hier drinnen würde man andere Töne hören. Der Murkel sollte so schnell wie möglich Fußball spielen. Er wollte dann den Torwart machen. Er würde nett sein.
    Von der Polizeischule so gut wie direkt zur Kripo. Er hatte sich damals richtig ausgeschaltet gefühlt, als hätte er eine Art Auszeichnung erhalten, aber nicht recht verstanden, wofür. Er war Material gewesen, hatte jemand gesagt. Material wofür? War er zur Zeit nur ein Kartoffelkeim? War er in diesem ersten Jahr bei der Einheit ein Keim gewesen?
    In der ersten Zeit hatte er sich allein gefühlt. Er war schon auf der Schule ein wenig zurückhaltend gewesen, und das wurde nicht besser unter den vierzig im Fahndungsdezernat oder den dreißig, die nicht bei der Personenfahndung waren. Bergenhem begriff nicht ganz, warum er noch in Winters Kerntruppe war, als sich die Ermittlungen hinzogen.
    Das war ihm nicht klargeworden und würde es vielleicht nie, aber Bergenhem hatte einen Auftrag, und er wußte, daß er zur Stelle sein mußte, bis etwas geschah. Es geschah immer etwas. So lautete Winters Lieblingsspruch. Nichts stand still, möglicherweise floß alles, aber lieber ein panta rhei als ein Stillstehen, wo am Ende alles vermoderte.
    Das Alleinsein. Er hatte nicht viel für Jargon übrig, und er war auch nicht zynisch genug, um ihn sich anzueignen, vorerst jedenfalls nicht. Er konnte schreckliche Anblicke nicht durch Lachen auslöschen. Vielleicht war er langweilig?
    Ihm war aufgefallen, daß Winter selten lachte. Winter war nicht langweilig, und er lachte nicht an den falschen Stellen, wie Halders es fertigbrachte oder in seltenen Fällen sogar Ringmar.
    Lars Bergenhem bewunderte Winter, er wollte wie er werden, glaubte aber nicht, daß ihm dies gelingen konnte.
    Es lag nicht an Winters Stil, an seiner Eleganz oder wie man es nennen sollte. So etwas war sonst Oberfläche, aber nicht an Winter... aber das war es nicht.
    Es war seine Härte. Bergenhem begriff diese Härte wie eine Faust aus Eisen in einem Handschuh aus Wolle. Es gab einen harten Kreis um Winter, wenn er arbeitete, eine Konzentration.
    Das Gesicht bewegte sich, aber die Bewegung erreichte nie die Augen. Bergenhem wußte nicht, wie Winter war, wenn er nicht arbeitete. Vielleicht war er dann ein weicherer Mensch.
    Es liefen Geschichten über seine Frauen um, Geschichten, daß er den Druck bei ihnen loswurde. Einen sehr schlechten Ruf hätte man es genannt, wäre er eine Frau gewesen. Dann war es stiller geworden, und Bergenhem

Weitere Kostenlose Bücher