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Tanz mit dem Engel

Tanz mit dem Engel

Titel: Tanz mit dem Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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Kaffee sitzen, trank zwei Tassen und dachte nach.

21
    »Was?!«
    Johan Bölger mit erstaunter Miene, Erik Winter plötzlich und zu später Stunde an der Bar.
    »Ich dachte, du säßest in diesem Moment in irgendeinem Lokal in Soho.«
    »Ein andermal«, sagte Winter.
    »Es kann doch nicht das Wetter sein, was dich vom Fliegen abgehalten hat.«
    »Es ist was dazwischengekommen.«
    »Darf ich zu einem guten Wasser einladen?«
    »Ramlösa in einem Glas mit Eis und etwas Limone.«
    »Willst du nicht was andres probieren?«
    »Gib mir ein Ramlösa und sag mir, was du von meinem jungen Mitarbeiter hältst.«
    Bölger bereitete das Bestellte am Regal auf der anderen Seite der Theke, unter dem Spiegel.
    »Wirkt ein wenig grün, hatte aber einen Blick, der vielleicht brauchbar werden kann, wenn er lernt, ihn auch im Dunkeln anzuwenden«, meinte er, als er zurückkam und das Glas vor den Kriminalkommissar stellte.
    »Was bedeutet das?«
    »Das bedeutet, daß man sich anstrengen muß.«
    »Ich glaube, daß er dazu fähig ist. Er ist jung, aber das ist nicht immer ein Nachteil.«
    »In den meisten Fällen.«
    »Nicht immer.«
    »Nein.«
    Es war bald Mitternacht. An drei der sieben Tische des Lokals saßen Gäste, deren Stimmen sich durch das Lokal ringelten wie ein besonderer Dunst im Rauch.
    Zwei Frauen saßen weit weg rechts von Winter an der Theke, mit Zigaretten zwischen den Fingern und einem Ausdruck in den Gesichtern, der besagte, daß sie endlich den Sinn des Lebens gefunden und entdeckt hatten, daß dies auch nichts änderte.
    Eine der Frauen schielte nach Winter, und ihre Miene verwandelte sich. Sie sagte ein paar Worte zu ihrer Freundin, drückte die Zigarette aus und zündete sofort eine neue an. Sie spielte an dem dünnen Päckchen vor ihr herum, als wollte sie die wenigen Zigaretten beruhigen, daß sie nicht allein waren.
    »Ich weiß nicht, ob der Junge es für eine so gute Idee hält«, sagte Bölger. »Über den Zweck war er sich wohl nicht so richtig klar.«
    »Das hängt wohl von dem ab, der es ihm erklärt«, sagte Winter.
    »Von dir also«, sagte Bölger.
    Winter antwortete nicht. Er überlegte, ob er sich einen Zigarillo anzünden sollte, aber nach einem Blick auf die zwei Kettenraucherinnen ließ er es bleiben. Eine der beiden, die, die vorher Winter betrachtet hatte, machte Bölger ein Zeichen, und er ging zu ihr. Sie bestellte etwas, und Bölger pusselte wieder hinter der Theke herum und stellte dann das Glas vor die Frau. Sie trank, und Winter schien es, als sähe sie enttäuscht aus, als sie das Glas wieder abstellte.
    »Sie wollte das gleiche wie der >Gentleman<, der hier sitzt«, sagte Bölger schmunzelnd und baute sich vor Winter auf. »Sie dachte wohl, es wäre ein Gin Tonic.«
    »Heute hätte ich ein Gentleman in der Stadt der
    Gentlemen sein können, aber man hat mich nicht fort gelassen.«
    »Niemals außer Dienst.«
    »Ich glaube, es gibt Dinge unter der Oberfläche, die wir nicht ahnen können«, bemerkte Winter und zündete sich nun doch einen Zigarillo an.
    »Versteht sich von selbst.«
    »Manchmal genügt es, ein wenig Staub aufzuwirbeln, damit etwas passiert.«
    »Soll dein Knabe ein wenig Staub aufwirbeln?«
    Winter antwortete nicht, rauchte, schielte nach den Frauen, wandte aber den Blick ab, als sie zurückschielten.
    »Vielleicht mehr als das«, sagte Winter. »Ich glaube, du weißt Dinge, die du für dich behältst, Johan, über die du vielleicht nicht reden willst.«
    »Worüber?«
    »Über die Branche.«
    »Welche Branche?«
    »Ich bin ein wenig müde.«
    »Okay, okay. Die Branche.«
    Winter trank wieder, hörte die Musikschleife, die in den vier Lautsprechern an der Decke in Gang kam: Sinatras fünfziger Jahre, eine unverwechselbare Phrasierung. Und ich war da noch gar nicht auf der Welt, dachte er.
    »Aber die Kneipenbranche und die Pornobranche sind nicht das gleiche«, sagte Bölger, »das sind zwei Dinge auf zwei Seiten des Planeten.«
    »Natürlich.«
    »Mein Einblick in. das andere stammt aus der letzten Zeit. Das Nachtleben.«
    »Es findet doch wohl auch bei Tag statt?«
    »Ja, aber im Dunkeln fühlen sich die meisten geborgener.«
    »Du hast auch andere Erfahrungen«, sagte Winter.
    Bölger erwiderte nichts.
    »Wie hat sich die Stadt verändert? Es hat sich doch einiges getan oder wie?«
    »Sie ist härter geworden«, sagte Bölger, »aber was es genau ist, kann ich nicht sagen.«
    »Es ist die Schuld der Gesellschaft«, sagte Winter und sah aus, als wolle er

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