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Tanz mit dem Teufel

Tanz mit dem Teufel

Titel: Tanz mit dem Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Depp
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Ich hab meinen Hintern in Bewegung gesetzt und mich unter die Knute des Satans begeben. Den Vertrag hat ein Anwalt aus Racine für mich ausgehandelt. Ein Experte für Agrarrecht gegen den größten Haifisch im internationalen Filmgeschäft. Aber was will man machen? In der Not frisst der Teufel Fliegen.«
    Sein Drink kam.
    »Der wievielte ist das?«, wollte Jerry von der Kellnerin wissen.
    »Der sechste«, antwortete sie. »Wir haben unter den Kollegen eine Wette laufen, wie viele Sie wegstecken können, bevor Sie umkippen.«
    »Was schätzen Sie?«
    »Acht. Sie haben nichts gegessen, und Sie sind in der richtigen Alles-oder-nichts-Stimmung.«
    »Ich tippe eher auf zehn.«
    »Mist. Dann geht der Pott an den Barkeeper.«
    »Richten Sie ihm aus, dass er ein sehr gutes Auge für Säufer hat«, sagte Jerry. »Wenn Sie mir Ihre Telefonnummer geben, lege ich vielleicht eine Schwalbe für Sie hin.«
    »Fragt sich nur, ob Sie sich das so lange merken können.«
    »Da haben Sie auch wieder recht«, sagte er. »Zählt ein Doppelter als ein Drink oder als zwei?«
    »Das muss ich erst mit den anderen abklären.« Sie ging ihre Kollegen suchen.
    »Ich bin ein Gefangener«, sagte Jerry zu Spandau. Er sah wieder an die Decke. »Wieso eigentlich ausgerechnet Schmetterlinge? Würd mich einfach mal interessieren. Nicht, dass ich was gegen Schmetterlinge hätte.«
    »Ein Anwalt aus Racine hat Ihren Vertrag ausgehandelt? Ich dachte, Annie Michaels wäre Ihre Agentin.«
    »Damals eher weniger. Ich hatte seit zwei Jahren keinen Mucks mehr von ihr gehört. Auf dem Filmfest in Banff, wo eine Retrospektive von meinen alten Sachen gezeigt wurde, bin ich Cory über den Weg gelaufen. Er wollte wissen, ob ich an irgendwelchen neuen Projekten sitze, und ich habe ihm Wet Eye geschickt. Er fand’s klasse und wollte die Option. Weil ich dringend das Geld brauchte, hab ich den Vertrag von diesem Anwalt aus Racine aushandeln lassen. Auf einmal setzt sich die Maschinerie in Bewegung, und ich kriege einen Anruf von Annie, die mich zusammenscheißt, was für ein Idiot ich bin. Annie geht mit dem Projekt zu Jurado, und Jurado und Cory machen einen Deal, und dann war plötzlich alles total verworren, weil der Anwalt aus Racine keinen blassen Schimmer hatte und zehn Prozent wollte. Jurado hat ihn rausgekauft, Cory ist irgendwann ausgestiegen, und plötzlich sitze ich mit Jurado, der sich das Projekt inzwischen komplett unter den Nagel gerissen hat, alleine im Boot. Ohne Mitspracherecht, ohne alles. Bis der verfluchte Streifen in die Kinos kommt, bin ich im Grunde nicht mehr als ein Lohnsklave. Ach was, noch länger. Ich muss ja durch die Talkshows tingeln, um die Werbetrommel zu rühren. Das Ganze ist eine total verfahrene Kiste. Jedenfalls hocke ich jetzt auf Jurados Kosten hier im Marmont rum und warte darauf, dass er endlich aus dem Knie kommt. Der Mistkerl schuldet mir Geld, aber es ist fest angelegt, steckt in dem Projekt, und ich bin viel zu abgebrannt, um ihn zum Teufel zu jagen.«
    »Was halten Sie von dem Film?«
    »Von der Version, die ich gesehen habe? Oder von der, die er gerade von irgendeinem Arsch bearbeiten und nachdrehen lässt? Was meinen Sie, wie bei uns die Fetzen geflogen sind! Zum Schluss konnte ich dann doch noch einen Film machen, für den ich mich nicht völlig in Grund und Boden schämen musste. Aber dann hab ich spitzgekriegt, dass er hinter meinem Rücken Nachdrehs in Auftrag gegeben hat – und mindestens eine Bearbeitung, die ich nie zu Gesicht bekommen habe. Jetzt sieht es so aus, als hätte Helen Keller Regie geführt. Unfassbar. Seit Myra Breckinridge hat Hollywood keinen größeren Haufen Scheiße mehr hervorgebracht. Meine sowieso schon halb abgesoffene Karriere kann dieses Machwerk mit Sicherheit nicht mehr retten. Und Sie wollen allen Ernstes wissen, ob mir an dem Film etwas liegt?«
    Die Kellnerin servierte den nächsten Whiskey. Jerry starrte wieder zu den Schmetterlingen hoch.
    Die Frau sagte: »Alle sind sich einig, dass ein Doppelter als zwei Drinks zählt, nicht nur als einer. Ist ja auch irgendwie logisch.«
    »Hm, hm.« Jerry kniff ein Auge zu, als ob er eine einzelne Falterart identifizieren wollte.
    Sie stellte das Glas auf einer frischen Cocktailserviette ab, auf die sie, wie Spandau bemerkte, doch tatsächlich ihre Telefonnummer geschrieben hatte. Bis auf ein kaum wahrnehmbares Schnarchen gab Jerry kein Lebenszeichen mehr von sich.
    Die Bedienung schüttelte den Kopf und lachte. »Dann bin ich wohl in jeder

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