Tanz mit dem Teufel
Hinsicht die Verliererin des Abends. Soll ich ihm ein Taxi rufen?«
»Wenn er aufwacht, muss ihm nur einer den Weg zu den Bungalows zeigen«, sagte Spandau. »Das ist ja das Traurige: Er ist schon zu Hause.«
14
Wieder fuhr Spandau vor Jurados Büro vor. Wieder beugte er sich aus dem Autofenster und starrte in die Kamera, aber ohne auf irgendwelche Knöpfchen zu drücken. Irgendwann sagte dieselbe gereizte Frauenstimme wie beim letzten Mal: »Ja?«
»David Spandau für Jurado.«
»Sie haben keinen Termin.«
»Schätzchen«, sagte Spandau. »Wenn ich nicht sofort einen Termin kriege, lege ich den Rückwärtsgang ein, und der gute alte Frank kann mich am Allerwertesten lecken.«
Kurze Pause. Mit einem Klick schwang das Tor auf.
Als Spandau eintrat, lauerte Little Lulu wie ein Wachhund neben ihrem Schreibtisch. »Er ist in einer Besprechung«, sagte sie. »Sie müssen warten.«
»Das glaube ich kaum.«
Er marschierte an ihr vorbei. Sie versuchte nicht, ihn aufzuhalten, sondern begnügte sich mit einem vernichtenden Blick.
Jurados saß mit nackten Füßen auf dem Sofa und schnitt sich mit einer Papierschere die Zehennägel. Er sah kurz hoch, schüttelte den Kopf und schnippelte weiter. Spandau pflanzte sich auf einen Stuhl. Nach einer Weile brach Jurado das Schweigen. »Ich muss unbedingt meine Pediküre feuern.«
»Unbedingt«, sagte Spandau. »Nicht, dass Sie mich falsch verstehen, aber ich habe schon Faultiere mit gepflegteren Klauen gesehen.«
Auf diese Antwort schien Jurado nur gewartet zu haben. »Sie schneidet sie nicht kurz genug. Was meinen Sie, wie oft ich ihr das schon gesagt habe? Die Nägel bleiben in den Socken hängen, und meine Frau beklagt sich, sie könne genauso gut mit einem Rotluchs schlafen. Was ist nun? Haben Sie sich entschieden? Übernehmen Sie den Job?«
»Ich übernehme ihn.«
»Gut«, sagte Jurado. »Dann lasse ich meinen Anwalt den Vertrag aufsetzen, und Sie kriegen einen Scheck über Ihren Vorschuss.«
Mit spitzen Fingern ließ er eine Handvoll Nagelsplitter in seinen edlen Lederpapierkorb rieseln. Er stand auf und sah Spandau fragend an, als könnte er sich nicht erklären, weshalb der ihn immer noch mit seiner Anwesenheit belästigte.
»Ich hätte da noch eine Vertragsergänzung«, sagte Spandau.
»Handeln Sie das mit meinem Anwalt aus.«
»Die Klausel ist nicht verhandelbar«, sagte Spandau. »Ich werde Ihnen eine reinhauen. Aber ich wollte Sie damit nicht überrumpeln, deshalb gebe ich Ihnen eine kleine Vorwarnung.«
»Was zum Henker …?«
Spandau haute ihm eine rein. Am liebsten hätte er ihm die Nase gebrochen, aber das hätte zu viele Fragen nach sich gezogen. Also verpasste er ihm einen Schlag in die Magengrube, voll auf den Solarplexus, wenn auch nicht einmal halb so kräftig, wie Jurado es eigentlich verdient gehabt hätte. Der krümmte sich wie eine gekochte Garnele. Er gab keinen Laut von sich, weil er weder ein- noch ausatmen konnte. Spandau half ihm aufs Sofa.
»Schön locker bleiben. In ein, zwei Minuten wird es wieder besser.« Jurado stand der Schock ins Gesicht geschrieben. »Es kommt einem immer schlimmer vor, als es ist.«
Spandau kniete sich vor das Sofa und näherte sich Jurados Gesicht bis auf wenige Zentimeter.
»Wenn Sie noch einmal auf die Idee kommen sollten, mich zu bedrohen oder verprügeln zu lassen oder mir auch nur eine einzelne Haarschuppe von der Schulter meines Jacketts zu schnipsen, stehe ich postwendend bei Ihnen auf der Matte, Sie jämmerlicher Saftsack, und poliere Ihnen mit meinem Wagenheber Ihre selbstgefällige Fresse. Aber das ist bloß der Anfang. Wenn ich mit Ihnen fertig bin, werden Ihre ekelhaften Zehennägel das Einzige an Ihnen sein, das heil geblieben ist. Nicken Sie, wenn Sie mich verstanden haben.«
Jurado nickte.
»Gut«, sagte Spandau. »Zwei Punkte noch. Ich übernehme den Job, aber ich werde sämtliche Informationen über Margashack, die mit dem Fall nichts zu tun haben, für mich behalten. Und zweitens: Ganz egal, was Sie mit Walter ausgemacht haben, es kostet Sie das Doppelte.« Er stand auf und schob mit dem Cowboystiefel den Papierkorb vor Jurado. »Falls Sie kotzen müssen.«
Spandau schlüpfte hinaus und zog leise die Tür hinter sich zu. Als er an Lulu vorbeikam, die sich hinter ihrem Schreibtisch verschanzt hatte, bedachte sie ihn zum Abschied mit einem letzten bitterbösen Blick. Lange konnte sie ihn leider nicht auskosten, denn sie musste sich dringend um ihren Boss kümmern, der sich, wie deutlich
Weitere Kostenlose Bücher