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Tanz mit dem Teufel

Tanz mit dem Teufel

Titel: Tanz mit dem Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Depp
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wo sie anfängt, über ihre eigenen Hängetitten zu stolpern. Das ist doch alles bloß eine lahme Ausrede für frustriert und notgeil. Gib’s ruhig zu, Mum.«
    »Ich kann wirklich nicht klagen, Kind.«
    »Wegen dem wandelnden Ekelpaket mit dem Mordsding in der Hose? Ich bitte dich.«
    »Wo hast du denn das wieder her?«
    »Wir haben Kabelfernsehen, Mum. Auf jedem dritten Sender laufen Pornos. Da hab ich den Kolben mit seinem Kolben bei der Arbeit gesehen. Die Kreativität hat er ja nicht gerade mit Löffeln gefressen, oder? Und es stört dich echt kein bisschen, was er tagsüber mit seinem Apparillo so alles anstellt?«
    »Das ist nun mal sein Beruf. Wenn er Proktologe wäre, wäre es auch nicht viel anders.«
    »Mein Gott, Mutter. Du musst es aber echt nötig haben.«
    »Ich kämpfe für die Einführung eines neuen kalifornischen Gesetzes«, sagte Vicky zu Spandau. »Die Legalisierung der rückwirkenden Abtreibung. Dann kann ich sie umbringen, ohne mich strafbar zu machen. Tut mir leid, dass Sie sich das mit anhören müssen.«
    »Kein Problem, ich fühle mich bestens unterhalten«, sagte Spandau. »Genau wie in einem Stück von Eugene O’Neill. Aber unglücklicherweise leide ich an einem Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom, weshalb ich mich immer nur auf eine Sache konzentrieren kann. Wenn das kleine Familiendrama hier am Freitag immer noch läuft, komme ich gern wieder vorbei und schaue mir die Matineevorstellung an. Momentan hab ich allerdings nur Jerry Margashack im Kopf.«
    »Und ich hatte schon gehofft, Sie wären keiner von der langweiligen Truppe«, sagte das Mädchen. »Dann gehe ich jetzt auf mein Zimmer. Viel Spaß noch bei eurem Seniorenkränzchen.«
    »Hab ich’s nicht gesagt?«, meinte Vicky. »Kinder gehören spätestens als Babys umgebracht. Noch ein Bier?«
    »Irgendwie steig ich bei Jerry immer noch nicht durch«, sagte Spandau.
    »Da sind Sie nicht der Einzige. Und jetzt stellen Sie sich mal vor, wie es ist, so einen Typen rund um die Uhr am Hals zu haben. Dann können Sie sich ziemlich genau ausmalen, womit ich mich während unserer Ehe herumschlagen musste.«
    Nachdenklich nippte Spandau an seinem Bier. »Können Sie mir etwas über sein Leben erzählen, bevor Sie ihn kennengelernt haben? Darüber, wo er herkommt?«
    »Denken Sie, jemand von früher hat noch ein Hühnchen mit ihm zu rupfen?«
    »Er hat doch noch Familie in Cheney, richtig? Wissen Sie vielleicht etwas über irgendwelche alten Fehden?«
    »Die Eltern sind beide tot. Seine Schwester hat die Farm übernommen, musste sie aber verkaufen und ist vor fünfzehn Jahren weggezogen. Ich glaube, es wohnen noch ein paar Cousins da, aber keiner, mit dem er ein besonders enges Verhältnis gehabt hätte. Höchstens der Priester. Feinde fallen mir keine ein. Richtig durchgeknallt ist er wohl erst, nachdem er von zu Hause abgehauen war, um Filme zu machen. Die Schwester scheint allerdings auch nicht ohne zu sein. Schwer zu sagen, wer mehr Schuld daran hat, dass er so ein verkorkster Typ geworden ist – seine Gene oder Hollywood. Von ihm selber haben Sie wohl keine Hilfe zu erwarten, was?«
    »Es ist, als würde man in einem Mordfall ermitteln, während einem die Leiche ins Gesicht lacht.«
    »Sie könnten Ihr Glück mal bei Lewis Tollund probieren.«
    »Dem Schauspieler?«
    »Die beiden haben eine Handvoll Filme zusammen gedreht, waren lange die dicksten Kumpel. Dann muss wohl irgendwas vorgefallen sein – worauf man bei Jerry ja immer gefasst sein muss –, und seitdem herrscht Funkstille zwischen ihnen. Aber davor waren sie wirklich sehr gut befreundet. Lewis war für Jerry fast so was wie ein Bruder.«
    »Wissen Sie, wo die Schwester jetzt wohnt?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Wir konnten uns nie besonders leiden.«
    »Und was ist mit diesem Priester?«
    »Father Irgendwas. Michael vielleicht? Doch, das könnte stimmen. Cheney ist ein kleines Kaff. Da gab es vielleicht noch drei, vier andere katholische Familien. Es war Father Mikes Gemeinde.«
    »Ist Jerry ein guter Katholik?«
    »Der? Ha! Zu meiner Zeit war er Atheist. Keine Ahnung, ob er inzwischen fromm geworden ist, aber es hört sich nicht so an. Ich glaube, er hatte mit der Religion nie viel am Hut, er hat sich eher darüber lustig gemacht. Father Mike war wohl mehr eine Art Mentor für ihn. Jerry stammt aus einer Familie, in der sich kein Schwein für Bücher oder Filme interessiert hat. Hauptsache, sie hatten Bier im Haus und genug Fleisch auf dem Grill. Father Mike hat sich mit ihm

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