Tanz mit dem Teufel
man bei ihr ganz genau aufpassen, mit wem sie gerade redete.
28
Araz hielt in der Einfahrt der Salopians. Er wollte gerade aussteigen, als die Haustür aufflog und Anush herausgelaufen kam.
»Was ist los?«, fragte Araz.
»Fahr los, fahr los, fahr los!« Sie schmiss sich auf den Beifahrersitz.
»Wo brennt’s denn?«
Mrs. Salopian kam aus dem Haus.
»Schlampe!«, brüllte sie.
»Gib Gas, gib Gas, gib Gas! Nun fahr schon!«, rief Anush, deren Name auf Armenisch »süß« bedeutet. Während Araz den Rückwärtsgang einlegte, zeigte sie ihrer Mutter den Stinkefinger.
»Hure!«, schrie die.
Araz kurbelte das Fenster herunter. »Meine Mutter lässt Sie schön grüßen, Mrs. Salopian!«
Mrs. Salopian kam hinter ihnen hergestürmt. Araz setzte schnell auf die Straße zurück. Lachend brausten die jungen Leute davon.
»Was hast du dir diesmal geleistet?«, fragte Araz.
»Sieht das etwa billig aus?«, fragte sie und knöpfte ihre Strickjacke auf. Sie trug ein sehr kurzes, sehr tief ausgeschnittenes Kleid.
»So was würde Sharon Stone zur Oscar-Verleihung anziehen«, antwortete er.
»Siehst du? Die Alte hat keine Ahnung, wovon sie redet.«
»Du hast mich falsch verstanden«, sagte er. »Damit meinte ich, dass ich fast deine Brustwarzen sehen kann. Ja, doch. Ich glaube, da blitzt tatsächlich etwas Braunes raus.«
»Gefällt es dir nicht? Ich habe es extra für dich angezogen. Damit du beim Tanzen schon mal ein bisschen auf Touren kommst.«
»Damit bringst du alle Kerle auf Touren.«
»Das liebe ich so an dir«, sagte sie. »Du bist überhaupt nicht eifersüchtig. Bei meinen anderen Freunden war das immer ein Riesenproblem. Was ich mir von denen für einen Scheiß anhören musste, bloß weil mich in einem Club mal einer angequatscht hat. Ist doch so, kann ich was dafür, wenn mich irgend so ein Idiot anbaggert? Du dagegen hast es nicht nötig, zu beweisen, dass du ein Mann bist. Du weißt, wer du bist. Das liebe ich so an dir.«
»Und was willst du machen, wenn dir beim Tanzen eine Brust raushüpft?«
»Was ist denn schon dabei? Ist doch bloß ’ne Titte«, sagte sie. »Siehst du?«
Sie knöpfte ihr Kleid auf und zeigte ihm ihre Möpse. Der Wagen neben ihnen hupte; die beiden Männer darin johlten und winkten. Lachend gönnte Anush ihnen noch mal das volle Programm. Araz beschleunigte, aber so leicht ließen die Kerle sich nicht abhängen. Araz beschleunigte noch mehr, wechselte die Spur, setzte sich vor den anderen Wagen und trat das Gaspedal bis zum Anschlag durch.
»Sind sie noch hinter uns?«, fragte er.
»Ja.«
»Wieso musst du aber auch immer so einen Scheiß veranstalten? Am liebsten würde ich rechts ranfahren und dich ihnen überlassen.«
Araz hatte gut hundertfünfzig Sachen auf dem Tacho. Als der Wagen aus dem Rückspiegel verschwunden war, fuhr er wieder nach rechts rüber, bremste scharf ab und verließ den Freeway.
»Ich bin ja so was von heiß«, sagte Anush. »Hat dich das nicht auch heißgemacht?«
Sie schob ihm die Hand in den Schritt.
»Hui, und wie«, sagte sie. »Halt an.«
»Du spinnst wohl. Doch nicht hier.«
Schon machte sie sich an seinem Reißverschluss zu schaffen.
»Von mir aus kannst du ruhig weiterfahren, aber so einen schönen Ständer darf man einfach nicht verkommen lassen.«
Vor einem Starbucks hielt er an. Während sie ihm einen blies, sah er den Leuten beim Kaffeetrinken zu. Als sie fertig war, sagte sie: »Nagelst du mich nachher?«
»Nein.«
29
Lewis Tollund wohnte in Encino. Das Haus, hinter einem hohen schmiedeeisernen Zaun, lag – optimistisch geschätzt – einen Steinwurf von der Straße entfernt. Wer daraus schließt, dass es kein besonders großes Grundstück war, liegt falsch. Stand man erst im Wohnzimmer mit der hohen, offenen Spitzgiebeldecke, sah man durch die raumhohe, durchgängige Fensterfront in einen penibel gepflegten Zen-Garten, an den sich ein weiterer Garten anschloss, gefolgt von Swimmingpool und Tennisplatz.
»Da hinten liegt auch noch irgendwo ein Stall«, sagte Lewis Tollund. »Aber den hab ich seit Ewigkeiten nicht mehr betreten. Ich hab’s seit zehn Jahren im Kreuz und musste das Reiten aufgeben. Hab die Pferde verkauft. Sie fehlen mir sehr, aber es ist Quälerei, sie nicht zu reiten. Ein bisschen wie mit den Frauen.« Er knipste sein berühmtes Strahlelächeln an.
»Danke, dass Sie mich empfangen«, sagte Spandau.
»Das hat nicht unbedingt etwas damit zu tun, dass ich Ihnen helfen will. Eher mit einer gewissen Neugier in
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