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Tanz mit dem Teufel

Tanz mit dem Teufel

Titel: Tanz mit dem Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Depp
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das kleinste bisschen Grips im Kopf haben, bleiben Sie jetzt schön da hocken, halten die Klappe und rühren sich nicht.«
    Er machte mehrere Fotos von Carl, seinem Mustang und dem Autokennzeichen.
    »Wozu soll das denn gut sein?« Carl wollte sich wieder hochrappeln.
    »Tun Sie mir einen Gefallen, ja? Bitte sagen Sie mir, dass Sie aufstehen wollen.«
    Carl setzte sich wieder hin.
    »Die Kleine hat meine Telefonnummer«, sagte Spandau. »Ein Anruf von ihr genügt, und Sie machen Bekanntschaft mit ein paar Cops aus L.A. Ich kenne genügend Polizisten, die von Perversen wie Ihnen die Schnauze gestrichen voll haben. Was meinen Sie, wie die sich freuen würden, wenn sie ihre Wut ein bisschen an Ihnen auslassen könnten. Außerdem gehen die Fotos dann auch noch an jeden anderen Bullen und Sozialarbeiter, der mir einfällt, zusammen mit meiner eidesstattlichen Aussage über die Szene, die ich durchs Wohnzimmerfenster beobachtet habe. Der einzige Grund, warum ich Ihnen nicht persönlich ein Montiereisen zu fressen gebe, ist das Mädchen. Die Kleine hat es auch so schon schwer genug. Rühren Sie sie nie wieder an. Oder noch besser, verschwinden Sie gleich ganz aus ihrem Leben. Und aus dem ihrer Mutter. Das ist mein Ernst.«
    Spandau beließ es zähneknirschend bei dem einen Tritt, stieg in den BMW und gab Gas.

27
    Araz zog sich gerade an, als seine Mutter von unten nach ihm rief.
    »Araz!«
    »Ja, majr .«
    »Gehst du weg?«
    »Ja, majr .«
    »Kannst du auf dem Rückweg bei Ralph’s vorbeischauen und Brot und Milch mitbringen? Wir haben nämlich kein Brot und keine Milch mehr.«
    »Ja, majr .«
    Eine Pause.
    »Wird es bei dir spät?«
    »Wahrscheinlich.«
    »Dann hat Ralph’s vielleicht zu.«
    » Majr , Ralph’s hat rund um die Uhr geöffnet.«
    »Weißt du das genau?«
    »Ja«, sagte er, obwohl er es so genau auch nicht wusste.
    »Gehst du mit Anush aus?«
    »Ja, majr .«
    »Grüß ihre Mutter von mir.«
    »Okay.«
    »Liebe Grüße auch an Anush.«
    »Ich richte es ihr aus.«
    »Vergiss ja nicht, ihre Mutter zu grüßen. Was meinst du, wie sie sich aufregt, wenn ich sie nicht grüßen lasse? Die Frau ist bei der kleinsten Kleinigkeit beleidigt. Sie macht mich noch wahnsinnig.«
    »Das Gefühl kenne ich«, murmelte Araz.
    »Wie bitte?«
    »Ich hab gesagt, wenn sie zu Hause ist, grüße ich sie von dir.«
    Pause.
    »Wieso sollte sie nicht zu Hause sein?«, fragte seine Mutter. »Wo sollte sie sich denn mitten in der Nacht herumtreiben, und dann auch noch an einem Wochentag?«
    Pause.
    »Und denk daran, dich von deinem Vater zu verabschieden.«
    Jetzt reichte es ihm langsam. Als ob er je vergessen hätte, sich bei seinem alten Herrn zu verabschieden. Er ging nie aus dem Haus, ohne ihm Auf Wiedersehen zu sagen. Nie.
    Er zog sich zu Ende an und ging nach unten, ins Wohnzimmer. Seine Mutter saß im Sessel und sah fern, das Bett seines Vaters stand in der Ecke. Mit seinen sechzig Jahren war sein Vater kein alter Mann, aber seit dem Schlaganfall im vergangenen Jahr konnte er kaum noch sprechen und laufen. Dagegen verstand er fast jedes Wort – wovon zumindest der Rest der Familie ausging. Auf jeden Fall weinte er manchmal, meistens über Belanglosigkeiten, wie zum Beispiel, dass man sich nicht von ihm verabschiedete, wenn man wegging.
    Araz küsste seine Mutter, und er küsste seinen Vater, der mit dunklen, feuchten Augen zu ihm hochsah und ihm lächelnd die Hand auf die Brust legte.
    »Bleib sauber, Pop«, sagte Araz.
    Sein alter Herr lächelte. Er versteht mich nicht, dachte Araz. Nie im Leben. Es ist bloß die Stimme, er erkennt die Stimme. Araz’ Mutter, die davon überzeugt war, dass ihr Mann noch alles mitbekam, unterhielt sich mit ihm über die Fernsehserien, die sie sich zusammen ansahen.
    »Du großer Gott, Garo, hast du das gesehen? Sie hat ihren Mann umgebracht. Und ihr Geliebter musste ihn mit dem Auto wegschaffen und vergraben. Gekriegt hat man sie nur wegen der DNA , Garo. Unglaublich, was die Technik heutzutage alles kann. Früher gab’s bloß Fingerabdrücke, und auf einer Leiche konnte man doch keine Abdrücke sichern. Aber ich glaube, sogar das ist inzwischen möglich. Araz?«
    »Ja, majr ?«
    »Kann man heutzutage auf einer Leiche Fingerabdrücke sichern?«
    »Ich denke schon.« Sicher war er sich nicht.
    »Hast du gehört, Garo? Fingerabdrücke auf allem. Unglaublich. Fahr vorsichtig, und vergiss das Brot und die Milch nicht.«
    Der letzte Satz galt Araz. Weil sie immer den Fernseher im Auge hatte, musste

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