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Tanz mit dem Teufel

Tanz mit dem Teufel

Titel: Tanz mit dem Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Depp
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alle dazu verdammt, immer wieder dieselbe Rolle zu spielen. Das Einzige, was sich ändert, ist die Bühne. Und das, mein Freund, nennt sich dann die menschliche Komödie.«
    »Also haben Sie beschlossen, den Kontakt abzubrechen.«
    »Wie einfach das klingt. Aber bei Jerry ist nie etwas einfach. Mal sehen, ob ich es erklären kann.« Tollund hielt inne und überlegte kurz. »Okay, also dann. Jerry Margashack ist ein Genie, keine Frage. Er hat Charisma, er sprengt alle Grenzen. An seiner Seite kommt man sich wie in einer Oper vor. La Bohème , rund um die Uhr. Das ist grandios, wenn man Schauspieler ist, wenn man Künstler liebt, wenn man Sinn für das Überlebensgroße hat. Liebe oder Hass auf den ersten Blick. Läuft es auf Liebe hinaus, kommt man nicht mehr von ihm los. Jerry konnte wie eine Droge sein. Unglaublich.
    Man geht also mit Jerry auf die Piste. Man ist regelrecht berauscht – und nicht nur im übertragenen Sinn. Er hat die Drogen immer großzügig mit seinen Freunden geteilt. Und dann, ganz plötzlich, Knall auf Fall, kommt man an eine Weggabelung und steht auf einmal mit zwei Jerrys da. Wer mit Jerry weitergehen will, nimmt als Mann die eine und als Frau die andere Abzweigung. Man hat keine andere Wahl. Natürlich könnte man theoretisch auch umkehren, aber das hat noch nie jemand gemacht.
    Wie Jerry mit Männern und mit Frauen umgeht, das sind zwei völlig verschiedene Welten. Jerry und die Frauen … Er ist ein Mann, der die Frauen liebt und sie braucht, sich aber gleichzeitig dafür hasst. Einer Frau gegenüber mutiert er früher oder später zum Monster, und dann wird es hässlich.
    Da war zum Beispiel einmal eine Geschichte, mit einem Mädchen …«
    Tollund brach ab. Er nahm sich eine Zigarre aus dem Humidor und bot Spandau auch eine an. Der schüttelte den Kopf. Der Schauspieler ließ sich sehr viel Zeit mit dem Anrauchen. Als die Zigarre zu seiner Zufriedenheit brannte, lehnte er sich zurück, starrte in den Zen-Garten hinaus und sagte: »Ich hab von Ihnen gehört. Die Sache, die Sie für Anna Mayhew gedeichselt haben. Es heißt, Sie seien eine ehrliche Haut. Stimmt das?«
    »Man tut, was man kann.«
    »Dann behalten Sie das, was ich Ihnen jetzt erzähle, für sich, ja? Wie ein Gentleman?«
    »Solange es die Treuepflicht gegenüber meinem Klienten nicht verletzt.«
    »Also gegenüber Jerry?«
    »Gute Frage. Er ist nämlich nicht mein Auftraggeber. Aber persönlich fühle ich mich tatsächlich in erster Linie Jerry verpflichtet.«
    Tollund lachte. »Sie sind mir ja ein ganz schön komplizierter Typ.«
    »Auch nicht komplizierter als andere. Man wurstelt sich irgendwie durch.«
    »Warum ich Jerry die Freundschaft aufgekündigt habe? Weil er sich wie ein mieses Schwein benommen hat. Nicht mir gegenüber, sondern einer Bekannten. Nicht, was Sie jetzt denken. Sie war nicht meine Freundin, und Jerry hat sie mir nicht ausgespannt – obwohl es nicht das erste Mal gewesen wäre. Ich hab ihm ja auch die eine oder andere abspenstig gemacht.« Er schmunzelte. »Ich kannte sie nicht mal besonders gut. Sie war einfach nur ein schnuckeliges kleines Ding aus Kentucky, mit diesem Südstaatensingsang in der Stimme. Ein süßes Früchtchen, eine Unschuld vom Lande, aber doch mit dem gewissen Etwas. Natürlich war sie nach Hollywood gekommen, um Schauspielerin zu werden, hatte es aber bloß bis zur Produktionsassistentin gebracht. So habe ich sie kennengelernt. Ihr großer Bruder war gestorben, und irgendwie habe ich bei ihr seine Rolle übernommen. Wenn sie zwischen zwei Filmen knapp bei Kasse war, hat sie bei mir gejobbt, und ich hab sie bis zum nächsten Projekt durchgefüttert. Man hatte sie einfach gern um sich. Jeder mochte sie.
    Eines Tages hat Jerry mich zu Hause besucht. Er wollte mit mir über eine Rolle sprechen, die er für mich im Auge hatte. Während wir zusammen das Drehbuch durchgingen, kam sie – nennen wir sie der Einfachheit halber Susie – ins Zimmer. Sie hatte eine Besorgung für mich gemacht und wollte nur wissen, ob sonst noch etwas zu erledigen wäre. Ich habe ihr Jerry vorgestellt – ein Fehler, für den ich auf ewig in der Hölle schmoren möge. Als sie wieder draußen war, wollte Jerry sofort wissen, wer sie war und ob ich was mit ihr hätte. Ich hab ihm gesagt, dass zwischen uns nichts lief, und, damit er gar nicht erst auf falsche Gedanken kam, noch hinterhergeschoben, dass Susie in dieser Stadt sowieso früher oder später vor die Hunde gehen würde und wir dabei nicht auch noch

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