Tanz mit dem Teufel
Mund. Sie verstummte.
»Du bist zur Polizei gegangen?«, fuhr ihr Mann sie auf Japanisch an. »Das hab ich dir doch verboten!«
»Ich musste. Du hast dich ja nicht getraut.«
»Das ist mein Todesurteil«, sagte er.
»Hört auf mit dem ausländischen Gebrabbel«, befahl Savan.
»Mein Frau nix verstehen!«
Savan blickte sich suchend um. Sein Blick fiel auf die Fritteuse. »Komm her«, sagte er.
Der Japaner, der Savans Blick gefolgt war, wollte aus der Küche fliehen. Araz boxte ihn und stieß ihn zu Savan rüber. Der packte ihn. Der Mann wollte sich losreißen.
»Was stehst du da so blöd rum? Hilf mir!«, sagte Savan zu Araz.
Araz nahm den Mann in den Schwitzkasten und bog ihm den Arm auf den Rücken. Savan griff sich den anderen Arm. Der kleine Japaner schrie und strampelte. Ohne ihn loszulassen, griff Savan sich einen Teller und schlug ihm die Nase zu Brei. Das Zappeln und Brüllen hörte auf.
»Festhalten«, befahl Savan und tauchte die Hand des Mannes in das siedende Öl. Der Mann schrie, ging halb in die Knie. Die Frau schrie ebenfalls. Tavit verpasste ihr noch eine.
Das japanische Kerlchen war kaum zu bändigen. Das Fett knisterte und wallte. Sowohl Savan als auch Araz bekamen ein paar Spritzer ab. Sie ließen den Mann los und sprangen zurück, während er weinend und mit schlenkerndem Arm herumtanzte. Heiße Fleischfetzen flogen durch die Küche.
»Leck mich am Arsch«, sagte Savan, der sich leicht die Hand verbrannt hatte. Er ging zur Spüle und hielt sie unter das kalte Wasser. »Das tut schweineweh.«
Der Japaner war neben seiner Frau zu Boden gesunken. Während er den abgeschälten, krebsroten Arm weit von sich streckte, drückte sie ihn weinend an sich. Savan, der sich daran störte, dass sie sich gegenseitig trösteten, ging zu ihnen rüber und stiefelte sie zusammen, dann kühlte er weiter seine Hand.
»War’s das wert?«, wollte Araz von ihm wissen, als sie wieder im Lieferwagen saßen.
»Was ist denn das für ’ne saublöde Frage?«, schnauzte Savan. »Wir haben unseren Job erledigt, sonst nichts. Also, ich zumindest. Aber was war eigentlich mit dir los? Stehst bloß dumm da rum, als würdest du auf den Bus warten. Scheiße auch, tut das weh.«
»Glaubst du etwa, den können wir jetzt noch abkassieren? Kochen kann er nicht mehr. Der muss froh sein, wenn er die Hand behält. Die machen ihm den Laden dicht. Wo bleibt da unser Profit?«
»Leck mich doch am Arsch mit deinem Profit«, sagte Savan. »Hauptsache, wir haben ein Exempel statuiert.«
»Eine ordentliche Portion Dresche, und er hätte gelöhnt.«
»Darum geht’s doch gar nicht.«
»Und worum geht es dann? Ich hab anscheinend ein bisschen den Überblick verloren. Ich dachte, es geht ums Kassieren. Siehst du irgendwo Geld? Haben wir Kasse gemacht?«
»Onkel Atom hat recht. Bei dir hakt’s gewaltig.«
»Hat er das gesagt?«
»Frag ihn doch selber.«
»Vielleicht mach ich das sogar«, sagte Araz. »Das ganze Unternehmen ist doch total aus dem Ruder gelaufen. Ich dachte immer, uns geht’s ums Geldverdienen und nicht um einen Rachefeldzug gegen die ganze Welt. Was wir hier treiben, ist hirnrissig. Der absolute Schwachsinn.«
»Au ja, verklicker das mal Onkel Atom, dass er schwachsinnig ist«, lachte Tavit. »Da wäre ich zu gern dabei.«
»Schnauze, du Sitzpisser«, sagte Savan zu ihm. Und zu Araz: »Können wir unterwegs anhalten und ’ne Brandsalbe besorgen?«
Als Tavit aufmucken wollte, faltete er ihn noch einmal zusammen. Und diesmal gab sein Cousin Ruhe.
31
Nachdem Spandau zwei Tage lang vergeblich versucht hatte, Walter ans Telefon zu bekommen, fuhr er bei ihm vorbei. Zu seiner Überraschung machte ihm Rosa die Tür auf.
»Ich dachte, er hätte Sie entlassen«, sagte Spandau.
»Er immer entlässt mich«, antwortete die Haushälterin mit ihrem salvadorianischen Akzent. »Aber ich nie hinhöre. Ich ihm sage, ich auf jeden Fall komme, auch wenn nicht er mich bezahlt, dann er aufgibt, und ich komme, und er mich bezahlt. Ich schon kenne.«
»Ich rufe ihn jetzt schon seit Tagen an. Ich hab mir Sorgen gemacht.«
»Er mir sagt, nicht ans Telefon gehen. Sie ja wissen, wie manchmal er ist.«
»Wie geht es ihm?«
»Sie selber sehen.«
Spandau fand ihn im Arbeitszimmer. An den Wänden Bücherregale und Fotos von Walter mit verschiedenen Prominenten. Das Talent, den Umgang mit wichtigen Leuten zu pflegen, war der Schlüssel zu seinem Erfolg. In den Regalen standen ausschließlich historische, juristische,
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