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Tanz mit dem Teufel

Tanz mit dem Teufel

Titel: Tanz mit dem Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Depp
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Stunde länger bleiben. Sie wisse auch schon, was sie machen würde. Ich hab versucht, sie aufzuhalten, hab beschwörend auf sie eingeredet. Dabei muss ich sie aus Versehen am Arm gefasst haben. Sie hat geschrien wie am Spieß. Es blieb mir also nichts anderes übrig, als sie gehen zu lassen. Ich hatte keine andere Wahl.
    Am nächsten Tag bin ich sofort zu Jerry. Ich war außer mir vor Wut, wollte ihn nach Strich und Faden zur Schnecke machen. Mir war alles egal, ich wäre auch zu den Bullen gelaufen. Hauptsache, er würde dafür büßen. Aber vorher wollte ich mir aus irgendeinem Grund noch seine Version der Geschichte anhören.
    Also gehe ich zu ihm und stelle ihn zur Rede. Und Jerry, dieser Schweinehund? Fängt an zu lachen. Ich schnauze ihn an, was denn daran so komisch sei. Da sagt er, dass sie ihm fast genau dieselbe Story aufgetischt hat, bloß mit mir als bösem Schurken. Ich hätte sie vergewaltigen wollen, aber keinen hochgekriegt, sie aus dem Haus gejagt und sie bedroht. Sie habe Angst um ihr Leben und müsse auf der Stelle die Stadt verlassen. Dann wollte er wissen, wie viel ich ihr gegeben hätte. Ich: zehn Riesen. Er: drei. Konnte sich gar nicht mehr einkriegen vor Lachen. Meinte, es würde ihn schwer interessieren, wie oft sie diese Nummer an dem einen Abend wohl abgezogen hätte. Aber dreizehntausend wären für ein Landei aus Kentucky ja auch schon eine üppige Gage.
    Ich hab ihn gefragt, ob er ihr geglaubt habe. Und er – ach was, kein Wort. Er sei ein paarmal mit ihr aus gewesen, und da habe sie dauernd solche Horrorgeschichten erzählt, über Kerle, die sie missbraucht haben und an denen sie sich auf irgendeine hinterlistige Weise gerächt hat. Teilweise echt haarsträubende Storys. Er habe ihre Masche durchschaut. Außerdem sei es ihm die drei Riesen wert gewesen, sich in aller Ausführlichkeit beschreiben zu lassen, wie mein alter Schrumpelschwanz mich im Stich lässt.«
    Spandau musste das Gehörte erst einmal verdauen. »Hat sie sich später noch mal bei Ihnen gemeldet?«
    »Fehlanzeige. Und soweit ich weiß, hat seitdem auch sonst keiner mehr etwas von ihr gehört.«
    »Sind Ihnen noch ähnliche Geschichten über sie zu Ohren gekommen? Von jemandem, der sie kannte?«
    »Nein. Aber der eine oder andere hat sich daran erinnert, dass sie erzählt hat, wie sie sich an irgendwelchen Männern gerächt hat.«
    »Hat sie den Scheck eingelöst?«
    »Gleich am nächsten Morgen, in meiner Bank.«
    Spandau schwieg.
    »Willkommen in Jerrys Welt«, sagte Tollund.
    »Stellt sich also die große Frage, wem man glauben soll.«
    Tollund überlegte. »Ich weiß es nicht. Ich hab tausendmal darüber nachgegrübelt, aber ich kann es ehrlich nicht sagen.«
    »Wenn Susies Version der Wahrheit entspricht, hätte sie einen verdammt guten Grund, Jerry fertigzumachen.«
    »Stimmt. Aber Gründe dafür gibt es auch sonst wie Sand am Meer.«
    »Ihren wirklichen Namen wollen Sie mir nicht verraten?«
    »Nein«, antwortete Tollund. »Und sollte ich erfahren, dass Sie hinter ihr herschnüffeln, landen Sie ganz oben auf meiner Abschussliste. Wenn sie die Wahrheit gesagt hat, braucht sie Schutz, und wenn sie lügt, ist es gefährlich für Jerry.«
    »Warum haben Sie mir dann überhaupt davon erzählt?«
    »Damit Sie wissen, womit Sie es zu tun haben? Weil ich es mir endlich mal von der Seele reden musste und Sie mich in einer schwachen Minute erwischt haben? Wer weiß? Vielleicht stolpern Sie ja tatsächlich über die Wahrheit und können mich endlich von der Ungewissheit befreien. Aber wie man es auch dreht und wendet: Ein Mensch, dem ich vertraut habe, hat mich verarscht. So was ist nie besonders angenehm.«
    »Und was sagt Ihnen Ihr Bauchgefühl?«
    Tollund leerte sein Glas. »Dass Jerry es getan hat, keine Frage. Das habe ich im Urin. So leid es mir tut.«

30
    Savan sagte: »Kommt ein Schwuler in die Zoohandlung und will einen Papagei kaufen, okay?«
    »Wieso einen Papagei?«, fragte Tavit.
    Sie waren im Lieferwagen unterwegs zu einem Sushi-Lokal in der Western Avenue, um den Besitzer aufzumischen. Der Japs, der neu in der Stadt war, hatte sie an die Bullen verpfiffen,als sie Schutzgeld von ihm erpressen wollten. Onkel Atom wollte an ihm ein »Exempel statuieren«. Im Statuieren von Exempeln war er ganz groß.
    »Schnauze. Geh mir nicht auf den Sack«, sagte Savan. »Das ist ein Schwulenwitz, müsste also ganz auf deiner Wellenlänge liegen. Jedenfalls baut sich der Schwule vor dem Papagei auf und sagt zu ihm: ›Lora,

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