Tanz mit dem Teufel
Thai-Heroin brauchen oder ein unregistriertes Maschinengewehr oder Ihren Blindgänger von einem Schwager vom Dach des Roosevelt Hotel schubsen lassen wollen … Kein Problem, Malo kennt jemanden, der jemanden kennt. Er hat einen Kerl beauftragt, hier bei mir einzubrechen und ein paar Dateien aus meinem Computer zu klauen. Einen Teil meiner Memoiren.«
»Memoiren?«
»Na ja, irgendeinen Quatsch eben, den ich denen als Memoiren untergejubelt habe.«
»Also stimmt das alles gar nicht?«
Keine Antwort.
»Oder doch?«
»Ich konnte ihnen keine Lügen auftischen«, sagte Jerry. »Wenn die Medien so was in die Finger kriegen, wird doch als Erstes alles gegengecheckt. Natürlich konnten sie nicht einfach aus den Dateien zitieren, aber ich hab ihnen genug Material geliefert, dass sie sich ihre eigene Story daraus basteln konnten – ohne zu merken, von wem die Informationen ursprünglich stammten.«
»Hab ich Sie jetzt richtig verstanden?«, sagte Spandau. »Sie haben die ganze Chose fingiert, um Ihre eigene Karriere an die Wand zu fahren?«
»Wenn Sie es so sehen wollen … Jetzt verstehen Sie sicher auch, weshalb ich nicht gerade scharf drauf war, Sie bei Ihren Ermittlungen zu unterstützen.«
»War Michael in die Machenschaften eingeweiht?«
»Ach was, der hatte keine Ahnung, bis Sie anfingen rumzuschnüffeln, und dann dachte er, er müsse mich beschützen.«
»Es gibt einfachere Methoden, sich selbst in die Pfanne zu hauen«, sagte Spandau.
»Dann nennen Sie mir mal zwei. Ich wollte vor allem den Film in die Pfanne hauen, und was anderes fiel mir dazu nicht ein.«
»Schwachsinn, Jerry. Man muss noch nicht mal ein großer Psychologe sein, um das zu erkennen.«
»Na und, dann hab ich eben ein bisschen was abgekriegt«, sagte Jerry. »Meinen Sie nicht, es geschieht mir recht? Sie haben den Jungen gesehen? Sie wissen ja, wie das passiert ist.«
»Darum geht es doch gar nicht.«
»Und worum dann?«
Spandau überlegte fieberhaft. Eigentlich wusste er es selber nicht.
»Ich hab in meinem Leben wahrlich schon genug Spinner gekannt«, sagte er schließlich. »Aber Sie schießen echt den Vogel ab. Und zwar lässig.«
»Das hier ist nun mal Hollywood. Wenn Sie hier offen und ehrlich sind, glaubt Ihnen kein Mensch. Ist doch ganz logisch.«
»Finde ich nicht«, entgegnete Spandau hilflos.
»Die Frage ist nur, verpfeifen Sie mich bei Jurado?«
»Worauf Sie Gift nehmen können. Irgendwer muss den Wahnsinn doch stoppen. Bei diesem ganzen biblischen Vergeltungspathos läuft es mir kalt den Rücken runter. Schwer zu sagen, wie verrückt Sie wirklich sind, aber eins ist sicher, Sie können die Leute nicht einfach manipulieren, als ob sie Ihre Marionetten wären.«
»Klar kann ich das«, widersprach Jerry. »Nicht nur ich, praktisch jeder, den ich kenne, hat seine Karriere darauf aufgebaut. Hören Sie, wenn Sie Jurado alles erzählen, zerreißt er mich in der Luft. Er macht mich fertig.«
»Hören Sie sich gelegentlich mal selber zu? Du lieber Himmel, merken Sie denn gar nicht, wie durchgeknallt das ist? Sie wollen bestraft werden, aber Sie wollen auch der Einzige sein, der Sie bestrafen darf.«
»Sagen Sie es ihm nicht«, bat Jerry. »Ich sorge dafür, dass nichts mehr an die Presse weitergeleitet wird. Das ist doch das Einzige, worum es Jurado geht. Dass die Schmutzkampagne aufhört. Damit hätten Sie Ihren Auftrag erfüllt.«
»Sie können mich mal, Sie Spinner. Sie ziehen hier nicht mehr die Fäden. Na, wie fühlt sich das an?«
»Dann zwingen Sie mich zum Äußersten. Ich mache es wie Ihr Boss. Ich bring mich um, ich schwör, ich bring mich um.«
»Pah«, winkte Spandau ab. »Für Sie ist das alles doch nur ein Film. Wenn Sie sich vor dem Ende umbringen, kriegen Sie wieder nicht den Final Cut.«
»Das«, sagte Jerry, »war ein Schlag unter die Gürtellinie.«
53
»Ich glaub, ich hör nicht recht.« Jurado starrte ihn an. »Das müssen Sie mir noch mal erklären. Und zwar gaaanz langsam.«
Spandau tat ihm den Gefallen, obwohl es beim zweiten Mal auch nicht mehr Sinn ergab als beim ersten. Es würde nie einen Sinn ergeben, und wenn er es noch so oft wiederholte.
»Was für ein perverser Irrer.« Jurado grinste. In seiner Stimme schwang Hochachtung mit, von Profi zu Profi. Nicht ganz die Reaktion, mit der Spandau gerechnet hatte.
»Jerry will diesen Typen jetzt zurückpfeifen.«
»Auf gar keinen Fall«, entgegnete Jurado.
Spandau schwieg einen Augenblick. »Verstehe, darum geht es Ihnen gar
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