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Tanz mit dem Teufel

Tanz mit dem Teufel

Titel: Tanz mit dem Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Depp
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Autobahn, und dann sagen Sie mir, dass Sie nicht an das Gute im Menschen glauben. Ohne gesundes Gottvertrauen würden Sie es gar nicht erst wagen, sich in diese Verkehrshölle zu begeben. Und das gilt für das ganze Leben.«
    »Aber was ist mit der Erbsünde?«
    »Geht das schon wieder los?«, seufzte der Priester. »Müssen Sie immer über Dinge reden, von denen Sie nichts verstehen? Überlassen Sie die Theologie lieber denen, die dafür bezahlt werden. Glauben Sie mir, Sie müssen wirklich nicht wissen, wie viele Engel auf einer Nadelspitze Platz haben. Machen Sie sich lieber Gedanken darum, wie Sie durch den Tag kommen, ohne allzu viel Schaden anzurichten. Damit haben Sie genug zu tun.«
    »Ist das die Art von Aufmunterung, die Jerry sich von Ihnen anhören muss?«
    »Jerry ist wie Sie, er lässt sich nichts sagen. Muss immer alles selbst ausknobeln. Es ist unbeschreiblich ermüdend, jemandem dabei zuzusehen, wie er Tag für Tag das Rad neu erfindet. Sie kennen jetzt die Wahrheit, aber ich vermute mal, Sie lassen deswegen noch lange nicht locker, oder?«
    »Ich weiß nicht«, sagte Spandau. »Sollte man versuchen, jemanden zu retten, der es wahrscheinlich gar nicht verdient?«
    »Wie war das noch gleich mit der Überheblichkeit? Was heißt denn hier retten? Das ist nicht Ihre Aufgabe. Folgen Sie einfach Ihrem Gewissen und überlassen Sie Gott den Rest. Wenn er Ihre Hilfe braucht, wird er sich schon melden.«
    »Ich verstehe nicht, was Sie in Jerry sehen. Einen weniger hoffnungsvollen Seelenrettungskandidaten kann ich mir nicht vorstellen.«
    »Viele Heilige waren nicht gerade Musterknaben. Es ist niemals zu spät. Ich habe schon weit schlimmere Sünder als Jerry um Vergebung flehen sehen.«
    Spandau deutete mit dem Kopf zum Haus. »Von ihr hat er jedenfalls keine zu erwarten. Kann man ihr auch nicht verdenken.«
    »Schon wieder etwas, wovon Sie keine Ahnung haben. Ich könnte Ihnen eine Liste machen, wenn Sie wollen.«
    Der Junge brachte Father Michael einen Spielzeugbagger, in dessen Schaufel sich ein Steinchen verklemmt hatte. Der Priester zückte sein Taschenmesser und puhlte es geduldig heraus.
    Der Junge sah zu Spandau auf. »Gehst du weg?«
    »Ja, gleich.«
    »Meine Mom mag dich nicht.«
    »Da ist sie nicht die Erste«, erwiderte Spandau.
    »Ich find dich nicht so schlimm«, sagte Mikey und tätschelte ihm den Arm.
    »Treffen Sie sich mit Jerry, wenn Sie wieder in der Stadt sind?«, fragte der Priester.
    »So war es ausgemacht.«
    »Dann bestellen Sie ihm von mir, er soll die Ärmel hochkrempeln und durchstarten.«
    »Hat das irgendeine versteckte Bedeutung?«
    »Das kann Ihnen egal sein. Richten Sie’s ihm einfach aus. Er weiß, was ich damit meine.«
    »Sie sind mir vielleicht ein komischer Alter, wenn ich mal so sagen darf.«
    Am Gartentor drehte Spandau sich noch einmal um. »Wie viele Engel passen denn nun eigentlich auf eine Nadelspitze?«
    »Drei«, antwortete der Alte wie aus der Pistole geschossen. »Aber nur, wenn sie den Bauch einziehen.«

52
    Aus Jerrys Bungalow wummerte laute Musik. Spandau klopfte. Nichts. Aber die Musik brach ab. Er klopfte noch einmal, energischer. Nichts.
    »Jerry, machen Sie auf, ich bin’s, David.«
    Spandau konnte Jerrys Unentschlossenheit durch die Tür spüren. Dann ging sie auf, und er stand strahlend vor ihm, in der Hand einen Drink.
    »Sieh an, David Spandau, so wahr ich hier stehe«, sagte er in einem künstlichen Südstaaten-Tonfall. »Frisch aus dem Bürgerkrieg zurück, wie? Hat Sherman tatsächlich Atlanta in Schutt und Asche gelegt? Oder proben die Neger endlich den Aufstand?«
    »Lassen Sie den Scheiß.« Jerry bat ihn nicht herein, stand nur breit grinsend da. Spandau schob sich an ihm vorbei ins Zimmer.
    »Mann, wer ist Ihnen denn auf den Schlips getreten?«
    »Ich hab Sie den ganzen Tag angerufen und Nachrichten hinterlassen. An der Rezeption heißt es, Sie hätten schon ausgecheckt. Das scheint ja wohl nicht zu stimmen.«
    »Ich sitze an einem neuen Drehbuch. Brauchte ein bisschen künstlerischen Freiraum. Nehmen Sie’s nicht persönlich.«
    »Dann nehmen Sie es sicher auch nicht persönlich, dass ich gerade von einem langen Gespräch mit Rebecca Hamlin komme? Ihren Sohn hab ich übrigens auch getroffen.«
    Jerrys Grinsen gefror, sein Blick wurde unstet, seine Schultern sackten nach unten. Es sah aus, als hätte man ihm die Luft ausgelassen.
    »Aha«, sagte er.
    Langsam schloss er die Tür, kippte seinen George Dickel, goss sich den nächsten ein,

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