Tanz mit dem Teufel
kopfschüttelnd.
»Zeigen Sie mal her, Jerry.«
Jerry blickte stur zu Boden.
Spandau machte einen Schritt auf ihn zu und verpasste ihm eine Ohrfeige.
»Na los, Jerry, lassen Sie mich Ihre Arme sehen.«
Nichts.
Spandau knallte ihm noch eine. Jerrys Kopf fiel zur Seite. Schweigend starrte er weiter mit leerem Blick vor sich hin.
»Jetzt lassen Sie schon sehen«, sagte Spandau.
Und noch eine Ohrfeige.
»Zeigen Sie mir, was Sie da unter Ihren Ärmeln verstecken. Oder macht es Ihnen Spaß, eine aufs Maul zu kriegen? Fühlen Sie sich dann besser?«
Langsam und widerstrebend knöpfte Jerry die Manschetten auf und schob die Ärmel nach oben. Es waren alte Narben, keine frischen. Sie bedeckten beide Arme, wie ein löchriges Kettenhemd direkt unter der Haut. Sie fingen bei den Handgelenken an und verloren sich schließlich unter dem Stoff. Gleich große kleine Krater, die nur von glühenden Zigaretten stammen konnten, und dazwischen unterschiedlich lange strichförmige Narben, mit dem Messer oder der Rasierklinge geritzt. Ohne Zweifel das Werk vieler Jahre.
Während Jerry die Ärmel wieder nach unten rollte, musste Spandau sich erst einmal einen Whiskey eingießen. Er ließ sich aufs Sofa fallen.
»Sie armes Schwein.«
»Ich war noch jung«, sagte Jerry. »Später bin ich drauf gekommen, dass Schnaps, Drogen und Frauen den Zweck besser erfüllen, solange man nicht an die falschen gerät.«
»Du heilige Scheiße.« Spandau schüttelte den Kopf. »Jetzt wird mir alles klar. Wieso hab ich es nicht gesehen? Ich muss blind gewesen sein.«
Jerry füllte sein Glas wieder auf und setzte sich in den Sessel.
»Warum?«, fragte Spandau. »Das können Sie doch auch einfacher haben, wenn Sie sich und Ihre Karriere unbedingt kaputt machen wollen. Sie haben ja schon fast alle Methoden durchprobiert.«
»Ich erwarte nicht, dass Sie es verstehen. Außerdem kann mir das auch egal sein. Ich habe Sie schließlich nicht angeheuert.«
»Aber Sie wussten, dass Jurado Nachforschungen anstellen lassen würde. Er musste ja seine Investition schützen. Wem wollten Sie denn eigentlich mit der Schwachsinnsaktion schaden, sich selbst oder Jurado?«
»Jurado ist ein Scheißkerl, und der Film ist ein Scheißfilm, ganz egal, wie viele Preise er einheimst. Es war ein gutes Drehbuch, man hätte was draus machen können, worauf man stolz gewesen wäre. Stattdessen muss ich mich in Grund und Boden schämen. Zum ersten Mal im Leben habe ich meine Seele verkauft. Ich werde alt, ich bin müde, ich muss für Becky und den Jungen sorgen. Ich hatte gehofft, der Film würde nie zu Ende gedreht werden, ich könnte locker die Kohle einsacken und mich verdrücken. Aber Dreck verkauft sich immer, das hatte ich leider vergessen. Der einzige Film, für den ich mich schämen muss, ist mein größter Erfolg. Ironie des Schicksals, hm?«
»Aber warum eine so komplizierte Methode wählen, um ihn zu torpedieren? Warum haben Sie sich nicht einfach mit dem Geld aus dem Staub gemacht? Oder noch besser: Sie hätten Ihr unerwartetes Comeback doch nutzen können, um den nächsten Film nach Ihren eigenen Vorstellungen zu drehen.«
»Weil alles so grundfalsch war. Ich weiß nicht mal, ob ich an Gott glaube, aber das Ganze kam mir fast wie göttliche Vergeltung vor. Als hätte Gott mich so lange ausgelacht, bis ich die Sache selbst in die Hand nehmen musste. Ein irres Gefühl. Glauben Sie an das Schicksal?«
»Nein.«
»Das war es nämlich: Schicksal. Ich weiß auch nicht, wie ich es erklären soll.«
»Versuchen Sie’s.«
»Ich hatte keine andere Wahl. Gegen den Film durfte ich kein Wort sagen, Jurado hatte mich vertraglich geknebelt. Bei Zuwiderhandlung hätte ich keinen Cent gesehen. Aber ich musste trotzdem etwas unternehmen, um zu verhindern, dass dieses Machwerk ein Hit wird … denn in so einer Welt, da wollte ich einfach nicht leben, verstehen Sie?«
»Ich glaube schon.«
»Also dachte ich mir, ich kann den Film nur sabotieren, indem ich mich selber durch den Dreck ziehe. Wenn ich wie ein Arsch dastehe, färbt das auf den Film ab, und dann setzt Jurado sich nicht mehr für ihn ein. Undenkbar, wenn der Film einen Oscar gewinnen würde! Was, wenn die Leute mich für alle Zeit nur noch mit diesem Müll, diesem Schund, diesem Dreck in Verbindung bringen?«
Er hielt inne und schüttelte ein paarmal den Kopf.
»Ich kenne da einen Typen, Malo heißt er, ein Schwarzer, gewiefter Bursche. Ein Macher. Kennt jeden, kriegt alles geregelt. Wenn Sie ein Kilo
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