Tanz mit dem Teufel
versenkte auch den, schenkte sich noch einmal nach.
»Wie geht es ihnen?«
»Ganz okay. Allerdings ist Rebecca nicht gerade besonders gut auf Sie zu sprechen. Aber das dürfte Ihnen ja sicher nicht neu sein.«
»War der Alte dabei?«
»Ja.«
»Hat er mich verpfiffen?«
»Nein«, sagte Spandau. »Er hat mich sogar von ein paar Dorfsheriffs ein bisschen schikanieren lassen, um mich einzuschüchtern. Er ist überzeugt, dass Ihre Seele noch zu retten ist. Ich neige da eher zu Rebeccas Ansicht, dass Sie ein elender Dreckskerl sind. Nehmen Sie’s nicht persönlich.«
»Glauben Sie, dass sie die Skandalgeschichten in Umlauf bringt?«
»Auch wenn der Verdacht auf der Hand lag, sie hat nichts damit zu tun. Sie verachtet Sie, aber sie will sich nicht an Ihnen rächen. Das wäre reine Kraftverschwendung, meint sie. Seit ich Sie besser kenne, kann ich das nachvollziehen. Außerdem hat sie kein echtes Motiv. Sie bekommt ja von Ihnen, was sie braucht. Wozu also noch Druck machen?«
»Wenn ich tot bin, erben die beiden alles.«
»Alles, was bis dahin nicht für Schnaps, Drogen, Glücksspiel, Nutten und Vergewaltigungen draufgegangen ist, oder was Ihnen sonst noch so einfällt, damit die Welt erträglicher wird. Mein Gott, Jerry, Sie sind die mythische Gestalt, auf die die Menschheit schon seit Ewigkeiten wartet: eine wandelnde Ein-Mann-Seuche. Wozu brauchen wir Heuschrecken und die Cholera, wenn wir Sie haben? Vorschlag: Verdienen Sie erst mal ’ne Stange Geld, bevor Sie ins Gras beißen. Dann hätten Sie endlich mal was Gutes getan.«
»Wenn Sie hier sind, um mir das zu sagen, hätten Sie sich die Zeit sparen können. Sie rennen bei mir offene Türen ein. Ohne die beiden, für die ich sorgen muss, hätte ich mir schon längst das Hirn weggeblasen. Und ich habe immer gut für sie gesorgt. Es hat ihnen nie an etwas gefehlt, selbst wenn ich mich dafür krummlegen musste. Nur ihretwegen lebe ich noch. Auch wenn es ein verpfuschtes Leben ist, da haben Sie recht.«
Er rieb sich die Arme, drehte sich um und schenkte sich noch einmal nach.
»Apropos Hirn wegblasen. Ich hab das von Ihrem Boss gehört. Tut mir echt leid.«
Spandau packte ihn sich und schleuderte ihn quer durch den Raum. Jerry taumelte gegen den Rollwagen des Zimmerservice und riss ihn mit sich zu Boden.
»Sie Drecksack«, knurrte Spandau. »Er ist tot, und einer wie Sie ist am Leben.«
Jerry rappelte sich auf und wartete geduckt den nächsten Angriff ab. »Komm doch, komm doch.«
»Das könnte Ihnen so passen. Das wäre Balsam für Ihre Schuldgefühle, wenn ich Sie vermöbeln würde, was? Eine deftige Strafe für Ihre Sünden. Könnten Sie dann heute Nacht besser schlafen?«
»Sie auf Ihrem hohen Ross«, sagte Jerry. »Was glauben Sie eigentlich, wer Sie sind, Sie Witzfigur? Ein mieser Schnüffler, der sich von Kerlen wie Jurado anmieten lässt, um durchs Schlüsselloch zu spionieren. Der dafür bezahlt wird, dass er ihnen die Drecksarbeit abnimmt. Das ist der einzige Sinn und Zweck Ihrer Existenz, und das wissen Sie auch.«
»Ich spiele nicht mehr mit, Jerry«, antwortete Spandau. »Ich schmeiß die Brocken hin. Fall erledigt. Sie sind es nicht wert, dass man sich für Sie einsetzt.«
Er wandte sich zur Tür. Jerry stellte sich ihm in den Weg und schubste ihn zurück.
»Na los doch, Cowboy«, grinste Jerry. »Hör auf zu quatschen. Mach was. Zeig mal, was du draufhast.«
Er schubste ihn noch mal. Spandau wich ein paar Schritte zurück.
»Das können Sie sich abschminken, Jerry. So leicht kommen Sie nicht davon.«
»Sie machen mir Spaß, Cowboy«, feixte Jerry. »Markieren hier den großen Gary Cooper, den aufrechten Ehrenmann in einer verkommenen Welt. Klischee hoch zehn. Und wozu das Ganze? Bloß, um davon abzulenken, dass Sie eben doch nur ein mieser kleiner Schnüffler sind.« Wieder dieser aufgesetzte Südstaaten-Tonfall. »Wissen Sie was, Mr. Spandau? Im Grunde sind Sie genauso ein jämmerliches Würstchen wie der Rest der Menschheit.«
Jerry trat auf ihn zu; Spandau wich zurück. Jerry blieb abwartend stehen und rieb sich die Arme.
Spandau ließ ihn nicht aus den Augen. Hatte der Kerl einen nervösen Tick oder einen juckenden Ausschlag? Vielleicht war er gegen sich selbst allergisch.
»Michael lässt Ihnen ausrichten, es ist Zeit, die Ärmel hochzukrempeln und durchzustarten.«
Das Gerubbel hörte schlagartig auf. Jerry senkte den Kopf, lächelte und ließ ergeben die Hände sinken.
»Der alte Mistkerl«, murmelte er
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