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Tanz mit dem Tod (19) - Robb, J: Tanz mit dem Tod (19) - Visions in Death (19)

Titel: Tanz mit dem Tod (19) - Robb, J: Tanz mit dem Tod (19) - Visions in Death (19) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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hatte ich das Messer in der Hand. Das Messer, mit dem ich etwas von dem Käse abgeschnitten hatte. Es lag neben mir auf dem Boden, und ich hob es automatisch auf.«
    Langsam hob Peabody ihr nasses Gesicht. »Sie haben damit auf ihn eingestochen.« Mit den Handrücken wischte sie sich die Tränen fort. »Bei Gott, dem Allmächtigen, ich hoffe, dass Sie ihn damit in Fetzen geschnitten haben.«
    »Das habe ich getan.« Die Wasseroberfläche kräuselte sich leicht, bemerkte Eve. Auf dem auf den ersten Blick so stillen See dehnten sich die kleinen Wellen in immer größeren Kreisen aus.
    »Ich habe immer wieder auf ihn eingestochen, bis ich … nun, bis ich in seinem Blut gebadet habe. So, jetzt wissen Sie’s.« Sie holte zitternd Luft. »Ich selbst hatte es jahrelang verdrängt. Erst am Vorabend von meiner und Roarkes Hochzeit habe ich mich daran erinnert.«
    »Die Polizei -«
    Eve schüttelte den Kopf. »Er hatte mir eine Heidenangst vor der Polizei, dem Jugendamt und allen anderen gemacht, die mir vielleicht hätten helfen können. Also habe ich ihn einfach in dem Zimmer liegen lassen. Ich habe keine Ahnung, was ich dabei empfunden habe. Ich stand unter Schock. Ich habe mich gewaschen, mich
aus dem Zimmer geschlichen und bin kilometerweit gelaufen, bis ich mich in einer dunklen Gasse verkrochen habe, wo ich ohnmächtig geworden bin. Dort haben sie mich gefunden. Als ich wieder zu mir kam, lag ich im Krankenhaus. Ärzte und Polizisten standen an meinem Bett und haben mir Fragen gestellt. Aber entweder ich konnte mich an nichts erinnern, oder ich hatte zu viel Angst, um irgendwas zu sagen. Ich bin mir nicht ganz sicher. Meine Eltern hatten nie einen Pass für mich beantragt, sodass es nirgends einen Eintrag von mir gab. Ich habe erst angefangen zu existieren, als sie mich in der Gasse gefunden haben. Da es eine Gasse in Dallas war, haben sie mich so genannt.«
    »Sie haben dem Namen Bedeutung verliehen.«
    »Sie müssen es mir sagen, falls Sie je den Eindruck haben, dass diese Geschichte Einfluss auf meine Arbeit hat.«
    »Natürlich hat sie Einfluss auf Ihre Arbeit. So, wie ich es sehe, macht sie Sie zu einem besseren Cop. Sie gibt Ihnen die Kraft, auch die grässlichsten Situationen durchzustehen. Der Mann, hinter dem wir augenblicklich her sind, nutzt das, was ihm passiert ist, als Entschuldigung, um anderen Schmerzen zuzufügen und Leben zu zerstören. Für Sie ist das, was Ihnen widerfahren ist, ein Grund, um für die Menschen einzutreten, die unschuldige Opfer anderer geworden sind.«
    »Es geht bei unserer Arbeit nicht um Heldentum, sondern schlicht und einfach darum, dass man sie so gut wie möglich macht.«
    »Das sagen Sie immer. Ich bin froh, dass Sie mir diese Dinge erzählt haben. Das zeigt mir, dass Sie Vertrauen zu mir als Partnerin und Freundin haben. Und das können Sie auch.«
    »Ich weiß. Jetzt lassen Sie uns diese Geschichte vergessen und mit unserer Arbeit weitermachen, ja?«

    Eve stand auf, gab Peabody die Hand, zog sie auf die Füße und wandte sich zum Gehen.
     
    Nicht nur, um sich Annalisa Sommers noch einmal anzusehen, sondern auch, um Morris auszuquetschen, fuhr Eve in die Pathologie.
    Er zog gerade einer Männerleiche das Gehirn heraus, auch ohne Soja-Hot-Dog hätte sich ihr Magen beim Anblick der schwabbeligen Masse zusammengezogen. Er aber winkte sie gut gelaunt zu sich heran. »Ungeklärter Todesfall. Natürlich oder unnatürlich, Lieutenant?«
    Da Morris diese Ratespielchen liebte, tat sie ihm den Gefallen, trat ein wenig dichter an den Stahltisch und sah sich den Toten näher an. Die Verwesung hatte bereits eingesetzt, weshalb sie davon ausging, dass er vierundzwanzig bis sechsunddreißig Stunden vor Einlieferung ins Leichenschauhaus und dort einsetzender Kühlung aus dem Leben geschieden war. Er sah nicht mehr wirklich gut aus. Sein Alter schätzte sie auf vielleicht Ende siebzig, was hieß, dass er vierzig bis fünfzig Jahre zu früh gestorben war.
    Er hatte ein paar Abschürfungen an der linken Wange und in seinen Augen waren ein paar Äderchen geplatzt. Neugierig geworden, lief sie auf der Suche nach weiteren Verletzungen einmal um den Toten herum.
    »Was hatte er an?«
    »Eine Pyjamahose und einen Pantoffel.«
    »Wo war denn das Oberteil?«
    Morris sah sie lächelnd an. »Das lag auf dem Bett.«
    »Und wo war er selbst?«
    »Mit Professor Plum im Wintergarten.«
    »Was?«
    Kichernd winkte Morris ab. »Das war ein Scherz. Er lag neben dem Bett auf dem Boden.«

    »Gab es Anzeichen

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