Tanz mit dem Tod (19) - Robb, J: Tanz mit dem Tod (19) - Visions in Death (19)
dafür, dass jemand gewaltsam bei ihm eingedrungen war?«
»Nein.«
»Hat er allein gelebt?«
»Oh ja.«
»Sieht aus, als hätte er einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall bekommen.« Da Morris’ Hände versiegelt waren, nickte sie ihm zu. »Machen Sie mal seinen Mund auf und klappen die Lippen zurück.«
Morris tat wie ihm geheißen und trat etwas zur Seite, damit sie besser sah. »Ich würde trotzdem mit der oder dem Hausangestellten sprechen und versuchen rauszufinden, ob er oder sie den Schlummertrunk des Toten vergiftet hat. Die rötlichen Flecken am Gaumen und unter den Lippen weisen auf eine Überdosis Booster oder etwas in der Richtung hin. Wenn es Selbstmord gewesen wäre, hätte sich der Typ angezogen und gemütlich ins Bett gelegt, bevor er das Zeug getrunken hätte. Ich gehe also davon aus, dass jemand nachgeholfen hat. Wo ist Sommers?«
»Ich verstehe wirklich nicht, weshalb sie mich überhaupt noch hier beschäftigen.« Als er aber das Hirn in eine Schale legte, grinste er über das ganze Gesicht. »Ich gehe davon aus, dass die toxikologische Untersuchung Ihren Verdacht in Kürze bestätigen wird. Sommers ist fertig und liegt in einem Kühlfach. Ihre Familie und ihr Freund waren heute Morgen zusammen hier obwohl es nicht gerade einfach war, habe ich es geschafft, sie daran zu hindern, sie sich anzusehen.«
»Die Öffentlichkeit weiß noch nichts von den Augen, und ich will, dass das auch weiterhin so bleibt. Selbst die nächsten Angehörigen sollten, wenn möglich, nichts davon erfahren, denn, gerade wenn sie trauern oder wütend sind, kann nicht ausgeschlossen werden, dass sie
damit zu den Medien gehen. Lassen Sie also bitte weiter niemanden zu diesen Opfern vor.«
»Sie wollen sie sich noch einmal ansehen.«
»Ja.«
»Warten Sie, ich wasche mir nur schnell die Hände. Unser ehrenwerter Freund hier hat noch etwas Zeit.«
Er trat vor den Spülstein und wusch Blut und Versiegelungsspray von seinen Fingern ab. »Sie war noch übler zugerichtet als die beiden anderen Frauen.«
»Die Gewalt nimmt zu. Ich weiß.«
»Und die Abstände zwischen den Taten werden immer kürzer.« Nachdem er sich die Hände abgetrocknet hatte, entledigte er sich auch seines Overalls und warf ihn achtlos in einen Korb.
»Wir kommen ihm mit jeder Minute näher.«
»Davon bin ich überzeugt. Nun. Darf ich bitten?« In jungfräulichem blauem Hemd und rotem Schlips bot er ihr seinen Arm.
Morris war der Einzige, der sie zum Lachen bringen konnte, wenn sie in Gesellschaft Toter war. »Himmel, Morris, Sie sind einfach einzigartig.«
»Das will ich doch wohl hoffen.«
Er führte sie in den Kühlraum, blickte in die Bücher, zog eins der Fächer auf und hüllte sie dabei in eine Wolke kalten Nebels ein.
Ohne auf die Sektionsnarben zu achten, sah sich Eve den Leichnam an. »Gesicht und Oberkörper haben viel mehr abbekommen als bei den beiden anderen. Vielleicht hat er sich rittlings auf sie gesetzt.« Sie stellte es sich bildlich vor. »Vielleicht hat er rittlings auf ihr gesessen, während er auf sie eingeschlagen hat. Anders als Lily Napier hat sie keinen gebrochenen Kiefer, aber dafür eine gebrochene Nase und ein paar ausgeschlagene Zähne. Der Schlag auf den Hinterkopf hat sie nicht umgebracht.
Vielleicht ist sie noch mal zu sich gekommen, ich schätze aber eher, dass ihr das erspart blieb.«
»Auch die Vergewaltigung soll brutaler als die beiden anderen Male gewesen sein.«
»Falls es dabei Abstufungen geben kann. Die Abschürfungen waren stärker und auch im Vaginalbereich war mehr zerstört. Sie war ein bisschen kleiner und deshalb auch etwas enger als die beiden anderen Frauen. Unser Killer scheint erstaunlich gut bestückt zu sein.«
»Die Augen. Die Schnitte waren sicherer als beim ersten, aber nicht ganz so sauber wie beim zweiten Mal.«
»Sie machen Ihre Sache wirklich ausgezeichnet. Ich fürchte, dass ich mir allmählich wirklich ernste Sorgen um meine Stelle machen muss. Ja. Die Qualität der Schnitte weicht unmerklich voneinander ab, wobei der Täter dieses Mal besser als beim ersten und schlechter als beim zweiten Mal gewesen ist.«
»Okay.« Als er die Tote wieder in das Kühlfach schob, trat sie einen Schritt zurück.
»Wie dicht sind Sie ihm auf den Fersen, Dallas? Allmählich fängt es an mich zu deprimieren, lauter hübsche junge Frauen hier zu Gast zu haben.«
»Noch nicht dicht genug«, erklärte sie ihm tonlos. »Wir sind erst dicht genug, wenn er mit Handschellen in einem Streifenwagen
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