Tanz mit dem Tod (19) - Robb, J: Tanz mit dem Tod (19) - Visions in Death (19)
sein Werk beendet. Sind die Augen vielleicht ein Symbol?«, fragte sie sich laut. »Fenster der Seele oder Auge um Auge, wie es in der Bibel steht? Ein verdrehtes religiöses Ritual? Vielleicht sind sie auch nur ein Souvenir.«
»Darüber solltest du mit Mira sprechen.«
»Allerdings.« Eve dachte an die Top-Profilerin der Stadt. »Ich rufe sie noch heute Morgen an.«
Während des Gesprächs hatte sie aufgegessen, und jetzt stand sie auf, um sich endlich anzuziehen. »Vielleicht haben wir ja Glück und es war eine einmalige Sache.«
»Warum glaubst du, dass es das nicht ist?«
»Es war zu gut organisiert und zu präzise, und es gab zu viele Symbole. Die Augen, die rote Kordel und die Pose. Vielleicht finden wir ja heraus, dass das alles in direktem Zusammenhang mit Elisa Maplewood gestanden hat, aber ich glaube, dass sich diese Dinge eher auf den
Mörder als auf das Opfer beziehen. Sie bedeuten ihm etwas. Vielleicht hat ihn Elisa vom Typ her angesprochen. Entweder von ihrem Aussehen, von ihrem Wohnort, von ihrem persönlichen Hintergrund oder von etwas anderem her. Vielleicht hat es auch schon gereicht, dass sie eine Frau und für ihn erreichbar war.«
»Willst du, dass ich dir bei den Vanderleas behilflich bin?«
»Vielleicht. Ich weiß noch nicht genau.«
»Dann sag mir einfach Bescheid, falls ja. Liebling, doch nicht diese Jacke.« Weniger entgeistert als vielmehr resigniert nahm er ihr die Jacke ab, die sie aus dem Schrank gerissen hatte, und tauschte sie nach kurzem Überlegen gegen einen blassblau-cremefarbenen karierten Blazer ein. »Vertrau mir.«
»Ich weiß wirklich nicht, was ich gemacht habe, bevor du mich in Stilfragen beraten hast.«
»Ich schon, aber ich denke lieber nicht daran zurück.«
»Glaub nicht, ich hätte nicht gemerkt, dass das ein Seitenhieb war.« Sie setzte sich, um ihre Stiefel anzuziehen.
»Mmm.« Er schob eine Hand in seine Jackentasche und tastete dort nach dem kleinen grauen Knopf, der von dem wahrscheinlich hässlichsten und am schlechtesten geschnittenen Kostüm des ganzen Universums abgefallen war, das sie an dem Tag getragen hatte, als er ihr zum ersten Mal begegnet war.
»Ich habe gleich noch eine Videokonferenz, dann fahre ich ins Büro.« Er beugte sich nach vorn und legte seinen Mund auf ihre Lippen, wo er ihn während eines langen, befriedigenden Augenblickes einfach liegen ließ. »Pass gut auf meine Polizistin auf.«
»Auf jeden Fall. Weißt du, ich habe gehört, dass deine Freunde sagen, deine Polizistin wäre unermüdlich,
aber auch Furcht einflößend und gemein. Was sagst du dazu?«
»Lieutenant, das sagen deine Freunde auch. Grüß Peabody herzlich von mir«, fügte er im Hinausgehen hinzu.
»Zwar werde ich sie grüßen«, rief sie ihm hinterher. »Aber dein Herz behalte ich für mich.«
Als sie sein gut gelauntes Lachen hörte, kam sie zu dem Schluss, dass dieses Geräusch am frühen Morgen mindestens so gut wie ein ganzer Liter frischer Kaffee war.
Sofort nach ihrer Ankunft auf der Wache rief sie wegen eines Termins in Dr. Miras Praxis an. Peabody würde überprüfen, ob sich Luther Vanderlea tatsächlich wie behauptet zum Zeitpunkt des Mordes in Spanien aufgehalten hatte, und wo Elisas Exmann war.
Eve gab währenddessen alle bisherigen Daten in den Computer ein und fragte beim IRCCA, ob es andere, ähnliche Verbrechen in deren Dateien gab.
Es wunderte sie nicht, dass es bei unzähligen Sexualmorden auch zu Verstümmelungen kam. Dazu war sie bereits viel zu lange bei der Polizei. Nicht einmal die Zahl der Tötungen, bei denen den Opfern die Augen zerstört oder herausgeschnitten worden waren, brachte sie länger als einen Moment aus dem Konzept.
Sie strich die Morde von der Liste, bei denen der Täter entweder im Gefängnis saß oder gestorben war, und brachte dann den Rest des Vormittages mit dem Studium der Angeklagten, die nicht verurteilt werden konnten, und der nicht gelösten Fälle zu.
Hin und wieder klingelte ihr Link, da jedoch bestimmt nur eine Reihe Journalisten eine Stellungnahme von ihr wollten, ging sie nicht auf das Schrillen ein.
Während der Computer seine Arbeit machte, wandte sie sich abermals dem Opfer zu.
Wer war Elisa Maplewood gewesen?
Sie hatte eine normale Schulbildung genossen, aber kein College besucht. Einmal verheiratet, geschieden, eine Tochter. Während der ersten beiden Jahre hatte sie Erziehungsgeld bekommen und ihr Kind daheim versorgt. Ihre Eltern hatten sich scheiden lassen, als sie dreizehn gewesen
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