Tanz mit dem Tod (19) - Robb, J: Tanz mit dem Tod (19) - Visions in Death (19)
vorsichtshalber für zehn Minuten später den Alarmton ein. »Bringen Sie sie rein.«
Grübelnd nahm Eve wieder hinter ihrem Schreibtisch
Platz. Das passierte, seit sie Freunde hatte. Diese Freunde hatten wieder irgendwelche Freunde und die schlichen sich auf irgendwelchen Pfaden in ihr Leben und in ihre Arbeit ein. Ehe sie es sich versehen hatte, hatte sie es mit einem regelrechten Menschenauflauf zu tun gehabt.
Von dem mindestens die Hälfte nicht ganz zurechnungsfähig war.
Also gut, verbesserte sie sich. Nicht alle Menschen mit seherischen Fähigkeiten waren verrückt oder Betrüger. Einige von ihnen - wenn auch die Allerwenigsten - waren wirklich echt. Ihr war durchaus bewusst, dass selbst die Polizei gelegentlich die Dienste irgendwelcher Hellseher in Anspruch nahm, und dass das Ergebnis der Kooperation häufig beachtlich war.
Sie hingegen hatte bisher niemals irgendwelche Medien benutzt. Sie war der festen Überzeugung, dass sich ihre Arbeit am besten durch gründliche Ermittlungen, die Anwendung technischer Verfahren, das Studium von Beweisen und das Ziehen kluger Schlüsse erledigen ließ. Nahm sie dazu noch Instinkt, Glück und ein Mindestmaß an Härte, kam sie hervorragend zurecht.
Jetzt bestellte sie sich doch einen Kaffee.
Als die fremde Frau den Raum betrat, drehte sie sich, ihren Becher in den Händen, zu ihr um.
Ihr Erscheinungsbild war wirklich vollkommen normal. Ihre langen Haare fielen leicht gewellt über ihre Schultern und hatten einen normalen braunen Ton. Einen dunklen, sanft schimmernden Braunton, der tatsächlich aussah, als hätte ihn der liebe Gott bei ihrer Erschaffung für sie ausgesucht. Ihre dunkle Haut war seidig weich, und sie hatte klare, grüne Augen, in denen zwar Nervosität, nicht aber auch nur ein Hauch von Wahnsinn zu erkennen war.
Ihr Gesicht war ausdrucksvoll und sexy, sie hatte eine
schmale, gerade Nase und einen vollen Mund. Das Blut in ihren Adern war mexikanisch oder spanisch, nahm Eve an. Wahrscheinlich hatten ihre Ahnen in der glühend heißen Sonne an ihren Gitarren gezupft.
Eve schätzte sie auf Mitte dreißig. Sie war vielleicht einen Meter fünfundsechzig groß und wirkte schlank und durchtrainiert.
Sie trug eine legere, gut geschnittene Hose mit einer langen Bluse, beides in der Farbe frisch erblühten Mohns, ein paar Ringe mit farbigen Steinen und goldene Ohrringe in Tropfenform.
»Lieutenant Dallas. Dies ist Celina Sanchez«, stellte Peabody die Fremde vor.
»Okay, Ms Sanchez, setzen Sie sich. Ich habe wenig Zeit, also kommen wir am besten gleich zum Thema.«
»Wie Sie wollen.« Celina nahm ihr gegenüber Platz, verschränkte ihre Hände fest in ihrem Schoß und atmete tief durch. »Er hat ihre Augen mitgenommen.«
3
»Nun, da mir Ihre Aufmerksamkeit gewiss ist …« Celina löste ihre Hände voneinander und drückte mit den Fingern gegen ihre rechte Schläfe, als täte die ihr weh. »Könnte ich wohl eine Tasse von diesem Kaffee haben?«
Eve blieb reglos sitzen und nippte an ihrem eigenen Kaffee. Sie hatten den Medien nichts von der Verstümmelung erzählt. Aber es gab immer undichte Stellen, wusste sie. Die gab es jedes Mal.
Celinas Stimme zitterte ein wenig, hatte aber keinerlei Akzent. Sie war rauchig und klang leicht provokativ.
»Woher haben Sie diese Information, Ms Sanchez?«
»Ich habe es gesehen, und es war bestimmt kein Bild, das mir gefallen hat.«
»Sie haben das Opfer im Central Park gesehen?«
»Ja. Aber ich war nicht im Park. Ich war bei mir zu Hause. Ich bin hier, um es Ihnen zu erklären. Eine Tasse Kaffee wäre wirklich schön.«
Eve blickte auf Peabody und nickte dann in Richtung AutoChef. »Sie haben Elisa Maplewood gekannt?«
»Nein. Bevor wir weitersprechen, muss ich Ihnen sagen, dass ich bisher nie mit der Polizei zusammengearbeitet habe. Ich habe auch nie danach gestrebt.«
Sie gestikulierte mit den Händen, wie es anscheinend eine Gewohnheit von ihr war. Dann aber verschränkte sie sie abermals in ihrem Schoß.
»Ich will nicht die schlimmen Dinge sehen, die Sie sich ansehen müssen, Lieutenant. Ich finde diese Bilder schrecklich und will sie deshalb gar nicht sehen. Ich führe Privatséancen durch und organisiere Partys. Ich bin weder verrückt noch trachte ich nach Ruhm, auch wenn Sie das nach allem, was mir Louise über Sie erzählt hat, sicher denken.«
»Woher kennen Sie Louise Dimatto?«
»Wir waren zusammen in der Schule und sind seitdem befreundet. Danke.« Sie nahm die ihr von Peabody gebotene
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