Tanz mit dem Tod (19) - Robb, J: Tanz mit dem Tod (19) - Visions in Death (19)
oder endlich alles sieht. Schweres Schädeltrauma«, fing er an. »Vor Eintreten des Todes. Er hat ihr wirklich übel mitgespielt. Hat sie vergewaltigt, ohne irgendwelche Körperflüssigkeit zu hinterlassen. Hat sich also geschützt. Todesursache Erwürgen. Mordwaffe war das rote Band. Die Verstümmelung ist nach Eintreten des Todes erfolgt. Saubere Schnitte. Er hat vorher offenbar geübt.«
»Wie sauber? Ist er vielleicht ein Chirurg?«
»Wenn ja, hat er sein Studium sicher nicht als Klassenbester abgeschlossen. Ich würde sagen, er hat ein Laserskalpell benutzt und war dabei zwar geschickt, aber nicht wirklich begnadet. Darauf weisen mehrere kleine Patzer hin.« Er winkte in Richtung einer zweiten Mikro-Brille, die in der Nähe lag. »Wollen Sie es sich mal ansehen?«
Wortlos schnappte sich Eve die Brille und beugte sich neben dem Pathologen über die tote Frau.
»Sehen Sie hier und hier?« Er nickte in Richtung des Bildschirms, auf dem die Wunden vergrößert waren, damit auch Peabody sie sah. »Das waren keine wirklich präzisen Schnitte. Ich würde sagen, seine Hand hat leicht gezittert. Ich habe etwas Flüssigkeit gefunden. Offenbar hat er den linken Augapfel etwas beschädigt, auch wenn das erst noch durch den Sturschädel bestätigt werden muss.«
»Okay.«
»Er hat keine Spuren von sich an ihr hinterlassen. Ich habe Gras, Erde und ein paar Haare an ihr gefunden, die aber nicht von einem Menschen stammen. Am besten fragen Sie den Sturschädel, was das für Haare sind. Es könnten Hundehaare sein, aber das ist nur geraten, weil sie mit einem Hund im Park war. Das Blut stammt ausnahmslos von ihr.«
»Verdammt. Wie sieht es mit Faserspuren aus?«
»Ein paar unter ihren Fingernägeln und an ihrem Körper. Sie hat es ihm nicht leicht gemacht. Die Fasern sind noch im Labor, aber ich würde sagen, es ist Stoff, wahrscheinlich von ihren eigenen Kleidern. Vielleicht sind auch ein paar von seinem Hemd, aber das war ebenfalls versiegelt, weshalb es uns nicht weiterbringt.«
Eve richtete sich wieder auf und setzte die Brille ab. »Haben Sie so etwas schon mal gesehen?«
»Aus meiner luftigen Höhe, Dallas, sieht man einfach alles. Aber genau so etwas, nein. Und Sie?«
»Alle Elemente zusammen nicht.«
Doch sie wusste instinktiv, dass sie sie noch einmal sehen würde, und zwar in nicht allzu ferner Zeit.
»Sie ist sauber, Dallas. Sanchez, meine ich. Keine Festnahmen und keine Vorstrafen.« Während Eve hinter dem
Lenkrad saß, ging Peabody die Daten auf dem Bildschirm ihres Handcomputers durch. »Soll ich Ihnen vorlesen?«
»Nur das Wichtigste.«
»Geboren am 3. Februar 2026 in Madison, Wisconsin. Brrr. Beide Eltern leben in Cancun. Das ist schon eher nach meinem Geschmack. Keine Geschwister. Hat ausnahmslos teure Privatschulen besucht. War nie verheiratet. Hat drei Jahre mit einem Mann zusammengelebt, der aber vor vierzehn Monaten aus ihrer Wohnung ausgezogen ist. Keine Kinder. Als freiberufliches Medium registriert und lizenziert.«
»Seit wann hat sie ihre Lizenz?«
»Seit fünfzehn Jahren. Es wurden ein paar Zivilklagen gegen sie erhoben, die aber ausnahmslos zu ihren Gunsten entschieden worden sind. Das ist in ihrem Beruf normal. Die Leute werden sauer, wenn etwas nicht so läuft, wie sie es sich wünschen, und dann reichen sie Klage ein.«
»Die Leute verklagen auch die Wolken, wenn es bei ihrem Picknick regnet.«
»Sie ist gut im Geschäft. Organisiert Tagungen und Firmenfeiern und hält Privatséancen ab. Verdient damit alles andere als schlecht. Sieben bis acht Mal so viel wie ein kleiner Detective aus dem Morddezernat. Lebt seit zwölf Jahren in SoHo und hat einen zweiten Wohnsitz in der Oyster Bay. Nett. Sie scheint wirklich echt zu sein.«
»Uh-huh. Haben Sie herausgefunden, wo Louise Dimatto steckt?«
»Sie ist heute im Frauenhaus.«
»Oh.« Eve hatte auf die Klinik in der Canal Street gehofft. Bisher hatte sie immer einen Riesenbogen um das von Roarke gebaute Frauenhaus gemacht. »Erst fahren wir noch einmal zu den Vanderleas, und wenn die Zeit danach noch reicht, fahren wir kurz ins Dochas und sprechen mit Louise.«
»Ich wollte mir das Dochas immer schon mal ansehen«, stellte Peabody fest. »Charles sagt, dass Louise total begeistert davon ist.«
»Sie sprechen mit Charles?«
»Sicher. Wir telefonieren ab und zu.«
Da Charles, ein professioneller, lizenzierter Gesellschafter und Louise Dimattos fester Partner, vorher des Öfteren mit Peabody ausgegangen war, kam das Eve ein
Weitere Kostenlose Bücher