Tanz mit dem Tod (19) - Robb, J: Tanz mit dem Tod (19) - Visions in Death (19)
Ich wette, dass sie, mit den Kindern, auf die Märkte gegangen ist.«
»Das ist eine Möglichkeit. Am besten fragen wir die Vanderleas.« Eve stand auf dem Bürgersteig, schob die Daumen in die Taschen ihrer Jeans und trommelte nachdenklich mit ihren Fingern gegen ihre Hüfte, während sich ein dichter Strom von Fußgängern an ihr vorüber schob. »Aber nicht sofort. Sie brauchen etwas Zeit für sich. Wir sind nur ein paar Blocks vom Frauenhaus entfernt. Also fahren wir am besten erst mal zu Louise und fragen sie nach dieser Hexe.«
»Seherinnen müssen keine Hexen sein, genau wie Hexen nicht notwendigerweise gleichzeitig Seherinnen sind. He, ein Schwebegrill!«
»Warten Sie!« Eve presste eine Hand an ihre Schläfe und rollte die Augen himmelwärts. »Ich habe eine Vision. Ich sehe, wie sich ein bestimmter Detective einen vor Fett triefenden Sojaburger zwischen die Kiemen schiebt.«
»Eigentlich wollte ich nur einen Obst-Stick und vielleicht einen kleinen Salat zum Mitnehmen. Aber jetzt, da Sie davon sprechen, werde ich den Gedanken an den blöden Burger nicht mehr los.«
»Habe ich es doch gewusst. Bringen Sie mir eine Tüte Pommes und eine Pepsi mit.«
»Das wiederum habe ich gewusst.« Aber Peabody war viel zu glücklich darüber, dass sie tatsächlich einmal mittags
etwas in den Magen bekommen würde, als dass sie gejammert hätte, weil ihr Eve mal wieder die Bezahlung ihres Essens überließ.
4
Es sah nicht wie eine Zufluchtsstätte aus, bemerkte Eve. Zumindest von außen wirkte es wie ein bescheidenes, aber gepflegtes Mehrparteienhaus der mittleren Preiskategorie. Statt eines Türstehers gab es einen gut gesicherten Eingang, und der beiläufige Betrachter hätte selbst bei genauem Hinsehen nichts Ungewöhnliches bemerkt.
Genau darum war es Roarke gegangen, erinnerte sich Eve. Gerade die Unauffälligkeit bot den Frauen und den Kindern, die sich hierher flüchteten, größtmöglichen Schutz.
Aber als Polizistin nahm sie selbstverständlich die hervorragenden Sicherheitsmaßnahmen wahr. In den schlichten Zierleisten und Formstücken waren hochmoderne Kameras versteckt, und keins der Fenster war von außen einzusehen.
Da sie Roarke kannte, ging sie sicher davon aus, dass es an allen Eingängen Bewegungsmelder und teure Alarmsirenen gab. Um Zutritt zu dem Gebäude zu erlangen, musste man sich mit seinem Handabdruck und seinem persönlichen Zugangscode ausweisen oder es ließ einen jemand von innen herein. Wahrscheinlich war das Haus rund um die Uhr bewacht, und sie ginge jede Wette ein, dass sich bei einem Einbruchsversuch jede Tür und jedes Fenster automatisch schloss.
Dies war kein normales Frauenhaus, sondern eine regelrechte Festung, stellte sie anerkennend fest.
Dochas, das gälische Wort für Hoffnung, war so sicher - oder wegen seiner Anonymität vielleicht sogar noch sicherer als das Weiße Haus.
Hätte sie sich, als sie als kleines Mädchen verletzt, traumatisiert und vollkommen verloren durch Dallas geirrt war, an einen solchen Ort geflüchtet?
Nein. Vor lauter Angst wäre sie vor der Hoffnung davongerannt.
Obwohl sie wusste, dass das vollkommener Unsinn war, fühlte sie sich selbst jetzt noch unbehaglich, als sie vor den Eingang trat. In der Gosse war es leichter, dachte sie, denn dort wusste man genau, dass es Ratten gab. Dort war man darauf gefasst.
Trotzdem drückte sie den Klingelknopf.
Sofort machte man ihr auf.
Dr. Louise Dimatto, das blonde Energiebündel, nahm sie lächelnd in Empfang.
Sie trug einen blassblauen Kittel über einer schlichten schwarzen Bluse und einer robusten Jeans. Zwei winzig kleine goldene Ringe glitzerten an ihrem linken und drei am rechten Ohr. Sie trug keine Ringe an ihren geschickten Fingern, dafür aber eine schlichte, praktische Armbanduhr.
Obwohl ihre Familie geradezu in Dollars schwamm, stellte sie ihren Reichtum nicht zur Schau.
Sie war süß wie ein Erdbeerparfait, klassisch elegant wie eine Champagnerflöte aus Kristall, und eine Reformerin, die für den Grabenkampf geboren war.
»Wurde auch allerhöchste Zeit.« Sie schnappte sich Eves Hand und zog sie daran durch die Tür. »Ich dachte schon, ich müsste irgendwann die Polizei anrufen, damit ich Sie mal hier begrüßen kann. Hi, Peabody. Junge, Sie sehen fantastisch aus.«
Peabody fing an zu strahlen. »Danke.« Nach endlosem
Experimentieren hatte sie endlich ihren Detective-Stil gefunden, der aus schlichten Linien, interessanten Farben und passenden Turnschuhen bestand.
»Danke, dass
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