Tanz mit dem Tod (19) - Robb, J: Tanz mit dem Tod (19) - Visions in Death (19)
in denen der Testosterongehalt der Luft mit Händen greifbar war.
Zu Peabodys Enttäuschung hatten die hünenhaften Kerle, die dort ihre prallen Oberarme und baumstammdicken Schenkel bis an die Schmerzgrenze trainierten, jedoch weniger Interesse an einer bestimmten Polizistin als an ihren eigenen Spiegelbildern oder der männlichen Konkurrenz.
Sie fischten im Trüben, überlegte Eve, als sie nach Hause fuhr. Und bisher hatte sie kein Ziehen an der Angel gespürt.
Bisher hatte sie jede Menge Namen, weiter nichts. Mehrere hundert Namen von Mitgliedern in irgendwelchen Fitness-Studios, vielleicht käme ja bei einem Vergleich mit den Namen bekannter Sexualstraftäter irgendwas heraus. Schließlich war er nicht erst seit gestern auf diesem fürchterlichen Weg.
Er war wahrscheinlich Single, das kreiste die Zahl der Verdächtigen natürlich weiter ein. Er war nicht schwul oder hatte sich bisher zumindest nicht dazu bekannt. Und er hatte keinen Abendjob, denn zu der Zeit brachte er die Frauen um.
Weder am Opfer noch am Tat- oder am Fundort hatten sie auch nur ein menschliches Haar gefunden. Hatte er sich von Kopf bis Fuß versiegelt oder rasierte er sich
alle Haare ab - wie ein paar der besessenen Kerle, die sie heute gesehen hatte?
Sie konnte ihn beinahe bildlich vor sich sehen.
Während sie sich bemühte, das Bild noch etwas schärfer hinzukriegen, wollte sie in die Einfahrt ihres Grundstücks biegen und musste heftig bremsen, als das Tor verschlossen blieb.
»Dieser blöde Summerset.«
Sie öffnete das Fenster und bellte in die Gegensprechanlage: »Machen Sie das verdammte Tor auf, Sie rattengesichtiger, knochenarschiger …«
»Einen Augenblick, bitte. Ihre Stimme wird identifiziert.«
»Ich werde dir meine Stimmidentifizierung geben. Ich werde dir meine …«
Als das Tor zur Seite glitt, brach sie zischend ab. »Bildet sich anscheinend ein, dass er mich dadurch ärgern kann, dass er mich hier draußen kochen lässt, während er seine kranken Spielchen mit mir spielt. Ich würde diesem Typen ja die Eier bis hoch in den Rachen treten, nur dass er leider keine hat.«
Vor dem Eingang sprang sie aus dem Wagen, joggte die Treppe hinauf und stürmte durch die Tür.
»Wenn Sie automatisch eingelassen werden wollen, Lieutenant«, erklärte Summerset in ruhigem Ton, »müssen Sie uns darüber informieren, wenn Sie in einem fremden Wagen kommen. Der Wagen, den Sie heute fahren, war noch nicht registriert. Wenn Sie ihn nicht registrieren lassen wollen, müssen Sie sich über die Gegensprechanlage melden, damit die Überwachungsanlage Ihre Stimme identifizieren kann.«
Scheiße. Er hatte Recht.
»Der Wagen gehört mir, ist also ganz bestimmt nicht fremd.«
Er bedachte sie mit einem säuerlichen Lächeln. »Da haben Sie es ja anscheinend plötzlich ziemlich weit gebracht.«
»Ach, lecken Sie mich doch am Arsch.« Wütend, weil sie keine Gelegenheit hatte, den Kerl in seine Schranken zu verweisen, wandte sie sich der Treppe zu.
»Sie haben Gäste. Roarke kümmert sich bereits um sie. Mavis und Leonardo sitzen auf der westlichen Terrasse oben im ersten Stock. Ich wollte ihnen gerade ein paar Kanapees servieren.«
»Sie sind eben ein echter Schatz.« Da jedoch der halbe Schokoriegel, den sie am Vormittag gegessen hatte, nur noch eine ferne Erinnerung war, gestand sie sich, wenn auch widerstrebend, ein, dass der Gedanke an etwas Essbares für sie durchaus in Ordnung war.
Als sie auf die Terrasse trat, nippten dort alle an irgendwelchen Drinks. Das hieß, nicht alle tranken. Mavis schwenkte gut gelaunt ihr Glas mit Zitronenlimonade und die Worte sprudelten schneller aus ihrem Mund als das prickelnde Getränk aus ihrem Glas.
Sie trug eng anliegende, schimmernd grüne Stiefel, die ihr bis zu den Knien reichten, wo eine genauso enge rote, nein blaue, nein rote Hose begann.
Mit zusammengekniffenen Augen starrte Eve auf die kurze Hose, die jedes Mal, wenn Mavis sich bewegte - was sie so gut wie immer tat - einen anderen Ton annahm. Eine schimmernd grüne, perlenbestickte Bluse hing bis auf ihre Hüfte, ihre Haare waren rot und behielten diesen Farbton zu Eves Erleichterung auch, als sie fröhlich auf der Stelle tanzte. Nur die Spitzen glänzten grün, als hätte sie sie in einen Farbeimer getaucht.
Roarke bedachte sie mit einem liebevollen, amüsierten Lächeln, während Leonardos Blick offene Anbetung verriet.
Dann wandte Roarke den Kopf und zwinkerte seiner Gattin fröhlich zu.
Statt Mavis’ Darbietung zu
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