Tanz mit mir - Roman
da.« Dann hockte er sich auf den Boden, schaltete die neue Playstation ein und baute das Lenkrad sowie die Fußpedale auf.
Lauren warf Chris einen Blick zu. Ihre zugekniffenen Augen sprachen Bände. Frauenschwarm? Hallo?
»Er will dich nur ärgern. Achte am besten gar nicht auf ihn.« Chris richtete ungelenk seine Kleidung. »Kian, hast du schon etwas gegessen?«
»Nein«, erwiderte er. »Und du? Hast du schon was vernascht? He? He?«, fügte er hinzu und sah lüstern zu Lauren hinüber. »He?«, wiederholte er für den Fall, dass sie noch nicht begriffen haben sollte, was er meinte.
»Oh mein Gott«, seufzte Lauren entnervt. Jede auch noch so kleinste erotische Stimmung war im Keim erstickt. Kian schien alle Romantik aus der Luft zu saugen wie ein Staubsauger, der auf höchster Stufe lief. Wie er mit solchen Sprüchen der untersten Schublade Frauen aufgabeln konnte, blieb ihr ein Rätsel – dennoch schaffte er es Chris zufolge immer wieder.
»Sollen wir uns vielleicht etwas zu essen bestellen?«, wandte sich Chris an Lauren in dem Bestreben, sie damit zu besänftigen.
»Ich habe eigentlich keinen Hunger«, entgegnete Lauren.
Der tosende Lärm eines Formel-1-Rennens ertönte aus den Lautsprechern, die überall im Raum verteilt waren, als sich
Kian auf dem Sitzsack niederließ, der gleichzeitig als Rennauto diente. Lauren hatte diese Videospielgeräusche schon so oft gehört, dass sie bei ihr einen pawlowschen Reflex auslösten: Sie wurde mächtig wütend. Am Anfang hatte sie noch versucht, Interesse für dieses Hobby zu zeigen, und es sogar selbst einmal ausprobiert, doch ihrer Ansicht nach handelte es sich hierbei um eine Sache, für die sich ausschließlich Kerle begeistern konnten. Selbst jetzt konnte sie merken, dass Chris geradezu darauf brannte, das andere Lenkrad zu übernehmen. Und Kian wusste das ganz genau.
Genau das passierte jedes Mal, wenn sie Chris hier besuchte. Er und Kian lachten sich über Leute tot, die sie nicht kannte, zischten ein Bier nach dem anderen, unterhielten sich über die Formel 1, bis sich Lauren fragte, ob sie unsichtbar geworden war. Es fühlte sich an, als müsste sie ihren Freund mit einer anderen Frau teilen. Was die ganze Angelegenheit noch verschlimmerte, war die Tatsache, dass sie selbst, Lauren, alles ausgelöst hatte. Sie hatte nämlich darauf bestanden, die gemeinsame Wohnung bis zur Hochzeit aufzulösen und so die Miete für später zu sparen.
Lauren starrte Chris finster an, der näher an den Fernseher gerückt war. Schließlich konnte er sich nicht mehr zurückhalten.
»Mensch, Kian, du brauchst Slicks für diese Rennstrecke!«, platzte es aus ihm heraus. Er schaute schuldbewusst zu Lauren hinüber.
Eigentlich wollte sie es nicht sagen, da sie sich nach ihrer Jugend geschworen hatte, diese Worte nie mehr in den Mund zu nehmen. Doch Kian ließ ihr keine Wahl – und er wusste das nur allzu gut, dieser kleine, manipulative Saukerl!
»Komm schon, Chris«, sagte Lauren und gab sich Mühe, nicht wie eine Nervensäge zu klingen. »Lass uns auf dein Zimmer gehen.« Sie erhob sich vom Sofa, schnappte sich ihre Handtasche und zog Chris hinter sich her.
Chris warf einen letzten sehnsüchtigen Blick auf Kians neue Pedale, bevor er ihr folgte.
Lauren vermisste es, nicht jederzeit Chris’ herrlichen Sixpack berühren zu können. Das Sprichwort, dass die Liebe mit der Entfernung wachse, schien definitiv zu stimmen. Doch jeder noch so kleine Anflug von Romantik löste sich in Wohlgefallen auf, da die quietschenden Reifen von Kians Angriff in Le Mans die verführerische Musik übertönten, die Chris hastig in seinem Zimmer angestellt hatte.
»Mir reicht’s, ich gehe«, erklärte Lauren, schob Chris von sich und richtete sich auf seinem Einzelbett mühsam in eine Sitzposition auf.
Chris ließ den Kopf auf das Bett fallen und stöhnte frustriert auf. »Warum denn?«
»Weil …« Im Wohnzimmer baute Kian gerade einen Unfall, fluchte und rülpste. »Weil mir die Wände in dieser Wohnung einfach zu dünn sind. Und Kian ist zu sehr … hier .«
Chris hob den Kopf. »Was soll er auch sonst tun? Es ist schließlich seine Wohnung!«
»Dann sollten wir uns vielleicht doch noch mal ein paar Gedanken über unsere aktuelle Wohnsituation machen.« Lauren hielt inne. »Vielleicht kann ich ja meine Eltern überreden, eine Woche lang in Urlaub zu fahren.«
»Vielleicht könnten wir ja auch in Urlaub fahren?«
»Wir wollten das Geld für die Wohnung sparen, wenn du dich
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