Tanz mit mir - Roman
auch bleiben. Aber sie sind aus Silber, also sind sie schon einiges wert. Die Griffe sind aus Perlmutt.«
Lauren warf ihrer Mutter einen skeptischen Blick zu. »Aber du liebst doch so was!« Dann fiel ihr Blick auf eine andere Schachtel, die sie kannte. »Verscherbelst du etwa deine
silbernen Kaffeelöffel? Nein! Doch nicht die mit den kleinen silbernen Kaffeebohnen am Ende?«
Bridget fummelte an ihrer Armbanduhr herum. »Das ist doch alles nur unnötiges Zeug«, erklärte sie, doch sie klang für Laurens Geschmack nur wenig überzeugend. »Du kennst doch unser Haus – es ist voll von diesem Zeug!«
»Hmmm«, nickte Lauren. Doch insgeheim vermutete sie, dass ihre Mum wahrscheinlich eine dieser Trödel- und Antiquitätensendungen im Fernsehen gesehen hatte. Außerdem waren ihre Eltern kurz davor, in den Ruhestand zu gehen. Warum sollte man an alten Fischmessern festhalten, wenn man das Geld genauso gut dazu nutzen konnte, um die Enkelkinder in Neuseeland zu besuchen?
»Bitte verrate deinem Dad nichts davon, ja?«, beharrte Bridget mit geröteten Wangen. »Er traut dem Internet immer noch nicht so ganz über den Weg.«
»Okay. Aber du solltest besser ein Mindestgebot eingeben. Darum sind moderne Hochzeitsgeschenklisten eine viel bessere Idee«, erklärte Lauren, während sie tippte. »Du bekommst ausschließlich das, was du willst, und du kannst immer noch Sachen austauschen, die du vielleicht nicht mehr willst. Du kannst jetzt sogar Listen im Internet erstellen, dann braucht man nicht mehr durch die Geschäfte zu ziehen. Willst du mal einen Blick darauf werfen? Ich habe mich schon für ein paar Listen registriert.«
»Ja, klar«, erwiderte Bridget – als hätte sie die freie Wahl gehabt. »Zeig mal.«
»Oh«, erinnerte sich Lauren plötzlich an die Kreditkartenabrechnungen. »Diese hier gehören übrigens dir.«
Sie war zu beschäftigt damit, sich bei M&S einzuloggen, um Bridgets panischen Gesichtsausdruck beim Anblick der Rechnungen zu bemerken oder mitzubekommen, wie sie die Rechnungen schuldbewusst in ihrer Tasche verschwinden ließ.
Lauren war ebenfalls zu beschäftigt damit, ihrer Mutter die sorgsam ausgewählten Badezimmeraccessoires zu zeigen, um zu bemerken, wie nervös Bridget an ihrem Ewigkeitsring an der linken Hand herumspielte und ihn immer wieder drehte.
Bridget dachte insgeheim, dass der Ring eine süße Idee von Frank gewesen war. »Um dir für das Leben zu danken, das wir geführt haben und das wir noch führen werden, wenn wir beide erst einmal im Ruhestand sind«, hatte er mit einem breiten Lächeln erklärt, als sie die kleine Schatulle geöffnet hatte und beim Anblick der funkelnden Diamanten darin nach Luft schnappen musste.
Sie hatte ihn daran erinnern wollen, dass sie sich diesen Ring gar nicht leisten konnten, doch Frank, der alte Romantiker, hatte darauf bestanden. »Wir beide haben unser Leben lang hart gearbeitet, und du verdienst es, etwas so Schönes zu besitzen. Ich habe es von dem Geld gekauft, das meine Firma mir als Abfindung gezahlt hat, Liebes. Ich fand es so schöner, als einfach nur Rechnungen damit zu begleichen.«
Noch während er sprach, hatte er ihr den Ring über den Finger geschoben. Danach hatte Bridget ihn nicht mehr ablegen wollen. Nie mehr wieder. Sie wusste, dass der Ring eine liebevolle Geste war und dies für sie beide wahrscheinlich die letzte Gelegenheit darstellte, über eine derartige Summe zu verfügen. Doch Bridget hätte sich gewünscht, dass Frank besser einmal daran gedacht hätte, dass ihnen von diesem Zeitpunkt an nur noch ein volles Einkommen zur Verfügung stand. Doch Frank ging immer noch bei M&S in die teure Lebensmittelabteilung und griff für seine neuen Hobbys – wie zum Beispiel für seinen Camcorder – gern tief in die Tasche. Irgendwie hatten sie ihr Konto mit mehr als fünftausend Pfund überzogen, und die Bank hatte den Kreditrahmen in diesem Jahr schon zweimal aufgestockt.
Dann dachte Bridget an die Rechnungen in ihrer Tasche.
Zum ersten Mal in ihrem Leben war sie sich nicht sicher, ob sie den Mut besaß, die Briefe zu öffnen.
Sie schaute auf ihren Finger hinunter.
Wie sehr brauchte sie diesen Ring wirklich?
Wie verletzt wäre Frank, wenn sie ihn verkaufen würde?
Es ist nur Geld, ermahnte sich Bridget und versuchte, die Zweifel und Einwände zu vergessen, wie sie es zuvor schon mit den Kreditkartenabrechnungen getan hatte. Aber genau das war das Problem.
16
Katie saß starr vor Kummer im Dunkeln und dachte darüber
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