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Tanz mit mir - Roman

Tanz mit mir - Roman

Titel: Tanz mit mir - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Dillon Sina Hoffmann
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sitzt und weint, weil du ihn zutiefst verletzt hast! Doch sie empfand nichts außer Mitleid. Sie würde wahrscheinlich nicht einmal etwas fühlen, wenn Ross ihr den Arm mit einer Axt abhacken würde.
    Fühlt man sich so, wenn man langsam durchdreht?, fragte sie sich. Oder wenn man unter Depressionen leidet? Ist es nicht ein sicheres Anzeichen für eine Depression, wenn man weder Freude noch Trauer oder sonst irgendetwas empfindet?
    »Wenn sie das wirklich so meint, welchen Sinn hat es denn dann noch, irgendetwas zu sagen oder zu tun?«, stieß Ross mit letzter Kraft hervor. »Ich will sie nicht dazu zwingen, zu bleiben, wenn sie mich nicht mehr liebt.«
    Und da haben wir es wieder, dachte Katie. Er lässt lieber jemand anderen eine Entscheidung für ihn fällen … Ich brauche aber jemanden, der stark genug ist, mir dabei zu helfen, diese Familie zu tragen.
    »Ross, hör doch bitte ein Mal in deinem Leben auf, nett zu sein«, rief Katie, erhob sich und verließ das Zimmer.

17

    Katie hatte keine Ahnung, wohin sie lief, doch plötzlich fand sie sich in der Fußgängerzone wieder. Als sie das warme Licht erblickte, das sich so einladend von dem bedrückenden, tristen Beton rundherum abhob, und Katie bemerkte, dass das Café immer noch geöffnet hatte, trat sie ein. Die karierten Tischdecken ließen vermuten, dass die Besitzer das Café abends in eine Pizzeria verwandelten. Abgesehen von ein paar Teenagern, die sich so lange wie möglich an einem Milchshake festhielten, war Katie die einzige Kundin.
    Katie ließ sich an einem Tisch nieder und versuchte, einen klaren Kopf zu bekommen, doch es wollte ihr einfach nicht glücken. Ihr einziger Gedanke war, dass sie am liebsten die Augen schließen und an einem anderen Ort wieder aufwachen wollte.
    Was machst du denn jetzt, nachdem du Ross erklärt hast, dass eure Ehe am Ende ist, und du wie in einer Seifenoper davongerauscht bist?
    In Seifenopern war immer alles in bester Ordnung. Man blendete einfach zu einer anderen Szene hinüber, in der andere Menschen mitspielten. Doch im echten Leben war Katie klar, dass sie sich mit Ross über die Folgen und das weitere Vorgehen auseinandersetzen musste.
    Doch was würde nun geschehen? Ein Teil von ihr war recht gespannt angesichts der Vorstellung, dass sie endlich die ausgefahrenen Gleise verlassen hatten. Vielleicht würde Ross
nun endlich einmal brüllen und eine eigene Meinung entwickeln, für die sie ihm wieder Respekt entgegenbringen könnte. Möglicherweise hatte er aber auch dieses Mal wieder keine eigene Meinung, sodass sie ihm diese nicht nur wieder aus der Nase ziehen, sondern dafür auch wieder Verantwortung übernehmen müsste.
    Sie starrte hinaus auf die Hauptstraße und den trüben Nieselregen, doch ihr Kopf blieb leer wie das verlassene Elektrogeschäft gegenüber, dessen Schaufenster mit weißer Farbe zugeschmiert waren. Der Stadtrat wird all das hier abreißen, dachte Katie, als ihre Gedanken wieder zu den Recherche-, Kontroll- und Bestätigungsunterlagen in ihrem Posteingang zurückwanderten. Die Architekten, die diese schrecklich sterile Fußgängerzone geplant hatten, waren sich sicher gewesen, dass ihre modernen Bauten so lange Bestand haben würden wie die alte Abteikirche. Nun war man schlauer, würde die Bauten abreißen und sie durch ein exklusives Warenhaus, kleine Straßencafés und umweltfreundliche Straßenlaternen ersetzen.
    Als Ross nach über einer Stunde das Café betrat, war sie mit ihren Grübeleien immer noch nicht weitergekommen.
    »Hier bist du«, begrüßte er sie. »Du weißt, dass sie gerade um dich herum den Boden wischen und gern schließen würden?«
    »Ja«, antwortete Katie knapp. Sie hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht, den Mantel auszuziehen.
    »Ich dachte, ich könnte genauso gut auch noch bis zum Ende der Sitzung bleiben«, fuhr er fort. »Nach allem, was du gesagt hast, hatte ich die Beratung dringend nötig.«
    »Was hat Peter gesagt? Wahrscheinlich hat er mich als egoistisches Miststück beschimpft.«
    »Nein, eigentlich haben wir nur über mich gesprochen«, erklärte Ross ruhig. Er rieb sich das Kinn. »Er hat mir arge Vorwürfe gemacht, dass ich alle Entscheidungen dir aufbürde
und meinen Frust an dir ablasse, anstatt mich damit auseinanderzusetzen.«
    Katie starrte Ross überrascht an, weil er so ruhig blieb. Stand er vielleicht unter Schock? Warum tat er so, als sei nichts passiert? Als hätte sie eben nicht erklärt, dass ihre Ehe am Ende sei?
    Ross runzelte die

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