Tanz mit mir - Roman
anrufen und uns erkundigen, wie du finanziell gestellt bist. Er hat doch keine Bankkonten gesperrt, oder?«
Sie schüttelte den Kopf. »Er weiß, dass ich Geld für die Mädchen brauche. Das würde er nicht tun.«
»Tatsächlich?« Katie schnappte sich Jos Notizblock für die Wocheneinkäufe und begann, eine Liste aufzusetzen. »Gut. Also – Rechtsanwalt. Schlüsseldienst. Während du schön deinen Tee trinkst, werde ich seine Sachen zusammenpacken. In Mülltüten.« Sie versuchte, ein Lächeln zustande zu bringen. »Und dabei werde ich mir keinerlei Mühe geben, seine Sachen ordentlich zusammenzulegen.«
»Katie, ich bin dir und Ross unendlich dankbar!« Jo erhob sich, geriet dabei ein wenig ins Taumeln und ließ sich niedergeschlagen wieder auf ihren Hocker fallen. »Du weißt gar nicht, wie viel Glück du hast! Ross ist der süßeste Mann, den ich kenne. Pass gut auf ihn auf!«
Jo bemerkte, wie Katie zusammenzuckte, und hakte nach. »Was ist denn? Ist was passiert?«
Katie dachte kurz daran, ihr die Ereignisse zu verschweigen – immerhin war dies der Moment, in dem Jo ihre Hilfe brauchte, und nicht umgekehrt. Doch Jo würde zusammen mit Ross und den Kindern wegfahren; bei dieser Gelegenheit würde Ross es ihr ohnehin erzählen.
»Wir …« Die Worte blieben ihr im Hals stecken, doch sie zwang sich, sie dennoch auszusprechen. »Um unsere Ehe ist es auch nicht so sonderlich gut bestellt. Ich denke, wir sind
kurz davor, einen Schlussstrich zu ziehen.« Katie rutschte das Herz in die Hose, als sie hörte, wie ihr die Worte über die Lippen kamen. »Gestern Abend bei der Eheberatung habe ich …« Sie stockte. »Ich habe ihm gesagt, dass wir nur noch wegen Jack und Hannah zusammen sind.«
Erschrocken und überrascht schlug Jo die Hand vor den Mund und riss die braunen Augen weit auf. »Katie!« Ihr Haar wippte, als sie ungläubig den Kopf schüttelte. »Ich wusste zwar, dass ihr eine Paartherapie macht, aber ich dachte, dass es bei euch mittlerweile wieder besser läuft! Beim Tanzkurs kam mir Ross so viel glücklicher vor! Außerdem hat er mir erzählt, dass …«
Sie hielt inne, als sei ihr plötzlich bewusst geworden, dass sie zu viel gesagt hatte. Katie warf ihr einen skeptischen Blick zu und war plötzlich verärgert, dass Ross ihre Eheprobleme mit Jo besprochen hatte.
»Was hat er dir erzählt?«
Jo presste die Lippen fest aufeinander. »Katie, ich habe nicht vor, für einen von euch beiden Partei zu ergreifen. Das weißt du.«
»Darum bitte ich dich ja auch gar nicht! Was hat er gesagt?« Mit Müh und Not widerstand Katie der Versuchung, noch die Bemerkung »Ich dachte, du wärst meine Freundin!« hinzuzufügen.
Jo schien noch mit sich zu kämpfen, doch plötzlich brach es aus ihr mit einer Leidenschaft hervor, die Katie überraschte. »Er hat gar nichts gesagt, weil er nämlich dir gegenüber unglaublich loyal ist. Aber begreifst du denn nicht, wie schwer manchmal alles für ihn ist? Sich um Kinder zu kümmern ist anstrengend und schwierig , und man hat nie das Gefühl, etwas wirklich richtig zu machen. Und dann kommst du von der Arbeit nach Hause und machst ihm Vorwürfe wegen Sachen, die eigentlich völlig unwichtig sind, obwohl er eigentlich eine verdammte Medaille verliehen bekommen sollte. In der
Spielgruppe ist er der einzige Vater, und er macht seine Sache wirklich großartig, aber er ist allein! Er hat das Gefühl, dass du dich nur noch für deine Karriere, das Haus und die Kinder interessierst – und eben nicht mehr für ihn. Du gibst ihm das Gefühl, als hättest du ihn im Stich gelassen.«
Ich gebe ihm das Gefühl – er muss ihr all das gesagt haben, dachte Katie und konnte sich Ross’ jämmerlichen Gesichtsausdruck genau vorstellen, als er Jo über sein bemitleidenswertes Leben als Hausmann geklagt hatte. Woher sollte Jo das sonst wissen? Der Verrat fühlte sich an, als hätte ihr jemand einen Schlag versetzt.
Jo fühlt mit ihm, weil sie sich von Greg ähnlich behandelt fühlt, also nimm es nicht persönlich!, redete sich Katie ein. Doch sie konnte sich eine bissige Bemerkung nicht verkneifen.
»Und darüber hat er sich bei dir ausgeheult, nicht wahr? Meinst du nicht, dass man alles von zweierlei Seiten betrachten kann?«
»Um Himmels willen, jetzt versetz dich doch mal in seine Lage!«, schoss Jo zurück. »Greg hat unsere ganze Familie zerstört, indem er sich wie ein selbstsüchtiger Mistkerl verhalten hat, anstatt zuerst einmal mit mir zu reden. Ich will dich doch nur davor
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