Tanz mit mir - Roman
und wandte sich an Angelica, »aber – das soll kein Vorwurf sein! – muss ich mit ihr tanzen?« Sie nickte mit dem Kopf in Richtung ihrer Freundin, bevor sich ihre Miene hoffnungsvoll erhellte. »Könnten Sie nicht irgendeinen Kerl auftreiben, mit dem ich stattdessen tanzen kann? Sie müssen doch jede Menge Tänzer kennen, oder?«
Chloe presste die ohnehin schon verschränkten Arme noch enger an ihren Körper und schob sich damit den Busen fast unter das Kinn. »Schönen Dank auch, Trina. Super.«
»Jetzt sei doch mal ehrlich, das Gleiche denkst du doch auch!«, protestierte Trina. »Wer nicht fragt, bleibt dumm, sage ich immer!«
»Sehr richtig«, stimmte Angelica ihr zu. »Aber leider bin ich keine Partnervermittlung. Wenn Sie mit einem Mann tanzen möchten, sollten Sie Ihr Werben freitags beim Gesellschaftsabend beginnen. Dort können Sie Ihr eigenes Casting abhalten!«
»Wie bei DanceStar im Fernsehen!«, grübelte Trina. »Langsam verstehe ich, was Sie meinen!«
»Was müssen wir denn dafür genau tun?«, erkundigte sich
Lauren. »Ich bin nicht besonders gut darin, etwas … vorzuführen.« Womit sie sehr höflich auszudrücken versuchte, dass sie so ziemlich jede Prüfung in ihrem Leben versiebt hatte, weil sie sich mit dem Wunsch, alles richtig zu machen, einfach zu sehr unter Druck gesetzt hatte. So hatte schließlich einfach gar nichts mehr geklappt. Sie warf Chris einen prüfenden Blick zu, der um die Nasenspitze herum ein wenig blass geworden war. Chris war natürlich einer dieser Glückspilze gewesen, die niemals etwas wiederholen mussten und es dennoch immer wieder schafften, gute Noten abzusahnen. Obwohl sich Lauren dieses Mal nicht so sicher war, ob er ohne Üben einen 1-A-Foxtrott aufs Parkett legen könnte. Es sei denn, Angelica würde ihm per Hypnose ein Rhythmusgefühl eintrichtern. Aber vielleicht könnte man sich ja ein paar Videos besorgen à la »Denk dich schlank«?
Irene würde bestimmt ein paar kennen.
»Es soll kein Test sein! Es ist einzig und allein eine gute Gelegenheit, um allen zu zeigen, was Sie alles gelernt haben. Stellen Sie es sich als Generalprobe für Ihren großen Tag vor!«, schlug Angelica ihr vor. »Das wird schon klappen und Ihnen wahnsinnig viel Spaß machen!«
»Ich wüsste nicht, was daran …«, begann Chris, doch er hielt inne, als Angelica mit dem Finger auf ihn zeigte.
»Christopher, Sie haben mit Lauren die beste Partnerin an Ihrer Seite, die Sie sich vorstellen können. Sie hat es verdient, eine Gelegenheit zu bekommen, um mit ihrem Können zu glänzen. Und am 14. Dezember werden Sie Laurens Fred Astaire sein – und wenn ich Ihre Schuhspitzen mit Sekundenkleber aneinanderkleben und Lauren Sie durch den Raum schleifen muss wie eine Marionette.«
»So bald schon?« Lauren schnappte nach Luft. »Wir haben aber doch jetzt schon fast Ende Oktober! Da bleiben ja nur noch … sechs weitere Abende!«
»Zeit genug«, beschwichtigte sie Angelica. »Da ich weiß,
wie wenig Zeit noch bleibt, und ebenso weiß, dass einige von Ihnen nicht so gern zu Hause üben, habe ich ein kleines Geschenk zur Wiederholung für Sie vorbereitet.« Sie beugte sich vor und öffnete ihre große Ledertasche.
»Lauren, könnten wir uns vielleicht einmal kurz unterhalten -«, setzte Chris an, doch Lauren deutete ihm mit dem Zeigefinger an, leise zu sein.
»Ich habe CDs für Sie, die Sie sich anhören sollten. Für jeden gibt es eine spezielle Aufnahme.« Angelica gab allen Anwesenden eine CD, die mit ihrer fließenden, gestochenen Handschrift beschriftet war. »Darauf sind alle Musikrichtungen vertreten für die Tänze, die Sie gelernt haben, sowie für ein paar Tänze, die Sie im nächsten Monat kennenlernen werden. Sie können selbst entscheiden, welchen Tanz Sie sich für die Vorführung aussuchen möchten. Ich habe zu jedem Song den jeweiligen Tanz notiert, und ich möchte, dass Sie die CD in Ihrem Auto abspielen oder in Ihrem Discman oder was auch immer Sie haben. Stellen Sie sich beim Hören bitte vor, wie Sie dazu tanzen.«
Sie hielt kurz inne, als sie bei Baxter und Peggy ankam. »Ich habe auch eine CD für Sie beide angefertigt, obwohl ich annehme, dass Sie selbst wahrscheinlich genügend Musik als Inspiration zu Hause haben.«
Peggy wurde nervös und lächelte gekünstelt, wie sie es immer tat, wenn Angelica sich direkt an sie wandte.
»Wir verfügen durchaus über eine kleine Auswahl unserer eigenen, bevorzugten Wettbewerbslieder«, erklärte Baxter und glättete sich
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