Tanz mit mir - Roman
bewahren, den gleichen verdammten Fehler zu begehen!«
Katie fiel die Kinnlade herunter. »Hör auf!«, fauchte sie. »Du hast ja keine Ahnung, wie Ross zu Hause ist!«
»Ich weiß, dass er ein guter Ehemann ist!«
»Und du meinst, ich wüsste das nicht?«
»Offensichtlich nicht.«
In der Küche herrschte mit einem Mal eine seltsame Stimmung, als wäre die Atmosphäre plötzlich vergiftet.
Jo schwieg und schüttelte den Kopf. Die zornigen Worte, die vor wenigen Augenblicken aus ihr hervorgebrochen waren, standen unheilvoll zwischen ihnen.
Es ist deine Schuld. Du hast ihn fortgestoßen. Du hast ihn als selbstverständlich betrachtet.
Jemand anderer würde ihn mehr zu schätzen wissen und sich um ihn kümmern.
Jemand wie … Jo?
Nein, dachte Katie. Nein.
»Wenn ich ehrlich bin, Katie«, fuhr Jo fort, »habe ich diesen langweiligen, selbstsüchtigen Ross, der sich deiner Meinung nach als ›Opfer‹ gibt, nicht ein einziges Mal gesehen. Im Gegenteil: Er ist geschickt und kann anpacken, er ist in allem sehr entschlossen und zudem einer der besten Väter, die ich kenne. Alle Mütter lieben ihn. Und es ist beileibe nicht leicht , derjenige zu sein, der zu Hause bei den Kindern bleibt. Du verlierst deine Persönlichkeit, weil du andauernd nur Essen aufwärmst und vollgeschissene Windeln wechselst! Mir kommt es fast vor, als wärst du geradezu darauf fixiert, nur die negativen Seiten an ihm zu sehen!«
»Lass uns jetzt nicht über Ross und mich reden, in Ordnung?«, fragte Katie. Nur mit Müh und Not schaffte sie es, Jo für ihren Vorwurf nicht anzuschreien, mit dem sie eindeutig zu weit gegangen war. »Wir sollten uns jetzt auf dich konzentrieren.«
»Oh Gott …« Kraftlos ließ sich Jo wieder auf ihren Hocker fallen. »Ich habe kein Recht, mich einzumischen. Doch ihr beide seid mir so wichtig! Und ich habe eure Kinder wirklich lieb. Vielleicht könntest du nur einen Schritt zurückgehen? Wenn du ihn nicht mehr liebst – schön und gut. Aber versuch nicht, es so darzustellen, als sei es allein sein Fehler. Das ist nicht fair!«
Jo versteht es einfach nicht, dachte Katie und fühlte sich plötzlich sehr, sehr einsam. Dann kam sie sich mit einem Mal sehr gemein vor, da Jo die gleichen Vorwürfe wahrscheinlich Greg hätte machen wollen, wenn sie nicht so geschockt gewesen wäre.
Um den Gedanken an ihren Streit zu verdrängen, schaltete ihr Gehirn auf den praktischen Bewältigungsmodus um. »Willst du immer noch in die Center Parcs fahren?«, fragte sie. »Ich würde es verstehen, wenn dir nicht danach wäre.«
»Nein, es wird den Kindern bestimmt guttun«, erwiderte Jo. »Und mir auch. Wenn Ross mitfährt, habe ich vielleicht sogar ein wenig Zeit für mich, um nachzudenken.« Sie blickte zu Katie auf, und Katie konnte erkennen, wie viel Anstrengung es sie kostete, sich zusammenzureißen. »Das sollte auch dir die Möglichkeit geben, nachzudenken.«
»Wenn du möchtest, könnte ich Gregs Sachen zusammenpacken und wegschaffen, während du fort bist.« Katie wollte helfen. Sie war zu erschöpft, um Jo böse zu sein, selbst wenn sie das Wesentliche nicht begriffen zu haben schien. Was würde es schon bringen, alle Argumente wie Druck und Stress bei der Arbeit und dergleichen zu wiederholen? Wahrscheinlich würde sie in Jos Ohren nur wie Greg klingen. »Er ist derjenige, der auszieht, nicht wahr?«
»Ja«, erwiderte Jo. »Er hat mir nicht gesagt, wo er hingeht, aber er wird wohl in irgendeinem Hotel wohnen.« Sie hielt inne. »Was ist mit Ross? Will er ausziehen?«
Irgendetwas an der Art, wie Jo gefragt hatte, machte die Situation für Katie mit einem Mal viel realer und bedrohlicher als je zuvor. Vor ihrem inneren Auge sah Katie, wie Ross seine Jeans und T-Shirts einpackte, wie er seine CDs mitnahm, die Design-Bücher aus dem Regal holte, wie er den Kindern zu erklären versuchte, warum Daddy fortging, und warum …
»Ich weiß es nicht«, antwortete Katie schnell. »So weit sind wir noch nicht.«
In der Eingangshalle klingelte das Telefon und ließ sie beide erstarren.
»Ich möchte jetzt nicht mit Greg sprechen«, erklärte Jo leise.
»Okay.«
»Katie, du hast wirklich eine tolle Ehe«, fuhr Jo zögerlich fort. »Mach keinen Fehler und sieh ein kleines Tief nicht gleich als Ende an. Ich führe mich nicht umsonst hier als Miststück auf. Denn«, sie zog schelmisch die Mundwinkel hoch, »wenn ich ein echtes Miststück wäre, würde ich dich darin bestärken, Ross zu verlassen, damit wir dann hier
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